Teleskop der Sonnensonde funktioniert
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
28. April 2020
Im Februar startete die europäische Weltraumagentur ESA ihre
Sonnenmission Solar Orbiter. Auf dem Weg zu ihrem Einsatzorbit werden die
Instrumente der Sonde aktuell gründlich überprüft. Das Doppelteleskop PHI hat
nun alle Tests bestanden und schon den ersten Rekord der Mission aufgestellt: Es
blickte aus der bislang geringsten Entfernung auf die Sonne.
Die Raumsonde Solar Orbiter (hier eine
künstlerische Darstellung) befindet sich derzeit
auf dem Weg in Richtung Sonne.
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Ein wichtiger Meilenstein bei der Inbetriebnahme des Instruments PHI (Polarimetric
und Helioseismic Imager) an Bord der ESA-Raumsonde Solar Orbiter ist
erreicht: Wie umfassende Tests ergaben, funktioniert die Hardware des
Instrumentes einwandfrei. In den vergangenen Tagen und Wochen haben
Wissenschaftler und Ingenieure des Max-Planck-Instituts für
Sonnensystemforschung (MPS) alle Betriebsarten des Doppelteleskops geprüft.
PHI besteht aus zwei Teleskopen, welche die Sonne abbilden und zudem
magnetische Eigenschaften der Sonne untersuchen. Bei größter Sonnenannäherung
lassen sich mit dem High Resolution Telescope Strukturen mit einer
Größe von 200 Kilometern auf der Sonnenoberfläche darstellen. Das Full Disc
Telescope behält hingegen die gesamte Sonnenscheibe im Blick. "Beide
Teleskope arbeiten genauso, wie wir uns das versprochen haben – und lassen
erahnen, wozu PHI im Laufe der Mission fähig sein wird", bilanziert PHI
Instrument Scientist Dr. Achim Gandorfer vom MPS.
Schon jetzt hält das Instrument einen Rekord: Es ist das Teleskop, das seinen
Blick aus dem bisher im geringsten Abstand zur Sonne, nämlich bei etwa 0,8
Astronomischen Einheiten (entspricht knapp 120 Millionen Kilometern), auf ihre
sichtbare Oberfläche gerichtet hat. Im Laufe der Mission wird sich Solar
Orbiter noch auf 0,28 AE an unseren Stern annähern.
Ganz abgeschlossen ist die Inbetriebnahme von PHI indes noch nicht: "Ein
wichtiger Baustein für die späteren wissenschaftlichen Untersuchungen ist die
Datenverarbeitung im Instrument selbst", erklärt Dr. Johann Hirzberger, PHI
Operations Scientist vom MPS. Solar Orbiter bietet auf Grund des großen
Abstandes zur Erde eine vergleichsweise geringe Datenübertragungsrate. Da bei
abbildenden Instrumenten wie PHI im wissenschaftlichen Betrieb jedoch große
Datenmengen anfallen, verarbeitet und reduziert das Doppelteleskop die Daten
bereits an Bord. Ob dieses Kunststück wie geplant funktioniert, testen die
MPS-Wissenschaftler und -Ingenieure ab Mitte Mai.
Die Raumsonde Solar Orbiter ist am 10. Februar dieses Jahres ins All
gestartet und befindet sich derzeit auf dem Weg zu ihrer designierten Flugbahn
um die Sonne. Solar Orbiter ist eine Mission der ESA mit starker
Beteiligung der NASA. Ziel der Mission ist es, beispiellose Nahbeobachtungen der
Sonne unter anderem aus hohen Breitengraden durchzuführen, erste Bilder der
unerforschten Polgebiete der Sonne zu liefern und die Verbindung zwischen Sonne
und Erde zu untersuchen. Das Doppelteleskop PHI wurde unter Leitung des MPS
entwickelt und gebaut. Das Institut ist zudem an den Instrumenten EUI, Metis und
SPICE beteiligt.
|