Mars-Maulwurf steht auf dem Marsboden
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
13. Februar 2019
Mit der NASA-Mission InSight soll erstmals das
Innere des Mars detailliert erforscht werden. Dazu hat der Lander ein
Seismometer und auch eine kleine Rammsonde dabei, die sich bis zu fünf Meter in den
Untergrund des Roten Planeten graben soll, um hier Temperaturmessungen
vorzunehmen. Jetzt wurde das Experiment erfolgreich auf dem Marsboden platziert.
Das Experiment HP³ steht nun in rund einem
Meter Entfernung links neben dem Seismometer
SEIS. Beide Experimente wurden vom Roboterarm des
NASA-Landers InSight auf dem Marsboden abgesetzt.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Senkrecht auf flachem Grund steht er bereit für seine historische Mission: Am
12. Februar 2019 um 19:18 Uhr MEZ ist der Marsmaulwurf HP³ (Heat Flow and
Physical Properties Package) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) mit dem Roboterarm des NASA-Landers InSight ausgesetzt worden.
In den kommenden Wochen soll die ferngesteuerte kleine Rammsonde erstmals in
der Geschichte der Raumfahrt bis zu fünf Meter tief in den Marsboden eindringen,
um Temperatur und Wärmeleitfähigkeit des Untergrunds zu messen und daraus den
Wärmestrom aus dem Inneren des Mars zu bestimmen. Der Wärmestrom gibt den
Forschern eine Kennzahl zur thermischen Aktivität des Roten Planeten. Daraus
lässt sich schließen, wie sich das Innere des Mars entwickelt hat, ob er noch
immer über einen heißen flüssigen Kern verfügt und was die Erde im Vergleich so
besonders macht.
"Wir sind froh, dass das Absetzen unseres HP³-Experiments auf dem Marsboden
so einwandfrei geklappt hat", sagt der leitende Wissenschaftler des Experiments,
Prof. Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. HP³ steht
nun stabil rund eineinhalb Meter von der Muttersonde entfernt. "Jetzt hoffen
wir, dass dem 'Mole', unserem Maulwurf, kein größerer Stein auf seinem Weg in
den Untergrund in die Quere kommt", so Spohn weiter.
Zuvor wurde bereits das Seismometer SEIS (Seismic Experiment for Interior
Structure) mitsamt einer zusätzlichen Schutzabdeckung gegen Wind und
Temperaturschwankungen in ähnlicher Entfernung wie HP³ von der InSight-Muttersonde
auf den Marsboden gesetzt. SEIS und HP³ stehen etwa einen Meter voneinander
entfernt.
"Thermophysikalisch gesehen, kann man Planeten als Wärmekraftmaschine
begreifen, die Vulkanismus, Tektonik, und Magnetismus erzeugt", erklärt Prof.
Tilman Spohn. Wärmeflussmessungen sind wichtige Randbedingungen für die
Modellierung der thermischen Entwicklung der Erde, des Mars und anderer
Planeten. Während das Seismometer und die Beobachtung der Schwankungen der
Rotationsachse mit dem InSight-Experiment RISE (Rotation and Interior
Structure Experiment) den inneren Aufbau des Mars erhellen, schränkt der
gemessene Wärmestrom Hypothesen über die Entwicklung des Mars ein.
Nach weitgehender Überzeugung der Wissenschaftler hat die geologische
Entwicklung eines Planeten große Bedeutung für seine Lebensfreundlichkeit bis
hin zu den Ereignissen, die das Leben überhaupt entstehen lassen. Auf der Erde
bildeten sich im Laufe der Entwicklung Kontinente und Ozeane, die sich
tektonisch ständig gegeneinander verschieben und verändern. Die Flachmeere der
Kontinente oder die Vulkanketten in den Ozeanen könnten die Orte gewesen sein,
an denen das Leben entstand.
Dem Mars fehlen diese tektonischen Elemente, einerseits vermutlich, weil er
kleiner ist, andererseits, weil er nicht genügend Wasser hat, um den Prozess der
Plattentektonik, wie auf der Erde, über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft
zu "schmieren". Allerdings hatte der frühe Mars mehr Wasser und Eis als heute
und war durchaus zumindest zeitweise lebensfreundlich. Mithilfe der Messungen
von InSight wollen die Forscher die planetenphysikalischen Aspekte
dieser komplexen Zusammenhänge besser verstehen.
Dafür zieht der Maulwurf hinter sich ein mit Temperatursensoren bestücktes,
fünf Meter langes Flachbandkabel in den Marsboden hinein, mit dem nach Erreichen
der Zieltiefe die Temperaturverteilung mit der Tiefe und ihre Änderung mit der
Zeit gemessen wird. Ergänzend misst das am InSight-Lander angebrachte
Radiometer (Infrarotstrahlungsmesser) die Temperatur des Marsbodens an der
Oberfläche. Derzeit wird der Betrieb des DLR-Instruments vorbereitet und
geplant.
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