NASA sagt Start der Marsmission für 2016 ab
von Stefan Deiters astronews.com
23. Dezember 2015
Nur rund drei Monate vor dem vorgesehenen Start im März 2016
hat die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA gestern Abend den Start der
Marsmission Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and
Heat Transport (InSight) abgesagt. Grund war ein Vakuumleck bei einem der
zentralen Instrumente der Mission. Die nächste Startmöglichkeit besteht nun erst
wieder 2018.
Startet nun nicht im März 2016: der
Marslander InSight.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Es war eine böse Überraschung kurz vor Weihnachten: Eigentlich sollte im ersten
Quartal des neuen Jahres die NASA-Sonde Interior Exploration using Seismic
Investigations, Geodesy and Heat Transport, kurz InSight, zum Mars
starten, um insbesondere das Innere des Roten Planeten näher zu untersuchen.
Doch gestern Abend war klar, dass die beteiligten Wissenschaftler, darunter auch
Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, wohl noch mehr als zwei
Jahre auf den Start "ihrer" Sonde warten müssen: Wegen eines Problems bei einem
zentralen Instrument der Mission hat die NASA den für März vorgesehenen Start von
InSight abgesagt.
"Seit der Zeit der Viking-Mission hat es für
Planetenforscher hohe Priorität, mehr über den inneren Aufbau des Mars zu erfahren", so John Grunsfeld, der für
Wissenschaft zuständige Administrator der NASA. "Wir bewegen uns mit unseren
Missionen immer an der Grenze des technisch Möglichen, um möglichst viel
herauszufinden. Die Weltraumforschung erlaubt aber keine Fehler. Und alles läuft
schließlich darauf hinaus, dass wir bis zum Startfenster im Jahr 2016 nicht
fertig sind. Wie es weitergeht, wird in den nächsten Monaten entschieden werden,
doch eines ist klar: Die NASA bekennt sich weiterhin voll zur wissenschaftlichen
Erkundung des Mars."
Bei dem Instrument, das nun für die Absage des für März geplanten Starts
verantwortlich ist, handelt es sich um das Seismic Experiment for Interior
Structure (SEIS), ein Seismometer, das federführend von der französischen
Raumfahrtagentur Centre National d'Études Spatiales (CNES) gebaut wurde. Es
soll kleinste Bewegungen des Bodens erfassen. Um die Sensoren vor den harschen
Umweltbedingungen auf dem Mars zu schützen, befinden sich diese in einer
Vakuumkammer.
"Die Untersuchungen, die mit InSight geplant sind, sollen unser Wissen über die
Entstehung und Entwicklung aller Gesteinsplaneten, einschließlich der Erde,
erweitern", so
Bruce Banerdt, der verantwortliche Wissenschaftler für InSight am Jet Propulsion
Laboratory (JPL) der NASA. "Auf dem Mars gibt es noch Hinweise auf die frühe
Entwicklung der Gesteinsplaneten. Auf der Erde wurden diese durch die inneren
Bewegungen von Gesteinsmassen ausgelöscht. Die Gewinnung von Daten über den
Kern, den Mantel und die Kruste des Mars ist für Planetenwissenschaftler von
großer Bedeutung. InSight wurde gebaut, um diese Informationen zu liefern."
Schon im Laufe des Jahres hatte es bei dem Seismometer Probleme mit der
Aufrechterhaltung des nötigen Vakuums gegeben, doch dachte man, dass das Leck
gefunden und entsprechend abgedichtet werden konnte. Bei abschließenden Tests am
Montag jedoch, bei denen das Instrument Temperaturen von minus 45 Grad Celsius
ausgesetzt worden war, trat erneut ein Leck auf.
Die Verantwortlichen bei der NASA entschieden dann, dass die noch
verbleibende
Zeit nicht ausreicht, um das erneute Leck zu beheben und die anschließend
notwendigen Tests durchzuführen, um eine erfolgreiche Mission gewährleisten zu
können. "Es ist das erste Mal, dass so ein empfindliches Instrument gebaut
wurde. Wir hätten es fast geschafft, doch die aufgetretene Anomalie erfordert
nun weitere Untersuchungen", so Marc Pircher, Direktor am Toulouse Space Center
des CNES. "Unsere Teams werden eine Lösung finden, aber das wird nicht rechtzeitig
für den Start im Jahr 2016 möglich sein."
Marsmissionen werden in der Regel alle 26 Monate gestartet. Dann nämlich stehen
Erde und Mars so günstig zueinander, dass eine Reise zum Mars mit einem
verhältnismäßig geringen Treibstoffaufwand und auch in relativ kurzer Zeit
möglich ist. Für InSight würde in der Zeit vom 4. bis zum 30. März 2016 die Möglichkeit
zum Start unter Ausnutzung dieser günstigen Umstände bestehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die NASA eine Marsmission verschiebt: So
entschloss man sich 2008, den Start des Marsrovers Curiosity um zwei Jahre
aufzuschieben, da man durch weitere Tests und Arbeiten sicherstellen wollte,
dass die ambitionierte Landung des Rovers auch wie vorgesehen klappt. "Es ist
wichtiger, es richtig zu machen, statt ein unakzeptables Risiko einzugehen", so
JPL-Direktor Charles Elachi.
Das zweite wichtige Instrument an Bord von InSight, das Heat Flow
and Physical Properties Package (HP3), wurde federführend vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt. Mit der Absage des InSight-Starts
wird im März nun nur der erste Teil der europäischen Marsmission ExoMars
Richtung Roter Planet
starten.
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