Satellitendaten für den Arbeitsalltag
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik astronews.com
30. November 2018
Was bringen uns eigentlich die immensen Investitionen in die
Raumfahrt? Das wird oft von Menschen gefragt, die wie selbstverständlich
Fernsehsatelliten nutzen oder sich über noch zu ungenaue Wettervorhersagen
beschweren. Daten von Satelliten zur Erdbeobachtung sind aus dem Arbeitsalltag
vieler Entscheider kaum mehr wegzudenken, wie ein Treffen in Berlin in dieser
Woche wieder zeigte.
Sommer 2018 in Mitteleuropa: Die
Copernicus-Daten vom 28. Juni und 25. Juli 2018
belegen, wie sehr sich die Vegetation innerhalb
eines Monats verändert hat.
Bild: ESA / enthält modifizierte Copernicus/Sentinel-Daten,
prozessiert durch ESA [Großansicht] |
Temperaturen weit über 30 Grad, wenig Regen und ständig Sonne. Das war der
sogenannte "Jahrhundertsommer" 2018. Die Trockenheit hat der Landwirtschaft
zugesetzt und enorme Schäden verursacht. Hier können Satellitendaten wie die des
Copernicus-Programms helfen, Schäden und Ernteverluste zu minimieren.
Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die sich durch Copernicus ergeben,
waren Thema des diesjährigen Nationalen Forums für Fernerkundung und
Copernicus. Rund 500 Nutzer und Anbieter von Erdbeobachtungsdiensten aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung tauschten sich vom 27. bis 29. November
2018 in Berlin zu Erfahrungen und Plänen für die Zukunft aus.
"Die Copernicus-Daten stehen weltweit kostenlos und für jeden zur
Verfügung. Sie liefern beispielsweise Informationen über den Zustand der Felder.
Landwirte erhalten so aktuelle Aussagen zur Bodenfeuchte, zum Pflanzenwachstum
und zum Ertrag. Viele Menschen nutzen auch im Alltag, ohne es zu merken,
Informationen, die aus diesen Daten abgeleitet sind, etwa wenn sie sich für
Schadstoffkonzentrationen in der Luft oder für die Wassertemperatur im
Mittelmeer interessieren. Die langfristige Verfügbarkeit dieser Daten ist dabei
absolut essenziell", betont Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand für die deutsche
Raumfahrtagentur. "Auch im Management von Naturkatastrophen wie Waldbränden oder
Überschwemmungen liefern Copernicus-Satelliten fast tagtäglich
entscheidende Beiträge, indem sie aktuelle Lagebilder für die Einsatzkräfte
bereitstellen."
Die Daten aus dem Programm erlauben auch die Modellierung von Prognosen und
Simulationen, um zum Beispiel nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklungen,
Energieprognosen, Katastrophenpläne und vieles andere mehr zu gestalten.
Unter dem Motto "Copernicus gestaltet" wurden beim Forum in Berlin in
Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen Anforderungen und Potenziale sowie
Visionen für die künftige Umsetzung und Gestaltung von Copernicus
aufgezeigt und diskutiert. Neben den Nutzungsmöglichkeiten für öffentliche
Einrichtungen wurden auch privatwirtschaftliche Anwendungen und
Forschungsergebnisse vorgestellt. "Zur Sicherstellung der Kontinuität zählt
auch, dass der nationale Zugang zu den Informationen und Daten des
Copernicus-Programms, also die Plattform CODE-DE, zukünftig weitergeführt und
ständig an den Nutzerbedarf angepasst wird", erläutert Dr. Jörn Hoffmann,
DLR-Programmleiter für Copernicus.
Copernicus ist das operationelle Erdbeobachtungsprogramm der
Europäischen Union. Herzstück des Programms sind sechs Satellitenfamilien, die
so genannten Sentinels - zu Deutsch "Wächter". Der erste Sentinel-Satellit
hat im April 2014 seine Arbeit aufgenommen. Gegen Ende dieses Jahrzehnts sollen
die Missionen Sentinel-4, -5 und -6 starten. Die EU
betreibt mit dem Programm satellitengestützte Informationsdienste für
Erdoberflächen, Ozeane, Atmosphäre, Katastrophenmanagement, Klimawandel und
Sicherheit.
In Copernicus werden auch Satellitendaten von Dritten einbezogen, so
Daten der deutschen Satelliten TerraSAR-X, TanDEM-X und die
RapidEye-Satelliten. Die deutsche Raumfahrtagentur im DLR in Bonn
begleitet dieses europäische Erdbeobachtungsprogramm im Auftrag des BMVI auf
europäischer Ebene und unterstützt deutsche Nutzer mit konkreten Maßnahmen wie
einem Anwendungsportal.
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