Erster Sentinel-Satellit ist im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
4. April 2014
Mit dem erfolgreichen Start des ersten Sentinel-Satelliten
am Donnerstagabend beginnt für die europäische Raumfahrt eine ganz neue Ära der
Erdbeobachtung. Mit seinem Radarsystem kann Sentinel-1A die
Erdoberfläche unabhängig vom Wetter abtasten und so wichtige Daten für ganz
unterschiedliche Anwendungsbereiche liefern. Ein baugleicher zweiter
Sentinel-Satellit soll 2015 starten.
Am 3. April 2014 startete um 23.02 Uhr
MESZ eine Sojus-Rakete mit dem
Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1A an Bord.
Bild: Arianespace |
Hochwasserereignisse kartieren, Ölfilme auf den Ozeanen beobachten, die
Eisausbreitung auf dem Meer erkennen und Bodenbewegungen millimetergenau
vermessen - das sind nur einige der Aufgaben von Sentinel-1A, dem neuen
Flaggschiff in der europäischen Erdbeobachtung. Der vier Meter hohe, zweieinhalb
Meter breite und rund 2,3 Tonnen schwere Satellit ist am 3. April 2014 um 23.02
Uhr MESZ mit einer Sojus-Trägerrakete vom europäischen Raumfahrtzentrum
in Kourou in Französisch-Guyana ins All gestartet.
Mit dem Start von Sentinel-1A beginnt auch das
Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Union (EU) und der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA), das ursprünglich unter der Bezeichnung
Global Monitoring for Environment and Security (GMES) bekannt war. Der
ESA-Teil des Programms wird zu einem Drittel vom DLR Raumfahrtmanagement mit
Mitteln der Bundesregierung finanziert. Der Satellit durchläuft zunächst eine
drei Monate lange Inbetriebnahme-Phase, bevor er Mitte des Jahres seine ersten
Daten routinemäßig ausliefert.
"Das Radarsystem des neuen europäischen Erdbeobachtungssatelliten ist eines
der leistungsfähigsten, das jemals eine zivile Anwendung im Erdorbit gefunden
hat", unterstreicht Prof. Johann-Dietrich Wörner, der Vorstandsvorsitzende des
DLR. "Mit diesem Instrument, das in Deutschland auf Basis jahrzehntelanger
Erfahrungen entwickelt und gebaut wurde, kann Sentinel-1A unabhängig
vom Wetter bei Tag und Nacht Land- und Wasseroberflächen beobachten. Damit
beginnt eine neue Ära in der Fernerkundung, denn für wissenschaftliche Analysen
des globalen Wandels ist eine konsistente Datenerfassung essenziell."
Mit dem jetzt gestarteten Satelliten wird sich auch die sogenannte
Wiederholrate deutlich verbessern: Benötigte der Umweltsatellit Envisat
noch 35 Tage, bis er jeden Punkt der Erde einmal überflogen hatte, sind es bei
Sentinel-1A nur noch zwölf Tage. Mit seinem baugleichen
Zwillingssatelliten Sentinel-1B, der 2015 starten soll, reduziert sich
diese Rate auf sechs Tage.
Dadurch ergeben sich neue Anwendungsmöglichkeiten, etwa bei der Dokumentation
von Ölverschmutzungen auf den Weltmeeren oder von Bodenbewegungen wie bei
Bergbaufolgen oder Erdbeben. Gemeinsam unterstützen die beiden Satelliten
außerdem Anwendungen bei der Überwachung von Landoberflächen, der Meeresumwelt
und des Schiffsverkehrs sowie den so genannten Eisdienst in nordeuropäischen und
polaren Gewässern. Jeder der beiden Satelliten soll mindestens sieben Jahre lang
Daten liefern. Für den Betrieb ist das Europäische Raumflugkontrollzentrum der
ESA in Darmstadt verantwortlich.
Sentinel-1A hat eine weitere Besonderheit an Bord: Auf dem
Erdbeobachtungssatelliten wird eine neue Kommunikationstechnik, das optische
Laser Communication Terminal (LCT), getestet. Das LCT ermöglicht es, sehr
viel höhere Datenmengen als bislang ohne Zeitverzug aus dem Weltraum zur Erde zu
senden: Zum einen ist die Übertragungskapazität rund dreimal so hoch wie bei
herkömmlichen Systemen. Zum anderen kann mit dem Datenrelaissystem die
Übertragungsdauer von zehn auf 45 Minuten erhöht werden.
Als Teststation für die Datenübertragung mit dem Laserkommunikationsterminal
auf Sentinel-1A fungiert dabei der im Juli 2013 gestartete europäische
Kommunikationssatellit Alphasat. Sentinel-1A ist außerdem der
erste Kunde für die geplante europäische "Datenautobahn im All", das System EDRS
(European Data Relais System).
Das Herzstück von Sentinel-1A, das Radarsystem, wurde von Airbus
Defence and Space in Friedrichshafen gebaut. Deutschland gilt als führend
auf dem Gebiet der Radartechnologie für Satelliten und hat seine Kompetenz bei
mehreren Missionen wie beispielsweise Envisat, der Shuttle Radar
Topography (SRTM)-Mission und der deutschen TerraSAR-X Mission
unter Beweis gestellt.
Mit der Datenverarbeitung und -archivierung ist unter anderem das Deutsche
Fernerkundungsdatenzentrum des DLR beauftragt. Für die Kalibrierung der
Radarantenne ist dass DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme
verantwortlich. Das DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung trug unter
anderem mit Algorithmen zur hochgenauen Datenprozessierung bei.
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