Weiterer Wächter ist im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
7. März 2017
Die Flotte der europäischen Erdbeobachtungssatelliten ist
seit der vergangenen Nacht um einen Satelliten größer: An Bord einer
Trägerrakete vom Typ Vega hob der Satellit Sentinel-2B ins All
ab. Gemeinsam mit seinem vor rund zwei Jahren gestarteten Zwillingssatelliten
soll er detaillierte Daten über Veränderungen der Landoberfläche und der
Vegetation liefern.
Start von Sentinel-2B am frühen Morgen des 7.
März.
Bild: ESA-CNES-Arianespace / Optique video du
CSG / G. Barbaste [Großansicht] |
Knapp zwei Jahre nach seinem Zwillingssatelliten ist in der vergangenen
Nacht, um 2.49 Uhr MEZ der europäische Erdbeobachtungssatellit Sentinel-2B
an Bord einer Vega-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof der
ESA in Kourou in Französisch-Guyana zu seiner Mission gestartet. Der zirka 1,1
Tonnen schwere Satellit soll aus 786 Kilometern Höhe von einem sonnensynchronen
Orbit unsere Erde beobachten und vor allem Veränderungen der Landoberfläche und
der Vegetation zwischen 84 Grad nördlicher und 56 Grad südlicher Breite
dokumentieren.
Mithilfe der Daten sollen beispielsweise Fragen nach dem Ausfall von Ernten,
notwendiger Düngung oder dem Zustand der Wälder beantwortet werden können.
Sentinel-2B beobachtet alle Landflächen der Erde außer der Antarktis,
einschließlich aller Inseln, die zur EU gehören und allen weiteren Inseln, die
größer als 100 Quadratkilometer sind; aber auch Küstenzonen, sämtliche
Binnengewässer, das Mittelmeer und weitere abgeschlossene Meere.
"Mit seiner hochauflösenden optischen Kamera ist Sentinel-2B in der
Lage, Tag für Tag wichtige Informationen für die weltweite Land-, Forst- und
Wasserwirtschaft, aber auch für die Raumplanung und die Katastrophenhilfe zu
liefern. Hier zeigt sich einmal mehr, welchen wichtigen Beitrag die Raumfahrt
zur Lösung globaler Herausforderungen leistet", verdeutlicht Dr. Gerd Gruppe,
Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements. "Die Kombination aus insgesamt 13
hochauflösenden Spektralkanälen, einem mit 290 Kilometern sehr großen Sichtfeld
und einer regelmäßigen weltweiten Abdeckung alle fünf Tage macht die
Zwillingssatelliten Sentinel-2A und -B so interessant für neue
Anwendungen. Damit setzt das Programm neue Standards für moderne Umweltmissionen
im optischen und nahen Infrarotbereich."
Die Sentinel-Satelliten sind Teil des Copernicus-Programms
der Europäischen Kommission. Es dient der Sammlung und Auswertung von
Fernerkundungsdaten der Erde. Die Daten werden Behörden, Unternehmen, der
Wissenschaft und allen interessierten Bürgern seit Beginn des Programms 2014
kostenlos zur Verfügung gestellt. Die ESA hat im Auftrag der Europäischen
Kommission für die Entwicklung der beiden Sentinel-2-Satelliten 339
Millionen Euro investiert. Deutschland ist mit gut 32 Prozent an diesen
Entwicklungen beteiligt - das DLR Raumfahrtmanagement betreut im Auftrag des
Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die
entsprechenden ESA-Programme.
Insgesamt gehören vier optische Setinel-2-Satelliten zur am Ende
20-köpfigen Copernicus-Satellitenfamilie. Sentinel-2A ist seit
dem 23. Juni 2015 im All, Sentinel-2C und -D sollen ab 2022 folgen.
Sentinel-2B verdoppelt zusammen mit Sentinel-2A sowohl Aufnahmefrequenz -
jeder Punkt der Erde wird nun alle fünf Tage erfasst - als auch die
Ausfallsicherheit, beides zentrale Anforderungen der Nutzer von Copernicus.
Das "Auge" der Sentinel-2-Satelliten - der so genannte
multispektrale Imager (MSI) - kann hochauflösende optische Bilder im sichtbaren,
nahen und kurzwelligen Infrarotbereich generieren. Der MSI liefert Aufnahmen in
einem 290 Kilometer breiten Abtaststreifen - das ist deutlich mehr als andere
Erdbeobachtungssatelliten schaffen. "Die Sentinel-2-Satelliten nehmen
dabei nicht nur die für das Auge sichtbaren Farben auf, sondern auch den
Nah-Infrarotbereich, der uns Aufschlüsse über den Gesundheitszustand und das
Wachstum der Pflanzen liefert. Dies ermöglicht zum Beispiel einen gezielteren
Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft sowie eine Verbesserung der
Ernteprognosen und letztlich auch der weltweiten Ernährungssicherheit.
Sentinel-2 wird zudem Informationen zum Zustand der Wälder und
Binnengewässer liefern - wichtige Grundlagen, um zum Beispiel auch dem
weltweiten Druck auf die natürlichen Ressourcen entgegenzuwirken",
veranschaulicht Dr. Jörn Hoffmann, der Copernicus-Programmleiter im DLR
Raumfahrtmanagement.
Das Konzept der Sentinel-Missionen sieht vor, jeweils zwei operative
Satelliten einer Serie zu betreiben. Mit Sentinel-2B ist jetzt der
zweite Satellit gestartet. Dies sichert die Datenkontinuität und soll eine
langfristige Versorgung mit Erdbeobachtungsdaten bis in die 2030er Jahre
gewährleisten.
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