Direkt beobachteter Planet um CVSO 30
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Hamburg astronews.com
14. Juni 2016
Die direkte Beobachtung von extrasolaren Planeten ist
außerordentlich schwierig, überstrahlt doch der Zentralstern in den meisten
Fällen das schwache Leuchten der ihn umkreisenden Welten. Mithilfe des Very
Large Telescope ist Astronomen nun aber ein besonderer Fund gelungen: Sie
konnten einen Planeten um einen Stern abbilden, bei dem bereits ein
Transitplanet entdeckt worden war.

Der Exoplanet CVSO 30c ist der schwache Punkt
links oberhalb des Sterns, die helle Quelle im
Bild ist der Zentralstern selbst.
Bild:
ESO / T. Schmidt [Großansicht] |
Unsere Sonne wird außer von der Erde noch von sieben weiteren Planeten umkreist.
Bis auf Neptun können Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus unter
günstigen Bedingungen sogar mit bloßem Auge erkannt werden. Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems, sogenannte Exoplaneten, sind weitaus schwieriger zu
entdecken. Einer Forschergruppe um Dr. Tobias Schmidt von der Hamburger
Sternwarte des Fachbereichs Physik der Universität Hamburg ist es jetzt
gelungen, mithilfe des Very Large Telescope der europäischen
Südsternwarte ESO einen Exoplaneten direkt abzubilden.
Die meisten extrasolaren Planeten konnte man bislang nur indirekt nachweisen:
Wenn ein Exoplanet beispielsweise - von der Erde aus betrachtet - vor dem Stern
vorbeizieht, den er umkreist, und dabei dessen Licht geringfügig abschwächt,
kann diese Helligkeitsschwankung registriert und damit die Existenz eines
Planeten nachgewiesen werden. Dieses Verfahren wird als Transitmethode
bezeichnet.
Bei der direkten Beobachtung wird der Exoplanet mit einem optischen Teleskop
direkt abgebildet. Das ist außerordentlich schwierig, da das Licht des
Zentralsterns um ein Vielfaches heller ist, als das schwache Leuchten des
Planeten. Deswegen ist es bislang nur in sehr wenigen Fällen gelungen,
extrasolare Planeten tatsächlich sichtbar zu machen.
Mithilfe des Very Large Telescope ist dies dem Astronomenteam aber nun gelungen:
Die Wissenschaftler beobachteten mit dem Teleskop einen T Tauri-Stern namens
CVSO 30, der sich rund 1.200 Lichtjahre von der Erde entfernt, nordwestlich des
Orion-Gürtels, befindet. 2012 wurde dort bereits durch die Transitmethode ein
Exoplanet gefunden, der als CVSO 30b bekannt ist.
Bei der erneuten, jetzt direkten Beobachtung mithilfe des Very Large Telescope
wurde der zweite Planet beobachtet. Er umkreist seinen Stern in einer
Entfernung, die 662-mal größer ist, als die rund 150 Millionen Kilometer lange
Distanz zwischen Erde und Sonne. Für einen Umlauf braucht dieser Planet
mindestens 27.000 Jahre. Der im Jahr 2012 aufgespürte Exoplanet dagegen hat eine
Umlaufzeit von weniger als 11 Stunden.
Der beobachtete Stern ist der erste, bei dem gleichzeitig ein sehr naher
Exoplanet durch Transitbeobachtungen und ein sehr weit entfernter Exoplanet
durch direkte Abbildung nachgewiesen werden konnten. Zurzeit ist unklar, wie ein
solch exotisches System entstehen konnte. Möglich ist, dass sich beide Planeten
in der Vergangenheit zu nahe kamen, sich dabei gegenseitig gestört haben und so
zu ihren extremen Orbits um den Stern fanden.
Über ihre Untersuchung berichten die Astronomen jetzt in einem Fachartikel, der
in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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