Kleines Teleskop fotografiert drei Exoplaneten
von Stefan Deiters astronews.com
15. April 2010
Mit einem vergleichsweise kleinen erdgebundenen Teleskop
haben Astronomen ein Bild von drei extrasolaren Planeten gemacht, die um einen
Stern in rund 120 Lichtjahren Entfernung kreisen. Die Aufnahme gelang durch ein
neues Verfahren, bei dem die Strahlung des Zentralsterns so exakt ausgeblendet
werden kann, dass das Licht der Planeten trotzdem erhalten bleibt.
Auf der neuen Aufnahme ist die Strahlung der
drei Planeten um HR 8799 deutlich zu erkennen.
Der Stern (X) selbst wurde ausgeblendet.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Palomar
Observatory
[Großansicht] |
Die beobachteten Planeten waren bereits zuvor von Teleskopen des
Keck und Gemini North Observatory auf dem
Gipfel des Mauna Kea in Hawaii fotografiert worden (astronews.com berichtete),
die mit einem Durchmesser von zehn bzw. acht Metern zu den größten Teleskopen
der Welt zählen. Das jetzt vorgestellte Bild wurde hingegen mit einem 1,5 Meter
durchmessenden Teil des Spiegels des Hale-Teleskops am Palomar
Observatory gemacht. Die Astronomen verwendeten dazu eine adaptive Optik
und einen innovativen Koronografen, mit dem das Licht des Sterns ausgeblendet
werden kann, das sonst die Planeten überstrahlen würde.
"Dieses Verfahren könnte auch von größeren erdgebundenen Teleskopen verwendet
werden und so Bilder von Planeten machen, die noch viel dichter um ihren Stern
kreisen oder auch von kleinen Teleskopen, um möglicherweise erdähnliche Planeten
um helle Sterne zu finden", beschreibt Gene Serabyn vom Jet Propulsion
Laboratory der NASA die Anwendungsmöglichkeiten der neuen Technik. Serabyn
ist Hauptautor eines Artikel über die Beobachtungen, der heute in der
Fachzeitschrift Nature erscheint.
Die drei Planeten tragen die Namen HR 8799b, c und d. Es handelt sich um
Gasriesen mit einer deutlich größeren Masse als Jupiter, die den Stern HR 8799
in einem Abstand von 24, 38 und 68 Astronomischen Einheiten (eine Astronomische
Einheit entspricht der Entfernung der Erde von der Sonne) umrunden.
Möglicherweise befinden sich in dem System aber auch noch Gesteinsplaneten, die
einen geringeren Abstand von der entfernten Sonne haben und daher von dieser
überstrahlt werden.
Der Stern HR 8799 ist etwas massereicher als die Sonne und mit rund 60
Millionen Jahren deutlich jünger. Er ist 120 Lichtjahre entfernt und befindet
sich im Sternbild Pegasus. In dem jungen Planetensystem um den Stern geht es
noch immer turbulent zu, es kommt zu Kollisionen, bei denen Staub entsteht, der
etwa vom Infrarotteleskop Spitzer beobachtet wurde. Auch andere
Teleskope haben das System schon untersucht.
Um die Aufnahme der Planeten um HR 8799 zu machen, setzten Serabyn und seine
Kollegen auf eine Kombination von zwei Verfahren: Mit Hilfe einer adaptiven
Optik wurden zunächst die Störungen eliminiert, die durch die Atmosphäre der
Erde entstehen. Um diese Technik noch weiter zu optimieren, nutzten die
Astronomen nur einen kleinen Teil des Spiegels des Hale-Teleskops für
ihre Beobachtungen.
Anschließend verwendeten sie einen Koronografen, also eine Maske, mit der das
Licht des Zentralsterns verdeckt werden kann. Zum Einsatz kam dabei ein neuer "Vortex-Koronograf",
den Teammitglied Dimitri Mawet vom Jet Propulsion Laboratory der NASA
entwickelt hatte. "Der Trick dabei ist, das Licht des Sterns zu unterdrücken,
aber nicht das der Planeten", erklärt Serabyn.
Mit dieser Technik lassen sich Bilder von Regionen machen, die nur etwa ein
Zehntausendstel eines Grades vom Zentralstern entfernt sind. Dies entspricht in
etwa dem Leistungsvermögen des Keck- oder Gemini-Teleskops -
nur sind diese Teleskope sieben bzw. fünf Mal größer als das verwendete
Instrument.
Möglichst kompakte Beobachtungsinstrumente sind auch für weltraumgestützte
Beobachtungen von großer Bedeutung. "Diese Technologie könnte es uns einmal
erlauben, andere Erden zu fotografieren", blickt Wesley Traub, verantwortlicher
Wissenschaftler für das Exoplaneten-Forschungsprogramm am Jet Propulsion
Laboratory in die Zukunft. "Wir sind auf dem Weg, einmal ein Bild von einem
anderen kleinen blauen Punkt im All machen zu können."
|