Drei Exoplaneten auf einem Bild
von Stefan Deiters astronews.com
13. November 2008
Mit Hilfe fortschrittlicher adaptiver Optiken ist es
Astronomen mit dem Keck- und Gemini-Teleskop jetzt erstmals
gelungen, ein Bild eines Mehrfach-Planetensystems zu machen, in dem gleich drei
Planeten eine Sonne umrunden. Bei den Planeten, die auf der Aufnahme im nahen
Infrarot deutlich zu erkennen sind, handelt es sich um Gasriesen, die
massereicher sind als Jupiter.
Das System HR
8799 mit den drei entdeckten Planeten: Die Pfeile
an den beiden äußeren Planeten geben die Bewegung
über einen Zeitraum von vier Jahren an.
Bild: Keck Observatory / Bruce Maciontosh
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Das neu entdeckte Planetensystem befindet sich um den jungen Stern
mit Namen HR 8799, der rund 150 Lichtjahre von der Erde entfernt und etwa
eineinhalb Mal so groß wie die Sonne ist. Die drei Planeten haben die zehn-,
neun- und sechsfache Masse des Gasriesen Jupiter. Je weiter die Planeten von
ihrer Sonne entfernt sind, desto masseärmer sind sie - genau wie bei den
Gasriesen unseres Sonnensystems. Die Astronomen halten es durchaus für möglich,
dass um HR 8799 noch weitere Planeten kreisen.
"Jedes Planetensystem, das bislang entdeckt wurde, war nicht mehr als eine
kleine Störung in einer Kurve. Hier haben wir das erste Bild eines ganzen
Systems", erläutert Bruce Macintosh vom Lawrence Livermore National
Laboratory die Bedeutung der Entdeckung. Macintosh ist auch einer der
Autoren einer Veröffentlichung, die heute in Science Express erschienen
ist. "Wir haben seit acht Jahren versucht Planeten zu fotografieren - ohne
Erfolg. Und hier haben wir gleich drei Planeten auf einem Bild."
Die meisten der bislang über 300 bekannten extrasolaren Planeten wurden mit
indirekten Methoden nachgewiesen. Dabei sucht man meist nach einem leichten
Wackeln eines Sterns, das durch den periodischen Umlauf eines Planeten
verursacht wird. "Aber hier haben wir nun endlich ein Bild eines ganzen
Planetensystems", so Macintosh. "Das ist ein Meilenstein bei der Suche und
Einordnung von Planetensystemen um andere Sonnen."
Die Gasriesen in dem fernen System haben eine Entfernung von 24, 37 und 67
Astronomischen Einheiten von ihrem Zentralstern. Eine Astronomische Einheit ist
die durchschnittliche Entfernung der Erde von der Sonne. Der äußerste der neu
entdeckten Planeten befindet sich gerade am inneren Rand einer Scheibe aus
Überresten der Sternentstehung, die vielleicht dem Kuiper-Gürtel ähnelt, der
jenseits der Neptunbahn in einer Entfernung von etwa 30 Astronomischen Einheiten
beginnt.
"Diese Staubscheibe um HR 8799 ist eine der massereichsten Staubscheiben um
einen Stern im Umkreis von 300 Lichtjahren um die Erde", so Ben Zuckerman von
der University of California in Los Angeles. In gewisser Weise, so die
Astronomen, sei das ferne System eine vergrößerte Version unseres Sonnensystems
- inklusive eines größeren und helleren Sterns.
Bei dem Zentralstern handelt es sich um einen hellen, bläulichen A-Stern.
Solche Sterne wurden nicht oft nach Planeten abgesucht, da sie wegen ihrer
Helligkeit einen recht ungünstiges Kontrastverhältnis zwischen den relativ
dunklen Planeten und dem hellen Stern bieten. Allerdings verfügen größere Sterne
auch über massereichere Scheiben aus Staub und Gas und können so massereichere
Planeten mit größerem Abstand von ihrem Zentralstern entstehen lassen. Und diese
sind dann wiederum leichter zu entdecken. Bei der Entdeckung um HR 8799 hat
zudem geholfen, dass der Stern mit nur 100 Millionen Jahren noch sehr jung ist -
genau wie seine Planeten, die deswegen noch mehr Wärme abstrahlen.
"Da wir diese Planeten direkt sehen, können wir ihr Licht vom Licht des
Zentralsterns trennen und so spektroskopische Untersuchungen machen, die uns
etwas über ihre Temperatur oder Zusammensetzung verraten", erläutert Macintosh.
Und sein Kollege Travis Barmann vom Lowell Observatory ergänzt: "Der
Vergleich der Daten mit Modellrechnungen von Atmosphären spricht dafür, dass
alle drei Planeten über komplexe Atmosphären mit staubigen Wolken verfügen, die
Wärme aufnehmen und wieder abgeben."
Die Planeten wurden mit Hilfe der adaptiven Optik am Keck- und am
Gemini-Teleskop auf dem Mauna Kea auf Hawaii beobachtet. Durch die
adaptive Optik lässt sich die Luftunruhe der Atmosphäre minimieren, wodurch
Beobachtungen möglich werden, die fast denen von Weltraumteleskopen gleichen.
Für die Astronomen ist die Arbeit an HR 8799 noch nicht abgeschlossen: "Ich
glaube, dass es in dem System noch mehr Planeten gibt, die wir noch nicht
entdecken können", so Macintosh. "Eine Sache unterscheidet dieses Planetensystem
schon jetzt von den meisten anderen: Hier liegen die Gasplaneten offenbar im
äußeren Bereich - ganz so wie bei unserem Sonnensystem. Das lässt viel Raum im
inneren Bereich für kleinere, erdähnliche Planeten, die aber viel zu kleiner
sind, um sie heute aufspüren zu können."
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