Erstes Foto
eines extrasolaren
Planeten?
von Rainer Kayser
13. September 2004
Gelang Astronomen am Very Large Telescope der ESO in Chile die
erste Aufnahme eines extrasolaren Planeten? Ein internationales
Forscherteam glaubt jedenfalls beim braunen Zwerg 2M1207 einen Planeten
entdeckt zu haben. Obwohl der letzte Beweis noch aussteht, halten es die
Wissenschaftler für sehr unwahrscheinlich, dass es sich in Wirklichkeit
nur um einen Hintergrundstern handelt.
Bild des braunen Zwergs 2M1207 (im Zentrum) und des möglichen
Planeten in rund 55 Astronomischen Einheiten Entfernung vom
Braunen Zwerg. Bild:
ESO |
Das erste Bild eines Planeten bei einem anderen Stern glaubt ein
internationales Team von Astronomen geschossen zu haben. Der Planet ist
etwa fünfmal so groß wie der Jupiter und umkreist den 230 Lichtjahre
entfernten Stern 2M1207 im Sternbild Wasserschlange. Die Himmelsforscher
kennen inzwischen zwar über 130 solcher "Exoplaneten", doch Bilder gibt
es bislang von keinem dieser Himmelskörper. Sie ließen sich nur indirekt
durch ihre Anziehungskraft nachweisen, die zu einer Art Torkelbewegung
ihrer jeweiligen Zentralsterne führt.
Die Helligkeit der Sterne ist im Allgemeinen so groß, dass sie die viel
schwächer leuchtenden Planeten hoffnungslos überstrahlt. Doch 2M1207 ist - Glück
für die Forscher - kein "richtiger" Stern, sondern ein so genannten "Brauner
Zwerg". Das sind Sterne, deren geringe Masse nicht ausreicht, um in ihrem
Inneren dauerhaft das Feuer der Kernfusion zu entzünden. Diese Kernfusion - die
Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium - ist es, die bei normalen Sternen die
Energie liefert.
Da diese Energiequelle bei 2M1207 fehlt, leuchtet der Braune Zwerg schwächer
und gibt so den Forschern den Blick auf den im Vergleich nur noch einhundert Mal
schwächer leuchtenden Planeten frei. "Richtige" Sterne leuchten eine Million Mal
heller als ihre Planeten. Der Begleiter von 2M1207 zeigte sich erstmals auf
Bildern, die im April am 8,2 Meter großen Yepun-Teleskop der Europäischen
Südsternwarte gemacht wurden. Inzwischen konnten die Astronomen auch ein
Spektrum des Begleiters gewinnen, in dem sich Hinweise auf Wasser-Moleküle
zeigen. Die Forscher sehen darin eine Bestätigung dafür, dass es sich bei dem
Objekt um einen kleinen Himmelskörper geringer Masse handeln muss - also um
einen Planeten.
"Wenn dieser Begleiter von 2M1207 wirklich ein Planet ist, so wäre es das
erste Mal, dass wir einen Planeten direkt sehen, der einen Stern oder Braunen
Zwerg umkreist", erläutert Benjamin Zuckerman, einer der an den Beobachtungen
beteiligten Forscher, die Bedeutung der Entdeckung. Allerdings steht der letzte
Beweis noch auch: Zwar sprechen alle Messungen für einen Planeten, doch -
statistisch zwar unwahrscheinlich - könnte es sich auch um einen sehr kühlen
Stern handeln, der in ganz anderer Entfernung als 2M1207 steht. Diese
Möglichkeit sollen nun weitere Beobachtungen ausschließen. Ist das schwache
Lichtpünktchen neben 2M1207 nämlich wirklich ein Planet, so muss sich seine
Kreisbewegung um den Stern innerhalb von ein bis zwei Jahren zeigen.
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ESO,
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