Ein Teil der rätselhaften Gammastrahlungsausbrüche kommt
entgegen den bisherigen Vermutungen der Astronomen aus unserer kosmischen
Nachbarschaft. Das konnte Jay Norris vom Goddard Space Flight Center der
NASA in Greenbelt anhand einer neuen Analyse von über 1400 der energiereichen
Gamma Ray Bursts jetzt nachweisen. Demnach hat die Strahlung von 100 der
beobachteten Ausbrüche ihren Ursprung in einer Entfernung von bis zu 325
Millionen Lichtjahren - im kosmologischen Maßstab für die Astronomen nicht mehr
als ein Katzensprung.
Gammastrahlungsausbrüche sind die energiereichsten Ereignisse im Kosmos.
Jeden Tag wird die Erde von ein oder zwei Gammastrahlungsschauern getroffen. Seit
den sechziger Jahren schon rätseln die Astronomen über die Ursache dieser
Strahlung. Bislang vermuteten die Forscher, es handele sich um gigantische
Explosionen in Milliarden von Lichtjahren entfernten Galaxien. Zumindest für
einen Teil der Ausbrüche stimmt das jedoch nicht.
Norris und seine Kollegen waren bereits vor einiger Zeit auf einen
Zusammenhang zwischen der Gesamtenergie und der zeitlichen Verzögerung zwischen
den hochenergetischen und niederenergetischen Gammastrahlen eines Ausbruchs
gestoßen. Diesen Zusammenhang konnten die Forscher nun nutzen, um die Entfernung
der Ausbrüche zu bestimmen. Bei denn 100 nahen Ausbrüchen handelt es sich, so
vermutet Norris, um die Explosion von Sternen mit der zehn- bis fünfzigfachen
Masse unserer Sonne.