Dank der beiden chilenischen Observatorien der
europäischen Südsternwarte ESO konnten Astronomen die Entfernung
eines Gamma-Ray-Burst bestimmen, der am 31. Januar beobachtet
wurde. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dieser
mysteriösen Explosion um den am weitesten entfernten Burst
handelte, der je beobachtet wurde. Als er sich ereignete hatte das
Universum nur zehn Prozent seines jetzigen Alters.
Das
optische Gegenstück des Gamma-Ray-Bursts GRB 000131am 4.
Februar, 6. Februar, 8. Februar und 5. März. (oben, schwächer
werdender Punkt in der Bildmitte, am 5. März schon nicht mehr
sichtbar). Die Himmelsregion des Bursts (Pfeil) auf einer
VLT-Farbaufnahme (unten) Fotos: ESO
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Gamma-Ray-Burst, also kurzzeitige heftige
Strahlungsausbrüche im Gammastrahlen-Bereich, gehören zu den
mysteriösesten Ereignissen im Universum: Es scheint sich dabei um
die heftigsten Explosionen im Weltall zu handeln, doch da sie nur
kurz aufblitzen, sind sie sehr schwer zu beobachten. Besonders
interessant ist es, das optische Gegenstück des
Strahlungsausbruches zu finden, also das Objekt, das man mit
Teleskopen im sichtbaren Bereich des Lichtes ausmachen kann. Davon
erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über den
Ursprung dieser Ereignisse, deren Entstehung bis heute ein Rätsel
ist.
Zumindest konnte man aber in den letzten Jahren deutliche
Fortschritte bei der Beobachtung machen, so dass mittlerweile die
meisten Astronomen davon ausgehen, dass sich Gamma-Ray-Bursts
in recht großer Entfernung von uns ereignen. Am 31. Januar dieses
Jahres spürten nun die Satelliten Ulysses, NEAR und Konus
einen solchen Strahlungsausbruch auf. Durch die leichten
Verzögerungen mit denen das Signal bei den Raumsonden ankam,
konnten die Wissenschaftler die Himmelsregion ausmachen, aus der Burst
kam: ein kleines Gebiet im südlichen Sternbild Schiffskiel, das
etwa ein Zehntel so groß ist wie der Vollmond am Himmel.
Mit dieser
Information konnte eine Gruppe europäischer Astronomen mit den Großteleskopen
in La Silla und Paranal nun nach dem optischen Gegenstück des Ausbruchs suchen.
Und sie wurden in der Tat fündig: Sie entdeckten einen schnell schwächer
werdenden Punkt, der Anfang Februar schon rund 30 Millionen mal schwächer war als
die Sterne, die man gerade noch mit bloßem Auge erkennen kann. Das Licht dieses
Objektes war sehr rot, was auf eine recht große Entfernung hindeutet. Mit einem
am 8. Februar aufgenommenen Spektrum konnte dies bestätigt werden: Die Forscher
ermittelten für das Objekt eine Rotverschiebung von 4,5, was bedeutet,
dass sich der Ausbruch ereignete als unsere Milchstraße gerade entstand und
dass sein Licht über 11 Milliarden Jahre zu uns brauchte.
Damit ist GRB 000131
der am weitesten entfernte Gamma-Ray-Burst, der je beobachtet wurde. Man
nimmt an, dass er - wie andere Ereignisse dieser Art - eigentlich in einer
entfernten Galaxie stattfand, die aber wegen der weiten Entfernung selbst
mit den besten Teleskopen nicht auszumachen ist. Die Astronomen schätzen, dass
der Burst rund 10.000 Mal leuchtstärker war als die Heimatgalaxie des
Strahlungsausbruchs.
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ESO,
europäische Südsternwarte
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