Eines der größten Probleme bei der Erforschung von Gamma-Ray-Bursts
war bisher, dass man große Schwierigkeiten hatte, die optischen
Gegenstücke dieser gewaltigen Strahlungsausbrüche zu entdecken, um
daraus ihre Entfernung zu folgern. Das könnte sich nun ändern:
NASA-Astronomen haben eine Möglichkeit gefunden, wie man aus dem
Burst selbst bestimmen kann, wie weit er von der Erde entfernt
ist.
Die immer noch geheimnisvollen
Gamma-Ray-Burst
beschäftigten die Astronomen schon seit Ende der 60er Jahre. Und erst
seit kurzer Zeit sind sich die Wissenschaftler weitgehend einig, dass die
Quelle dieser vermutlich - nach dem Urknall - energiereichsten
Explosionen im Universum in den meisten Fällen im sehr weiter Entfernung
und damit auch in der Frühphase des Weltalls liegt. Größtes Problem
ist, dass man bisher diese nur extrem kurz aufflackernden Bursts
entdecken und dann noch eine Quelle im optischen Bereich des Lichtes
ausmachen musste, um eine Entfernung des Burstereignisses zu errechnen.
Trotz mehrerer tausend beobachteter Bursts gelang dies bisher nur
bei weniger als zehn Ereignissen.
Ein Team um Dr. Jay Norris, Wissenschaftler am NASA Goddard Space
Flight Center, könnte nun einen Ausweg aus diesem Dilemma
gefunden haben: Er entdeckte eine gewisse Eigenschaft der Bursts,
die es erlauben könnte, die Entfernung dieser Strahlenausbrüche auch
ohne das Auffinden eines optischen Counterparts zu bestimmen. "Wenn
unsere Entdeckung allen Prüfungen standhält, könnte dies ein neues
Fenster in das frühe Universum sein", so Norris. "Viele Gamma-Ray-Bursts
stammen aus Regionen, die noch weiter von uns entfernt sind als die
entferntesten Supernovae oder Quasare."
Norris Team entdeckte folgendes: Während eines einzigen
Strahlungsausbruchs erreichen uns die Gammastrahlen unterschiedlicher
Energien zu leicht unterschiedlichen Zeiten. Die hochenergetische
Gammastrahlung kommt ein kleines bisschen früher auf der Erde an als die
mit weniger Energie. Und diese Verzögerung, so das Team, steht in
Beziehung zur geschätzten Stärke des Ausbruchs und damit zur Entfernung.
Die Chancen, dass diese neue Methode zur Entfernungsbestimmung Bestand
hat, sind nicht zu schlecht. Als Norris und sein Team ihre Ergebnisse auf
einer Konferenz vorstellen, trafen sie dort auf eine zweite Gruppe von
Astronomen, die unabhängig zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war.