Gamma-Ray-Bursts gehören zu den großen Mysterien der
modernen Astronomie. Bisher war relativ unklar, was diese
gewaltigsten Explosionen im Universum auslöst. Ein Doktorand vom
California Institute of Technology (Caltech) könnte nun eine
Antwort gefunden haben: Gamma-Ray-Bursts scheinen mit einer
Supernova-Explosion zusammenzuhängen.
So stellt sich ein Grafiker einen Gamma-Ray-Burst von einem
massereichen Stern vor. Darstellung: Caltech/Jonathan
Willams |
Die Suche nach der Quelle der
Gamma-Ray-Burst
beschäftigt die Astronomen schon seit Ende der 60er Jahre. Doch erst seit
1996 gibt es dank des italienisch-niederländischen Satelliten BeppoSAX
eine Möglichkeit, die Himmelsregion aus der der jeweilige
Strahlungsausbruch stammt, genauer zu lokalisieren und so auch von der
Erde aus Beobachtungen zu machen.
Dank dieser Möglichkeiten gelang es nun einem Team von
Wissenschaftlern einen Gamma-Ray-Burst vom 26. März 1998 mit einer
Supernova-Explosion in Verbindung zu bringen und so eine immer wieder gern
genannte Theorie für die Ursache dieser Ausbrüche zu untermauern. Bisher
wurden nämlich in Wissenschaftlerkreisen hauptsächlich zwei Theorien
diskutiert: Ein
Modell geht davon aus, dass die Bursts entstehen, wenn zwei Schwarze
Löcher oder ein Schwarzes Loch und ein Neutronenstern kollidieren. Im
anderen Modell entstehen die Bursts beim Kollaps eines Riesensterns zu
einem Schwarzen Loch, also einer Supernova-Explosion. Nur müsste man hier
zwei verschiedene Lichtquellen ausmachen können: Zum einen den
Gamma-Ray-Burst selbst und die Supernova.
Bei der Beobachtung des Gamma-Ray-Bursts GRB 980326 mit dem 10-Meter
Keck-Teleskop auf Hawaii machten die Astronomen eine bisher einmalige
Entdeckung: Zunächst sah alles normal aus: Im sichtbaren Bereich des
Lichts konnten sie ein Lichtquelle beobachten, die - wie in vielen anderen
Fällen auch - schnell schwächer wurde. Doch dann sahen die Astronomen
etwas ungewöhnliches: "Ein Monat nach dem Burst sah es so aus, als
würden wir nunmehr nur noch Licht von der Galaxie beobachten, in der der
Burst stattgefunden hat", erläutert Shrinivas R. Kulkarni vom
Caltech-Team. Doch als sie das nächste Mal in diese Himmelsregion
schauten, war die Galaxie plötzlich verschwunden. "Galaxien
verschwinden nicht so einfach, daher wurden wir etwas stutzig," so
Kulkarni. "Offenbar hatten wir zuvor eine neue Lichtquelle gesehen,
die etwa einen Monat lang aufleuchtete und dann langsam lichtschwächer
wurde. Das ist etwas ganz neues."
Die Ursache für das Phänomen könnte eine Supernova sein, die mit dem
Gamma-Ray-Burst in Verbindung steht. Auch Spektren unterstützen diese
These der Caltech-Wissenschaftler. Die sich dahinter verbergende Theorie
sieht so aus: Im Zentrum eines massereichen Sterns, dessen Kern instabil
wird, entsteht ein Schwarzes Loch. Wenn der Stern explodiert kommt es zu
gewaltigen gebündelten Energieabstrahlungen in Form sogenannter Jets, die
entlang der Rotationsachsen des Stern austreten. Wenn diese Jets zur Erde
gerichtet sind, beobachtet man einen Gamma-Ray-Burst und eine
Supernova-Explosion. Sind sie nicht zur Erde gerichtet, beobachtet man nur
die Supernova.
Das Caltech-Team veröffentlichte ihre Funde in der aktuellen Ausgabe
des Wissenschaftsmagazins Nature. Hauptautor des Artikels ist der
Caltech-Doktorand Joshua S. Bloom: "Was wir beobachtet haben, scheint
wirklich der Schlüssel zur Erklärung von Gamma-Ray-Bursts zu
sein," so Bloom. "Das ist eine perfekte Heirat der zwei
gewaltigsten Ereignisse im Universum und es ist wunderbar, bei dieser
Entdeckung dabeigewesen zu sein."