Könnte eine Supernova-Explosion die Ursache für manche Gamma-Ray-Bursts
sein? Die Forschungsergebnisse zweier Forscherteams, die in der
heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science
veröffentlicht wurden, deuten zumindest darauf hin. Danach wird der
Burst durch den verzögerten Kollaps eines Neutronensterns
erzeugt, der das Überbleibsel einer Supernova ist. Die Astronomen
sprechen von einem "Supranova"-Modell.
Gamma-Ray-Burst, jene kurzzeitigen heftige
Strahlungsausbrüche im Gammastrahlen-Bereich, waren schon diverse
Male Thema der aktuellen Berichterstattung. Kein Wunder, dürfte es
sich doch bei diesen mysteriösesten Ereignissen um
die heftigsten Explosionen im Weltall handeln, deren Ursache aber
auch nach rund 30 Jahren intensiver Forschung immer noch im Dunkeln
liegt. Doch nun könnten zwei Teams von Astronomen mit Hilfe des
amerikanischen Röntgenteleskops Chandra und des
italienisch-niederländischen Satelliten BeppoSAX ein wenig
mehr Licht in das Mysterium gebracht haben.
"Wir haben uns schon immer gewundert, in was für einer
Umgebung ein Gamma-Ray-Burst auftritt und was es vorher an
seiner Stelle gab", erläutert Filippo Frontera von der
Universität im italienischen Ferrara. "Die Tatsache, dass es
sich dabei um sehr energiereiche Ereignisse handelt, macht sie sehr
schwer erklärbar." Doch nun ist Abhilfe in Sicht: "Wir
haben unlängst festgestellt, dass die mächtigen Gamma-Ray-Burst-Explosionen
die Spuren des Vorgängerobjektes nicht komplett auslöschen und
dass sie auch etwas über diese Vorgänger verraten können.,"
so Luigi Piro vom Istituto de Astrofisica Spaziale in Rom.
Die beiden Wissenschaftler gehören zu zwei Forschergruppen, die
mit Hilfe von Chandra und BeppoSAX zwei Gamma-Ray-Bursts
der letzten Zeit untersuchten. Beide Teams fanden mit Hilfe der
jeweiligen Röntgenspektren Hinweise darauf, dass sich der Burst
wie eine große Blase ausbreitet und dabei durch ein nahe Gaswolke
läuft, in der es große Mengen an Eisen zu geben scheint. Eisen
aber entsteht in Supernova-Explosionen, jenem gewaltigen Ende eines
massereichen Sternes. Supernova-Explosionen wurden schon immer mit
der Entstehung von Gamma-Ray-Bursts in Verbindung gebracht.
Als zweiter vielsprechender Kandidat wird auch die mögliche
Kollision von Neutronensternen und Schwarzen Löchern
diskutiert.
Die eisenhaltige Gaswolke, so die Theorie der Forschergruppen,
ist vermutlich bei einer Supernova-Explosion erzeugt worden. Aus den
Spektren konnten die Wissenschaftler ablesen, dass eine der
gefundenen Gaswolken eine recht große Dichte hat und daher von
einem recht massereichen Stern stammen muss. Das Material breitet
sich mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Kilometern pro Sekunde
aus. Der Burst so die Theorie muss also kurz nach der
Supernova passiert sein.
Auch der zweite beobachtet Gamma-Ray-Burst passt in
das Bild, nur fanden die Forscher hier nicht eine so dichte
eisenhaltige Gaswolke vor: Sie folgerten daraus, dass zwischen
Supernova und Burst rund zehn Jahre lagen. Um ihre Ergebnisse
zu erklären, entwickelten die Forscher ihr sogenanntes Supranova-Modell,
nach dem ein Gamma-Ray-Burst aus dem verspäteten Kollaps
eines Neutronensterns entsteht, der durch eine Supernova-Explosion
zuvor entstanden ist. "Wir können andere Szenarien nicht
ausschließen, doch scheint uns dieses Modell das einfachste zu
sein, das unsere Beobachtungen erklärt", so Frontera.
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Chandra,
amerikanisches Röntgenteleskop
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