Dank seiner relativen Nähe zur Erde gehört der Braune Zwerg
LP 944-20 zu den wohl am besten untersuchten Vertretern seiner Art.
Trotzdem konnte er unlängst Astronomen gehörig überraschen: Das NASA-Röntgenteleskops Chandra
registrierte plötzlich ein helles Aufleuchten im Röntgenbereich.
Während der ersten
neun Stunden und 36 Minuten der Beobachtung wurde keine
Röntgenstrahlung beim Braunen Zwerg LP 944-20 entdeckt
(oben), doch das änderte sich plötzlich (unten). Foto:
NASA
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Braune Zwerge sind Objekte, die in ihrer Entwicklung irgendwie zu kurz gekommen sind: Auf dem besten Wege eine Sonne zu
werden, war bei ihrer Geburt nicht ausreichend Gas da, um einen Stern
entstehen zu lassen, bei dem die nuklearen
Brennprozesse im Inneren zünden. Im Englischen werden die Objekte daher
auch gerne misslungene Sterne - failed stars - genannt.
Das NASA-Röntgenteleskop Chandra beobachtete nun einen dieser
Vertreter namens LP 944-20 über insgesamt zwölf Stunden. Und zunächst
sah alles danach aus, als würde der Braune Zwerg keinerlei
Röntgenstrahlung aussenden. Nach neun Stunden und 36 Minuten allerdings
änderte sich das plötzlich: LP 944-20 flackerte im Röntgenbereich auf. "Wir waren
geschockt", erzählte Dr. Robert Rutledge vom California Institute
of Technology in Pasadena. "Wir haben nicht erwartet ein solches
Aufleuchten bei einem so leichten Objekt zu sehen. Da hat wirklich eine
Maus gebrüllt."
So erhoffen sich die Wissenschaftler aus dieser Entdeckung grundlegend
neue Erkenntnisse über diese extrem massearmen Objekte zwischen Sonnen
und Planeten. Die Energie, die bei dem Aufleuchten frei wurde, dürfte in
etwa der einer kleinen solaren Eruption entsprochen haben und rund eine
Milliarde mal größer gewesen sein als die Röntgeneruptionen, die man beim
Jupiter beobachtet. Als Ursache für das Aufleuchten vermuten die
Wissenschaftler Magnetfelder. Die Entdeckung würde somit auch dafür
sprechen, dass Braune Zwerge und auch jungen Riesenplaneten über ein
Magnetfeld verfügen.
LP 944-20 ist rund 500 Millionen Jahre alt und hat eine Masse, die etwa
dem 60fachen der Jupitermasse entspricht. Der Braune Zwerg - gelegen im
südlichen Sternbild Fornax oder "Chemischer Ofen" - hat einen
Zehntel des Sonnendurchmessers und ist dank seiner relativen Nähe von nur 16
Lichtjahren einer der am besten studierten Vertreter seiner Art. Auch
die neun Stunden, in denen LP 944-20 gar keine Röntgenstrahlung
abstrahlte, enthielten für die Astronomen wichtige Informationen: Daraus
konnten sie ablesen, bis wann überhaupt Braune Zwerge ständig Röntgenstrahlung
ausstrahlen - oder eben nicht.