Das NASA-Röntgenteleskop Chandra macht wieder einmal
durch spektakuläre Beobachtungen auf sich aufmerksam: Die unlängst
veröffentlichte Aufnahme zeigt die Folgen einer gewaltigen Kollision
zweier Galaxienhaufen in einem der massereichsten Objekte im Universum:
dem Galaxienhaufen Abell 2142.
Chandra-Beobachtung im Galaxienhaufen Abell 2142. Foto: NASA/CXC/SAO |
Auf den Bildern sind erstmals die Druckfronten in dem System
detailliert zu erkennen: Eine helle Zentralregion, die mit 50 Millionen
Grad relativ kühl ist und in einer länglichen Wolke aus 70 Millionen
Grad heißem Gas liegt. All dies breitet sich in einem Gas aus, das
eine Temperatur von 100 Millionen Grad hat.
"Wir können das mit einer intergalaktischen Kaltfront
vergleichen", erläutert Maxim Markevitch vom Harvard-Smithsonian
Center für Astrophysik. "Der größte Unterschied ist, dass kalt
hier 70 Millionen Grad bedeutet."
Die beobachteten Gaswolken befinden sich im Zentrum des Galaxienhaufens
Abell 2142, der eine Ausdehnung von sechs Millionen Lichtjahren hat,
Hunderte von Galaxien enthält sowie Unmengen von Gas um noch Tausend
weitere entstehen zu lassen. Der Galaxienhaufen gehört zu den
massereichsten Objekten im Universum und wächst ständig, indem er
kleinere Galaxienhaufen durch seine gewaltige Anziehungskraft an sich
bindet. Im Laufe von Milliarden Jahren kollidieren und verschmelzen diese
Galaxienhaufen und setzen dabei enorme Mengen von Energie frei, die das
Gas des Haufens auf bis zu 100 Millionen Grad aufheizen
können.
Die Chandra-Aufnahme bietet nun einen ersten detaillierten Blick
auf die Endphase eines solchen Verschmelzungsprozesses. Aus der
länglichen Form der hellen Gaswolke schließen die Astronomen, dass sich
hier gerade zwei Wolken zu einer vereinigen. Das Röntgenteleskop kann nun
Temperatur, Druck und Dichte mit bisher unerreichter Auflösung messen und
so wichtige Daten liefern: "Nun können wir anfangen, die Physik
dieser Verschmelzungen zu verstehen, die immerhin zu den energiereichsten
Ereignissen im Universum gehören", so Markevitch.
Dieses Verständnis erhoffen sich die Astronomen unter anderem durch
den Vergleich der gemessenen Daten mit den Ergebnissen von
Computersimulationen. Erste Auswertungen zeigen, dass es sich bei der von Chandra
beobachteten Verschmelzung um ein recht fortgeschrittenes Stadium handelt,
da man keine starken Schockwellen beobachten konnte, die zu Beginn eines
solchen Vorgangs auftreten sollten.