China startet Proberückholmission zum Mond
von
Stefan Deiters astronews.com
24. November 2020
Die Volksrepublik China setzt ihr Programm zur Monderkundung
konsequent fort: Gestern Abend startete die Mission Chang'e 5 vom
Kosmodrom Wenchang. Die Sonde soll den Mond im Laufe der Woche erreichen, in der
Nähe des Mons Rümker im Oceanus Procellarum landen und eine Bodenprobe nehmen.
Diese wird dann Mitte Dezember auf der Erde zurückerwartet.
Start der Mission Chang'e 5 gestern Abend.
Bild: CNSA [Großansicht] |
Die Volksrepublik China hat in den vergangenen Jahren eindrucksvolle
Fortschritte in der Raumfahrt gemacht: Bereits zwei Mal wurde ein kleiner
Rover sicher auf den Erdtrabanten gebracht, nun soll mit einer
Probenrückholmission der nächste wichtige Schritt getan werden. Eine solche
Mission ist noch einmal deutlich komplexer als die Landung auf dem
Mond, muss die gesammelte Bodenprobe doch wieder von der Mondoberfläche
starten und zur Erde zurückgebracht werden.
Bei der Öffentlichkeitsarbeit zeigen sich wieder deutliche Unterschiede zu den Weltraummissionen der NASA und der ESA: Die chinesische Raumfahrtagentur ist mit der Herausgabe von
Informationen sehr sparsam, selbst der genaue Starttermin von Chang'e 5 wurde bis zuletzt
nicht publiziert. Das gleiche gilt für den geplanten zeitlichen Ablauf der
Mission. Nach dem Start am gestrigen Abend mit einer Trägerrakete vom Typ
Langer Marsch 5 vom Kosmodrom Wenchang soll Chang'e 5 im Laufe der
Woche eine Mondumlaufbahn erreichen.
Die Sonde besteht aus vier Komponenten: einem Orbiter, einem Lander, einem Aufstiegsmodul und einer Rückkehrkapsel. Nach Ankunft im Mondorbit wird
Chang'e 5 für "einige Zeit" (so die chinesische Raumfahrtagentur) um den Mond
kreisen und sich dann teilen: Orbiter und Rückkehrkapsel bleiben auf einer
Umlaufbahn um den Mond, die Lande- und Aufstiegseinheit wird auf dem Mond
aufsetzen. Als Landestelle ist eine Region in der Nähe des Mons Rümker im
Oceanus Procellarum vorgesehen.
Mit einem Bohrer soll Material aus einer Tiefe bis zu zwei Metern gewonnen
und mit einem speziellen Arm Oberflächenmaterial eingesammelt werden. Dabei
hofft man auf bis zu zwei Kilogramm an Material, das dann in einen luftdichten
Metallbehälter in der Aufstiegseinheit verstaut wird. Für diese Arbeiten
auf der Oberfläche sind zwei Tage vorgesehen. Die Landeeinheit und die drei
wissenschaftlichen Instrumente an Bord sollen aber noch länger funktionieren.
Nach dem Start von der Mondoberfläche ist ein Rendezvousmanöver in der
Mondumlaufbahn mit Orbiter und Rückkehrkapsel geplant und der Transfer der
Proben vom Mond in die Rückkehrkapsel. Die Aufstiegseinheit wird dann
wieder von Orbiter und Rückkehrkapsel abdocken. Der Orbiter soll dann mitsamt
Rückkehrkapsel zur Erde zurückkehren. Im Erdorbit wird die Rückkehrkapsel vom
Orbiter getrennt und schließlich im Norden Chinas in der Inneren Mongolei
landen. Als Zeitpunkt dafür gibt die chinesische Raumfahrtagentur Mitte Dezember
an.
Ist die Mission erfolgreich wird China das dritte Land sein, dem es gelungen
ist, Material vom Mond auf die Erde zu bringen. Bislang haben dies nur die USA
und die Sowjetunion geschafft, letztere auch mit einer robotischen Mission. Die
europäische Weltraumagentur ESA hat gestern mitgeteilt, die Mission Chang'e 5 mit
ihrer Infrastruktur zu unterstützen. So können die Chinesen Bodenstationen der
ESA nutzten.
Wie China mit den wissenschaftlichen Daten verfährt, bleibt abzuwarten. Die
amerikanische Raumfahrtbehörde NASA schrieb nach dem erfolgreichen Start der
Mission bei Twitter: "Wir hoffen, dass China die gewonnenen Daten
Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung stellen wird, um das Wissen
über den Mond zu vergrößern - ganz so, wie wir es bei den Apollo-Missionen
getan haben und beim Artemis-Programm tun werden."
Update (17. Dezember 2020): Die chinesische Mondmission
Chang'e 5 ist nach Angaben von chinesischer Seite erfolgreich zu Ende
gegangen. Die Kapsel mit den auf dem Mond gewonnenen Proben landete gestern in
der Inneren Mongolei in China.
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