Erdabgewandte Seite des Mondes im Visier
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Kiel astronews.com
10. Dezember 2018
China macht Ernst in Sachen Monderforschung: Aktuell ist
schon der zweite Rover auf dem Weg zum Erdtrabanten - und diesmal mit einem
besonderer Ziel. Das Gefährt soll nämlich die erdabgewandte Seite des Mondes
erforschen, die bislang nur aus dem Orbit erkundet wurde. An Bord des Landers
von Chang'e-4 ist auch ein Instrument, das Kieler Physiker beigesteuert
haben.
Alles andere als dunkel: Aufnahme des
Satelliten DSCOVR der Erde und der erdabgewandten
Seite des Mondes.
Bild: NASA/NOAA [Großansicht] |
Mit dem Start einer Rakete vom Weltraumbahnhof im chinesischen Xichang ist am
Freitag um 19:23 Uhr MEZ eine Sonde zum Mond aufgebrochen. Als erste
Raumfahrtnation will China mit dem Modul Chang'e-4 auf der Rückseite
des Erdtrabanten landen. An Bord ist auch ein von Wissenschaftlern der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entwickeltes Strahlenmessgerät.
Geplant ist, dass der Rover und der Lander am 3. Januar im Von-Karman-Krater im
Süden des Mondes aufsetzen. Dort soll das Kieler Experiment mindestens ein Jahr
lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde
schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte
Mondmissionen vorzubereiten.
Nur rund 13 Monate Zeit hatten Professor Robert Wimmer-Schweingruber und sein
kleines Team vom Institut für Experimentelle und Angewandte Physik, um das
chinesische Mondlabor mit ihrem Strahlenmonitor zu bestücken. Aber nicht nur der
enge Zeitplan machte das Projekt zu einer sportlichen Herausforderung: Nur
bedingt konnten die Forscher auf ihre bewährten Designs zurückgreifen, die
sowohl im Marsrover Curiosity der NASA als auch in der Raumsonde
Solar Orbiter der europäischen Raumfahrtbehörde ESA verbaut sind. Aufgrund
von Exportbeschränkungen einiger Bauteile nach China, mussten die Kieler nämlich
Komponenten teilweise neu entwerfen. Außerdem soll das Gerät mit neuartiger
Technik Wasser unter der Mondoberfläche aufspüren.
Die wissenschaftlichen Daten, die das Lunar Lander Neutron Dosimetry
(LND) neben Experimenten anderer internationaler Teams hoffentlich liefern wird,
sollen Aufschluss über die Entstehung des Mondes geben. "Für folgende Missionen,
bei denen nach über einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond
spazieren sollen, könnten unsere Messungen überlebenswichtig sein", sagt der
Kieler Projektleiter Dr. Jia Yu.
Das LND verfügt über Sensoren, die die besonders gefährliche
Neutronenstrahlung messen. Auf dieser Datenbasis könnten schließlich
Schutzstrategien entwickelt werden. Ob sich die Kraftanstrengung gelohnt hat,
werden die Kieler Physiker erst im Januar wissen. Dann wird die chinesische
Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes ankommen.
"Das Landemanöver ist heikel, denn Chang'e-4 befindet sich dann im
Funkschatten des Mondes", so Wimmer-Schweingruber, der den Start der Rakete in
Xichang live erlebte. Mit etwa zwei Sekunden Verzögerung erreichen die Signale
der Sonde die Erde, da sie erst über einen Relaissatelliten umgelenkt werden
müssen. Für Wimmer-Schweingruber ist die Mission aber schon jetzt erfolgreich:
"In diesen turbulenten Zeiten beweisen die chinesischen Kollegen und wir, wie
weit wir durch Zusammenarbeit kommen können."
Die Mondumlaufbahn soll Chang'e-4 bereits morgen erreichen.
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