Erdtrabant ist noch etwas älter
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Köln astronews.com
31. Juli 2019
Vor 50 Jahren betrat erstmals ein Mensch den Mond. Die
beiden Astronauten von Apollo 11 und auch spätere Besucher des
Erdtrabanten brachten Gesteinsproben vom Mond zur Erde zurück, die bis heute
ausgewertet werden. Jetzt ergaben eine genaue Analyse dieses Gesteins und
Laborexperimente, dass der Mond noch etwas älter ist, als man bislang
angenommen hatte.
Apollo-Probe 12054: Diese Probe ist ein
Ilmenit-Basalt, der während der Apollo-12-Mission
gesammelt wurde.
Bild: Maxwell Thiemens [Großansicht] |
Eine neue Studie unter der Federführung von Geowissenschaftlern der
Universität zu Köln hat das Alter des Mondes auf circa 50 Millionen Jahre nach
der Entstehung des Sonnensystems eingegrenzt. Unser Sonnensystem ist 4,56
Milliarden Jahre alt. Die neue Studie datiert somit das Alter des Mondes auf ca.
4,51 Milliarden Jahre. Das bedeutet, dass der Mond sehr viel älter ist, als
bisher angenommen. Bislang wurde sein Alter in der Forschung auf deutlich jünger
als 4,5 Milliarden Jahre geschätzt. Um diese Ergebnisse zu erzielen,
analysierten die Wissenschaftler die chemische Zusammensetzung einer Vielzahl
von Gesteinsproben, die auf unterschiedlichen Apollo-Missionen gesammelt wurden.
Am 21. Juli 1969 landeten Menschen erstmals auf einem anderen Himmelskörper.
Die Besatzung der Apollo-11-Mission sammelte in ihren wenigen Stunden
auf der Mondoberfläche 21,55 Kilogramm Gesteinsproben und brachte sie zur Erde
zurück. Aus diesen Proben können Forscherinnen und Forscher auch 50 Jahre später
noch neue Erkenntnisse über Schlüsselereignisse im frühen Sonnensystem und über
die Entwicklung des Erd-Mond-Systems gewinnen.
Die Entstehung des Mondes war das letzte große planetare Ereignis nach der
Entstehung der Erde. Eine genaue Bestimmung des Alters des Mondes lässt daher
auch Rückschlüsse darüber zu, wie und wann die Erde entstanden ist und wie sie
sich zu Beginn des Sonnensystems entwickelte. Die Geowissenschaftler haben in
ihrer Studie die chemischen Signaturen unterschiedlicher Arten von Mondgestein
untersucht, die während der verschiedenen Apollo-Missionen gesammelt wurden.
"Ein Vergleich der relativen Mengen einzelner seltener Elemente im Gestein
zeigt, wie die einzelnen Proben mit dem Mondinneren und der Verfestigung des
einst flüssigen Magmaozeans auf seiner Oberfläche zusammenhängen", sagt Dr. Raúl
Fonseca von der Universität zu Köln. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Felipe
Leitzke simuliert er in Laborexperimenten Prozesse, die im Innern des Mondes
ablaufen.
Der Mond entstand wahrscheinlich infolge einer gigantischen Kollision
zwischen einem Himmelskörper von der Größe des Mars und der frühen Erde. Im
Laufe der Zeit wuchs der Mond aus dem Material, das nach der Kollision in die
Erdumlaufbahn geschleudert wurde. Der frühe Mond war von einem flüssigen
Magmaozean bedeckt, der beim Abkühlen verschiedene Arten von Gesteinen bildete.
"In diesen Gesteinen, die man heute noch auf der Mondoberfläche finden kann,
sind Informationen über die Entstehung des Mondes archiviert", sagt Dr. Maxwell
Thiemens, der bis vor Kurzem noch an der Universität zu Köln geforscht hat.
"Solche Beobachtungen sind auf der Erde nicht mehr möglich, da unser Planet im
Laufe der Zeit geologisch aktiv war", ergänzt Dr. Peter Sprung. "Der Mond bietet
somit eine einzigartige Gelegenheit, die frühe Geschichte eines Himmelskörpers
zu erforschen."
Die Kölner Wissenschaftler zeigten anhand der Beziehung zwischen den seltenen
Elementen Hafnium, Uran und Wolfram, wie das Basaltgestein der Mare (schwarze
Tiefebenen auf der Mondoberfläche) durch Schmelzprozesse entstanden ist. Dank
einer bisher unerreichten Messgenauigkeit stellten die Geowissenschaftler fest,
dass diese Elemente in den verschiedenen Gesteinseinheiten in unterschiedlichen
Verhältnissen auftreten. Damit können sie das Verhalten dieser seltenen Elemente
bei der Entstehung des Mondes genauer charakterisieren.
Durch die Untersuchung von Hafnium und Wolfram auf dem Mond können Geologen
eine radioaktive Uhr anwenden, bei der das radioaktive Isotop Hafnium-182 zu
Wolfram-182 zerfallen ist. Dieser radioaktive Zerfall war nach den ersten 70
Millionen Jahren des Sonnensystems komplett abgeschlossen. Eine Kombination
dieser Daten mit den Informationen aus Laborexperimenten zeigt nun, dass der
Mond bereits 50 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems begonnen
hat, sich zu verfestigen.
"Diese Altersbestimmung zeigt, dass das große Kollisionsereignis vor dieser
Zeit stattgefunden haben muss und beantwortet die in der Wissenschaft sehr
umstrittene Frage nach dem genauen Zeitpunkt der Entstehung des Mondes", sagt
Professor Dr. Carsten Münker vom Institut für Geologie und Mineralogie der
Universität zu Köln.
"Die ersten Schritte der Menschheit auf einem anderen Planeten vor 50 Jahren
lieferten Proben, die uns den Zeitpunkt und die Entwicklung des Mondes sowie den
Ursprung der Erde verstehen lassen", so Thiemens. "Da die Entstehung des Mondes
das letzte planetarische Ereignis nach der Entstehung der Erde war, können wir
anhand des Alters des Mondes auch das Mindestalter der Erde bestimmen."
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature Geoscience
veröffentlicht.
Hinweis (1. August 2019): In Überschrift und Vorspann stand zunächst
versehentlich,
dass der Mond gemäß der neuen Studie jünger sei. Das ist natürlich nicht das Ergebnis der
Untersuchungen, wie im Text ausführlich dargestellt wird.
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