Unser Mond ist etwas Besonderes
von Stefan Deiters astronews.com
21. November 2007
Der Mond hat für viele Menschen eine ganz besondere
Bedeutung und beeinflusst nicht zuletzt durch die Gezeiten merklich das Leben
auf der Erde. Nun haben amerikanische Astronomen mit Hilfe des
Weltraumteleskops Spitzer Indizien dafür gefunden, dass unser Mond auch
in unserer Galaxie etwas Besonderes sein könnte. Monde wie der unsrige scheinen
nämlich in maximal fünf bis zehn Prozent der Planetensysteme zu entstehen.
Erde und Mond
(hier in einer Aufnahme der Sonde Galileo).
Foto: NASA /
JPL-Caltech |
Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass der Erdtrabant rund 30
bis 50 Millionen Jahre nach Geburt der Sonne entstanden ist und damit auch nach
der Bildung einer ersten Proto-Erde. Er formte sich aus den Überresten einer
gewaltigen Kollision zwischen der jungen Erde und einem etwa Mars-großen Objekt,
durch die Teile des Erdmantels herausgerissen und ins All geschleudert wurden.
Andere Monde im Sonnensystem entstanden im Gegensatz dazu vermutlich zusammen
mit ihren Planeten oder wurden im Verlauf der Zeit von ihrem Planeten
eingefangen.
"Wenn Monde durch eine gewaltige Kollision entstehen, sollte das gehörig
Staub aufwirbeln", erläutert Nadya Gorlova von der University of Florida
in Gainesville. Die Wissenschaftlerin hat zusammen mit Kollegen mit Hilfe des
Infrarotteleskops Spitzer nach entsprechenden Staubspuren um 400 Sterne
gesucht, die alle um die 30 Millionen Jahre alt sind, also genau so alt wie die
Sonne war, als unser Mond entstand.
"Wenn jede Menge Monde durch Kollisionen entstehen würden, hätten wir jede
Menge Staub um Sterne sehen müssen", so Gorlova. "Aber das war nicht der Fall."
Das Forscherteam, das über seine Arbeit in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal berichtet hat, entdeckte
entsprechende Spuren nur bei einem einzigen Stern. Unter Berücksichtigung der
Zeit, die der Staub sichtbar bleibt und der eng begrenzten Zeitspanne, in
der derartige Kollisionen möglich sind, errechneten die Wissenschaftler eine
Wahrscheinlichkeit von höchstens fünf bis zehn Prozent dafür, dass in einem
Sonnensystem ein Mond wie der unsrige entsteht.
"Wir wissen natürlich nicht, ob bei der einen Kollision, die wir beobachtet
haben, auch tatsächlich ein Mond entstanden ist", schränkt Teammitglied George
Rieke von der University of Arizona in Tucson ein. "Daher könnte es
also sein, dass Kollisionen durch die ein Mond entsteht, noch deutlich seltener
sind als unsere Berechnungen vorhersagen."
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass offenbar bereits nach 30 Millionen
Jahren die Bildung von Planeten um die meisten Sonnen abgeschlossen ist. Auch
Planeten wie Erde, Mars und Venus entstehen nämlich durch Kollisionen von
kleineren Objekten, die so immer weiter auf Planetengröße wachsen. Bislang ging
man davon aus, dass sich diese Vorgänge etwa zehn bis 50 Millionen Jahre nach
Entstehung des Zentralsterns abspielen. Die Tatsache aber, dass Gorlova und ihre
Kollegen nur einen unter den 400 rund 30 Millionen Jahre alten Sternen gefunden
haben, um den sich Staub aus Kollisionen fand, deutet nach Ansicht der Forscher
darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt die Planetenentstehung schon abgeschlossen
war.
"Astronomen beobachten schon seit längerem junge Sterne, die von Staub
umgeben sind", so Gorlova. "Aber in der Regel sind diese Sterne so jung, dass es
sich um Staub handeln dürfte, der von der Entstehung des Sterns übrig geblieben
ist. Der Stern, den wir entdeckt haben ist aber gerade so alt, wie unsere Sonne
am Ende der Planetenentstehungs-Phase war, als der Mond durch eine Kollision
entstanden ist."
Die Analyse von Staub um nicht mehr ganz junge Sterne ist derzeit ein heißes
Thema: Erst in der vergangenen Woche hatten Astronomen von einem entsprechenden
Fund um einen Stern in den Plejaden berichtet und aus dem Fund Rückschlüsse über
die Häufigkeit von terrestrischen Planeten gezogen (astronews.com berichtete).
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