3,8 Milliarden Jahre altes Graphit entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
12. Juli 2010
Durch eine neue Analyse von Bodenproben vom Mond gelang es
jetzt darin 3,8 Milliarden Jahre alten Kohlenstoff in Form von Graphit
nachzuweisen, der vermutlich während einer Phase mit zahlreichen
Meteoriteneinschlägen entstanden ist. Bislang war man davon ausgegangen, dass
der Kohlenstoff auf der Mondoberfläche durch den Sonnenwind dorthin gelangt ist.
Bei der Untersuchung der Probe von
Mondgestein von Apollo 17 mit Hilfe der
Raman-Spektroskopie entdeckten die Forscher
Haarkristalle aus Graphit (gelbe Bereiche).
Bild: Andrew Steele, Carnegie
Institution.
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Untersucht wurde von den Wissenschaftlern eine Probe vom Mond, die von den
Astronauten der Mission Apollo 17 mit zur Erde gebracht wurde. Dabei
entdeckten sie Graphit, teilweise in Form von Haarkristallen oder Whiskern, die
nach Ansicht der Forscher bei Hochtemperatur-Reaktionen unmittelbar nach einem
Meteoriteneinschlag entstehen. Bislang hatte man angenommen, dass der auf der
Oberfläche des Mondes vorhandene Kohlenstoff aus dem Sonnenwind stammt. Die
Ergebnisse wurden unlängst in einem Fachartikel im Wissenschaftsmagazin
Science veröffentlicht.
"Vor etwa 3,9 Milliarden Jahren ging es im Sonnensystem äußerst chaotisch zu,
zahlreiche Objekte sind damals miteinander kollidiert", erklärt Andrew Steele
von der Carnegie Institution for Science in Washington. "Verbindungen
wie Wasser oder Elemente wie Kohlenstoff wurden dabei verdampft. Diese waren
aber entscheidend für die Entstehung von Leben auf der Erde."
"Das Material, das die frühe Erde traf, gelangte auch auf den Mond", so Marc
Fries vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Somit haben wir es bei
dieser Probe mit einem unberührten Zeugen aus der Vergangenheit unserer Erde zu
tun. Die Hinweise auf diesen urzeitlichen Kohlenstoff sind auf der Erde durch
Plattentektonik und andere Prozesse verloren gegangen."
Die Probe stammt aus dem Mare Serenitatis, dem Meer der Heiterkeit, in dem
Apollo 17 im Dezember 1972 gelandet war. Die Entdeckungen gelangen nur
dank eines neuen Untersuchungsverfahrens, das unter dem Namen
Raman-Spektroskopie bekannt ist. Dadurch erfahren die Wissenschaftler nicht nur
etwas über die Zusammensetzung der Probe, sondern auch über das Aussehen der
enthalten Mineralien. So konnten sie Haarkristalle aus Graphit nachweisen, die
einen Durchmesser von einigen Mikrometern und eine Länge von vielleicht zehn
Mikrometern haben. Der Fund hat die Forscher überrascht.
"Das zeigt doch, dass man mit modernen Techniken noch Überraschungen in der
nun 40 Jahre alten Apollo-Sammlung finden kann", freut sich Mihaela
Glamoclija von der Carnegie Institution. Bei dem Graphit kann es sich
nach Ansicht der Wissenschaftler nicht um Verschmutzungen handeln. Außerdem sind
die entdeckten Strukturen auch deutlich größer als der Kohlenstoff, der sich
durch den Sonnenwind erklären lassen würde.
"Wir glauben, dass der von uns entdeckte Kohlenstoff entweder aus dem Objekt
stammt, das für den Einschlagkrater verantwortlich ist oder aber aus
kohlenstoffreichen Gas kondensiert ist, das während des Einschlags frei wurde",
fasst Francis McCubbin von der Carnegie Institution die Resultate
zusammen.
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