Krebsnebel im Blick von fünf Teleskopen
von Stefan Deiters astronews.com
11. Mai 2017
Astronomen haben jetzt eine neue Ansicht des Krebsnebels
vorgestellt, die durch die Kombination von Beobachtungen von fünf Teleskopen
gewonnen wurde, die einen großen Teil des elektromagnetischen Spektrums
abdecken. Der Vergleich von Strukturen in verschiedenen Wellenlängen liefert
ganz neue Details über diesen Supernova-Überrest.
Der neue Blick von fünf Teleskopen auf den
Krebsnebel.
Bild: NASA, ESA, G. Dubner (IAFE,
CONICET-University of Buenos Aires) et al.; A.
Loll et al.; T. Temim et al.; F. Seward et al.;
VLA/NRAO/AUI/NSF; Chandra / CXC; Spitzer/JPL-Caltech;
XMM-Newton/ESA; und Hubble/STScI [Großansicht] |
Der Krebsnebel im Sternbild Stier dürfte zu den bekanntesten und auch am
besten untersuchten Objekten am nächtlichen Himmel gehören. Er entstand durch
eine Supernova-Explosion, die am 4. Juli 1054 zu sehen war: Damals tauchte am
Himmel ein neuer Stern auf, der so hell war, dass man ihn - nach chinesischen
Berichten - sogar für einige Wochen tagsüber mit bloßem Auge erkennen konnte.
Der Krebsnebel ist ungefähr 6.500 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Während der damaligen Supernova-Explosion wurde ein großer Teil der Masse des
sterbenden Sterns in die Umgebung geschleudert und es entstand ein spektakulärer
Supernova-Überrest, dessen faszinierende Filamentstruktur auf zahlreichen
Abbildungen zu sehen ist.
Davon wusste man allerdings viele Jahrhunderte lang nichts: Der "neue Stern"
im Stier geriet wieder in Vergessenheit. Erst als Teleskope zur Beobachtung des
nächtlichen Himmels zur Verfügung standen, entdeckte man an seiner Stelle eine nebelartige
Struktur, deren Form - zumindest auf den ersten frühen Beobachtungen - an einen
Krebs erinnerte.
Ende der 1960er Jahre entdeckten Astronomen im Inneren des Krebsnebels einen
kompakten Neutronenstern und damit den Überrest des Sterns, dessen Explosion die
chinesischen Astronomen einst verfolgt hatten: Er dürfte etwa eine ähnliche
Masse wie unsere Sonne haben, jedoch nur einen Durchmesser von einigen zehn
Kilometern. Er dreht sich mit hoher Geschwindigkeit, nämlich 30 Mal pro Sekunde.
Um alle Strukturen dieses Nebels sichtbar zu machen, benötigt man
Beobachtungen in ganz unterschiedlichen Wellenlängenbereichen. Das jetzt
vorgestellte neue Bild des Krebsnebels wurde aus Daten zusammengestellt, die vom
Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) (Radiobereich, rot), dem Spitzer Space Telescope (Infrarot, gelb), dem Weltraumteleskop
Hubble (sichtbares Licht,
grün), XMM-Newton (Ultraviolett, blau) und Chandra (Röntgenstrahlen, violett)
stammen. Die Beobachtungen mit dem VLA, mit Hubble und Chandra wurden dabei alle
fast zur gleichen Zeit im November 2012 gemacht.
"Der Vergleich dieser neuen Bilder, die in ganz unterschiedlichen
Wellenlängenbereichen aufgenommen wurden, liefert uns wertvolle neue
Details über den Krebsnebel", so Gloria Dubner vom der Universität im
argentinischen Buenos Aires, die die Daten analysiert hat. "Obwohl der
Krebsnebel seit Jahren intensiv untersucht wird, kann man immer noch jede Menge
über ihn lernen."
Über die neue Untersuchung des Krebsnebels auf Grundlage der Beobachtungen in
verschiedenen Wellenlängenbereichen berichten die Astronomen in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal
erschienen ist.
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