Beeindruckendes Mosaik des Krebs-Nebels
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Dezember 2005
Das Space Telescope Science Institut hat jetzt eines
der größten Mosaikbilder veröffentlicht, das je aus Bildmaterial des
Weltraumteleskops Hubble zusammengesetzt wurde. Es zeigt den
beeindruckenden Krebs-Nebel und damit die Überreste einer Sternenexplosion, die
im Jahre 1054 von japanischen und chinesischen Astronomen beobachtet wurde.
Der Krebsnebel M1 oder NGC 1952. Foto: NASA, ESA, J. Hester und A. Loll
(Arizona State University) [Großansicht] |
Vor rund 950 Jahren oder genau im Jahr 1054 beobachteten Astronomen in Japan
und China das Erscheinen eines neuen Sterns am Himmel. Er strahlte für einige Zeit
und verschwand
dann wieder. Die Himmelsbeobachter waren Zeugen einer Supernova-Explosion
geworden und
vermutlich dürfte das plötzliche Auftauchen des Sterns auch in anderen
Kontinenten bemerkt worden sein und vielleicht sogar für Unruhe gesorgt haben.
Noch heute sind die Überreste dieser kosmischen Explosion am Himmel zu sehen und
bilden den so genannten Krebs-Nebel. Das Weltraumteleskop Hubble hat den
Krebsnebel in den letzten Jahren mehrere Male genau beobachtet. Aus den
gewonnenen Daten stellten die Fachleute am Space Telescope Science Institut
nun eines der umfangreichsten Mosaikbilder zusammen, dass je mit Hubble-Bildmaterial
erzeugt wurde.
Die orangefarbenen Filamente sind die Überreste des Stern und bestehen
hauptsächlich aus Wasserstoff. Der Nebel leuchtet, weil sich in seinem Inneren
noch ein Rest der explodierten Sonne befindet: ein schnell rotierender Neutronenstern, der
mit seiner Strahlung das umliegende Material zum Leuchten bringt. So ist
beispielsweise das bläuliche Leuchten das Produkt von Elektronen, die nahezu mit
Lichtgeschwindigkeit entlang der magnetischen Feldlinien des Neutronensterns
rasen. Wie ein Leuchtturm sendet der Neutronenstern zwei Lichtkegel aus, die -
bedingt durch seine schnelle Rotation - für pulsierende Lichtblitze sorgen - 30
Mal pro Sekunde. Einen solchen Neutronenstern nennt man daher auch Pulsar.
Der Krebs-Nebel hat seinen Namen von einer Zeichnung, die der irische
Astronom Lord Rosse im Jahr 1844 von dem Nebel anfertigte. Darauf sah der Nebel
tatsächlich wie ein Krebs aus. Mit großen Teleskopen sieht man allerdings so
viele Details, dass es zunächst schwer fällt, die Herkunft des Namens zu
erkennen. Das jetzt veröffentlichte Bild wurde aus insgesamt 24 einzelnen
Aufnahmen zusammengesetzt, die im Oktober 1999, im Januar 2000 und Dezember 2000
gemacht wurden. Die Farben wurden so gewählt, dass sie einen Hinweis auf das
Material geben, das durch die Sternenexplosion ins All geschleudert wurden: Das
Blau in den Filamenten im äußeren Bereich steht für neutralen Sauerstoff, grün
ist einfach ionisierter Schwefel und rot steht für doppelt ionisierten
Sauerstoff.
Der Krebs-Nebel ist 6.500 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt im
Sternbild Stier.
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HubbleSite, Webseite des STScI mit Originalbildern |
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