Das NASA-Röntgenteleskop Chandra
begeistert einmal mehr die Wissenschaftler: Eine Aufnahme des
Krebsnebels zeigte Strukturen in diesem Supernova-Überrest, von dem
sich die Astronomen ganz neue Rückschlüsse über den
Energietransport vom Pulsar im Zentrum in den Nebel
versprechen.
Der Krebsnebel im optischen Bereich des Lichts (oben) und in
der jüngsten Aufnahme des Röntgenteleskops Chandra (unten).
Die Aufnahmen haben nicht den gleichen Laßstab. Foto:
NASA/CXC/SAO
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Am 4. Juli des Jahres 1054 tauchte am Himmel ein neuer Stern auf, der
so hell war, dass er - nach chinesischen Berichten - sogar für einige
Wochen tagsüber mit bloßem Auge zu erkennen war. Fast 1000 Jahre später
hat das NASA-Röntgenteleskop Chandra jene Stelle am Himmel unter
die Lupe genommen, wo sich im Mittelalter eine Supernova ereignete.
Dieser
Bereich, heute als Krebsnebel bekannt, ist wohl eine der
bestuntersuchtesten Himmelsregionen, verbirgt sich doch im Zentrum des
6000 Lichtjahre entfernten Nebels ein rotierender Neutronenstern. Dieser
Pulsar dreht sich 30 Mal pro Sekunde um seine eigene Achse, ist 50
Billionen mal dichter als Blei und hat einen Durchmesser von nur rund 20
Kilometern.
Mit Chandra entdeckten die Wissenschaftler nun einen hellen Ring
um das Zentrum des Nebels, von dem sich die Astronomen wertvolle
Rückschlüsse darauf versprechen, wie der rotierende Neutronenstern den
ihn umgebenden Nebel zum Leuchten anregt. "Dieser innere Ring ist
einzigartig", urteilt Jeff Hester, Professor an der Arizona State
University. "Er wurde nie zuvor beobachtet und sollte uns wertvolle
Hinweise darauf geben, wie die Energie des Pulsars in den Nebel gelangt.
Das ist so, als würde man die Stromleitungen zwischen dem Kraftwerk und
der Glühbirne entdecken."
Und sein Kollege Mal Ruderman, Professor an der Columbia University,
ergänzt: "Die Röntgenstrahlung die Chandra beobachtet hat,
sagt uns genau wo die Energie ist. Aus Bildern wie diesem können wir
direkt erkennen, was eigentlich vorgeht." Das Chandra-Bild
zeigt Ringe oder Wellen von hochenergetischen Teilchen, die von dem
zentralen Stern über eine Distanz von rund einem Lichtjahr
hinausgeschleudert werden. Außerdem erkennt man sogenannte Jets, die im
rechten Winkel zu dieser Spirale ins All hinausschießen.
Nicht nur die Umgebung, auch der rotierende Neutronenstern im Zentrum
ist ein faszinierendes Studienobjekt: Da er stark magnetisiert ist,
produziert er wie ein kosmischer Generator Unmengen an Elektrizität -
rund 30 Millionen Mal so viel wie ein typischer Blitz auf der Erde.
"Das ist ein unglaublich effizienter Generator", so Ruderman.
"Er erreicht eine Effizienz von 95 Prozent. So etwas gibt es auf der
Erde nicht."