Einst Ozean unter Charons Oberfläche?
von Stefan Deiters astronews.com
23. Februar 2016
Auf dem Plutomond Charon könnte es früher einen Ozean unter
der Eiskruste gegeben haben. Darauf deuten zumindest Bilder hin, die die NASA-Sonde New Horizons
im Juli des vergangenen Jahres bei ihrem Vorüberflug an dem Zwergplaneten und
seinen Monden gemacht hat. Beim Gefrieren des Ozeans dehnte sich dieser dann aus
und sorgte für verräterische Frakturen auf der Oberfläche.
Die Grabenstrukturen auf dem Plutomond Charon
deuten auf einen früher vorhandenen Ozean unter
der Oberfläche hin. Rechts oben eine
Detailansicht, unten die Höhenkarte.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
Während ihres Vorüberflugs an Pluto im vergangenen Juli hat die NASA-Sonde
New Horizons nicht nur spektakuläre Aufnahmen von der eisigen
Oberfläche des Zwergplaneten gemacht, sondern auch dessen Monde ins Visier
genommen.
Die Analyse von Bilder des größten Plutomonds Charon deutet nun darauf hin, dass
dieser früher einmal über einen Ozean unter der Oberfläche verfügt haben könnte.
Dieser ist inzwischen allerdings längst gefroren.
Da dadurch aber die Oberfläche das Plutomonds gedehnt wurde, entstanden
typische Bruchkanten, Steilhänge und Täler. Die Auswertung der Aufnahmen
von New Horizons ergab, dass diese Täler in manchen Fällen mehr als 6,5
Kilometer tief sind.
Die äußere Oberflächenschicht von Charon besteht hauptsächlich aus Wassereis. In
seiner Jugend war diese Schicht durch den Zerfall radioaktiver Elemente und
durch die
Wärme im Inneren, die aus der Entstehungszeit des Mondes stammt,
vergleichsweise warm. Forscher halten es für möglich, dass diese Wärme
ausgereicht hat, in tieferen Bereichen eine Schicht aus flüssigem Wasser
entstehen zu lassen.
Als sich der Mond jedoch abkühlte, fror dieses flüssige Wasser und dehnte sich
dabei aus - ein Effekt, den jeder kennt, der einmal eine Wasserflasche zum
Kühlen ins Gefrierfach gelegt und dann vergessen hat. Durch diese Expansion der
einst flüssigen Schicht im Untergrund wurde die Oberfläche des Mondes so stark
gestreckt, dass die heute sichtbaren Brüche und Spalten entstanden sind.
Das in der letzten Woche veröffentlichte Bild von Charon zeigt einen Bereich,
der inoffiziell Serenity Chasma genannt wird und Teil eines ausgedehnten
Gürtels aus Tälern und Gräben entlang des Äquators von Charon ist. Das Grabensystem
gehört zu den größten seiner Art im Sonnensystem und erstreckt sich über
mindestens 1.800 Kilometer und erreicht Tiefen von bis zu 7,5 Kilometern. Zum
Vergleich: Der Grand Canyon in den USA hat eine Länge von 446 Kilometern und ist
nur rund 1,6 Kilometer tief.
Die Detailaufnahme wurde von New Horizons mithilfe des Long-Range
Reconnaissance Imager (LORRI) gemacht. Die Auflösung beträgt 394 Meter pro
Bildpunkt. Die Ansicht zeigt einen 386 mal 175 Kilometer großen Bereich. Das Bild
entstand aus einer Entfernung von 78.700 Kilometern etwa eineinhalb Stunden
bevor die Sonde ihren geringsten Abstand von Charon erreicht hatte.
Die Sonde New Horizons war am 14. Juli des vergangenen Jahres an Pluto vorübergeflogen und hatte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden gemacht.
Die Bilddaten und die Messungen anderer Instrumente wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt.
Seit September werden nun kontinuierlich neue Aufnahmen und Daten des
Vorüberflugs zur Erde übertragen, so dass es ständig neue und in manchen Fällen
auch detailliertere Ansichten von Pluto und seinen Monden gibt.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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