Die ausgedehnte Atmosphäre des Zwergplaneten
von Stefan Deiters astronews.com
18. September 2015
Der Zwergplanet Pluto begeistert das Team der NASA-Sonde
New Horizons weiterhin: Gestern veröffentlichte Aufnahmen zeigen eine
unerwartet vielschichtige Atmosphäre und liefern Hinweise dafür, dass eine Art
Stickstoffkreislauf auf dem Zwergplaneten existiert, der mit dem Wasserkreislauf auf der Erde vergleichbar ist.
Diese Ansicht von Pluto entstand 15 Minuten
nach der dichtesten Annäherung der Sonde New
Horizons an den Zwergplaneten.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
Die neue, am 13. September zur Erde übertragene und gestern veröffentlichte
Ansicht entstand nur 15 Minuten nach der dichtesten Annäherung der NASA-Sonde New Horizons
an den Zwergplaneten am 14. Juli und zeigt einen Blick zurück auf Pluto fast
schon im Gegenlicht
der Sonne. Man beobachtet hier also praktisch einen Sonnenuntergang über der
eigentümlichen Plutolandschaft.
"Dieses Bild gibt einem das Gefühl, als sei man wirklich dort und würde die
Landschaft selbst erkunden", meint Alan Stern vom Southwest Research Institute,
der verantwortliche Wissenschaftler von New Horizons. "Das Bild ist aber auch
wissenschaftlich spannend, da es neue Einzelheiten über die Atmosphäre von
Pluto, seine Berge, Gletscher und Ebenen verrät."
Dank der speziellen Beleuchtungsbedingungen und der hohen Auflösung der Ralph/Multispectral
Visual Imaging Camera lassen sich
auf der Aufnahme mehr als ein Dutzend einzelne Dunstschichten in der dünnen
Stickstoffatmosphäre unterscheiden, die sich bis 100 Kilometer ins All
erstreckt. Außerdem ist auch eine Nebelbank aus sehr tiefliegendem Dunst zu
erkennen.
"Diese tiefliegenden Dunstschichten sind nicht nur visuell sehr eindrucksvoll,
sondern deuten auch darauf hin, dass sich das Wetter auf Pluto von Tag zu Tag
verändert", erläutert New-Horizons-Teammitglied Will Grundy vom Lowell
Observatory in Flagstaff in Arizona. Zusammen mit einem weiteren jüngst zur
Erde übertragenen Bild liefert die Ansicht zudem Hinweise darauf, dass es auf Pluto
einen überraschend erdähnlichen "Flüssigkeitskreislauf" gibt, der allerdings nicht auf
Wassereis, sondern auf exotischen Eisformen wie Stickstoffeis beruht.
Große helle Bereiche östlich der Sputnik Planum genannten Ebene scheinen von
solchem Eis überzogen worden zu sein. Es könnte in Sputnik Planum verdampft
sein, um sich dann im Osten wieder abzusetzen. Auf der Ansicht sind auch
gletscherartige Strukturen zu erkennen, die von den mit Eis überzogenen Regionen
ausgehen und in Sputnik Planum münden. Sie ähneln damit den Eisströmen, wie man
sie aus den Randregionen der Eiskappen in der Antarktis oder auf Grönland kennt.
"Wir hatten nicht erwartet, angesichts der eisigen Bedingungen im äußeren
Sonnensystem Hinweise auf einen stickstoffbasierten Gletscherkreislauf auf Pluto
zu finden", meint Teammitglied Alan Howard von der University of Virginia. "Er
wird vom schwachen Licht der Sonne angetrieben und wäre direkt vergleichbar mit
dem Wasserkreislauf auf der Erde, der die Eiskappen speist. Hier verdampft das
Wasser der Ozeane, fällt als Schnee und gelangt dann durch den Fluss der
Gletscher wieder in die See."
Die Sonde New Horizons war Mitte Juli an Pluto vorübergeflogen und hatte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden gemacht.
Die Bilddaten und die Messungen anderer Instrumente wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt. Von Ende Juli bis Anfang September wurden
dann hauptsächlich Messwerte und keine neuen Bilddaten übertragen.
Seit knapp zwei Wochen übermittelt nun New Horizons wieder Aufnahmen des
Vorüberflugs.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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