Die Bewegung des Eises in Sputnik Planum
von Stefan Deiters astronews.com
11. Januar 2016
Neue Bilder von Pluto der Sonde New Horizons, die
Ende des vergangenen Jahres zur Erde übertragen wurden, liefern Hinweise auf
faszinierende Prozesse in der herzförmigen Ebene Sputnik Planum des
Zwergplaneten. Die wabenförmige Struktur der Oberfläche deutet auf
Konvektionsprozesse im Eis hin, die denen in einer Lavalampe ähneln.
Ein detaillierter Blick auf die Strukturen in
Sputnik Planum.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
Neue Bilder der Plutooberfläche, die Ende des vergangenen Jahres von der Sonde
New Horizons zur Erde übermittelt wurden, zeigen einen Teil der
eisigen herzförmigen Ebene auf dem Zwergplaneten, die vom New-Horizons-Team
"Sputnik Planum" getauft wurde. Die hier erkennbaren Strukturen deuten auf
eine faszinierende Aktivität der Oberfläche in dieser Region hin.
Sputnik Planum liegt um einige Kilometer tiefer als die umgebenden Gebiete, ist
allerdings nicht vollständig flach. Die Region ist in zellenförmige Bereiche
unterteilt, die eine Ausdehnung von 15 bis über 30 Kilometern haben. Das Zentrum
dieser Zellen scheint ein wenig erhöht zu sein, der Höhenunterschied zwischen
der Mitte der Zellen und den deutlich erkennbaren Rändern beträgt knapp 100
Meter.
Die Wissenschaftler des New-Horizons-Teams vermuten, dass diese
Strukturen durch langsame Konvektionsprozesse im Eis von Sputnik Planum
entstehen. Die Ebene ist mit Eis ausgefüllt, das überwiegend aus Stickstoff
besteht. In der Tiefe wird dieses Eis durch die Wärme im Inneren des
Zwergplaneten etwas aufgewärmt, wird dadurch leichter und steigt in Blasen nach
oben. Hier kühlt es sich ab und sinkt wieder in die Tiefe. Der Kreislauf beginnt
von vorn.
"Dieser Teil von Pluto verhält sich wie eine riesige Lavalampe", vergleicht
William McKinnon von der Washington University in St. Louis. "Man muss
sich nur eine Lavalampe vorstellen, die so groß ist wie die Hudson Bay und sogar
noch tiefer." Computermodelle haben ergeben, dass sich diese
Stickstoffeis-Blasen über viele Millionen Jahre entwickeln und auch verschmelzen
können.
Die sichtbaren Ränder der wabenförmigen Strukturen, an denen abgekühltes Eis
wieder absinkt, können von dem Prozess auch abgetrennt werden, wodurch
Strukturen wie das "X" entstehen, das auf dem Bild zu erkennen ist. Früher
dürften sich hier einmal vier Konvektionszellen getroffen haben. Bei der dunklen
Struktur auf dem Bild könnte es sich um einen verschmutzten Brocken aus
Wassereis handeln, der auf dem dichteren Stickstoffeis "schwimmt".
Die Sonde New Horizons war Mitte Juli des vergangenen Jahres an Pluto vorübergeflogen und hatte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden gemacht.
Die Bilddaten und die Messungen anderer Instrumente wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt.
Seit September werden nun kontinuierlich neue Aufnahmen und Daten des
Vorüberflugs zur Erde übertragen, so dass es ständig neue und in manchen Fällen
auch detailliertere Ansichten von Pluto und seinen Monden gibt. Die Aufnahmen
von Sputnik Planum gehören zu den detailliertesten Bildern, die während des
Vorüberflugs gemacht worden sind. Erst im Herbst dieses Jahres wird die
Datenübertragung abgeschlossen sein.
Das oben gezeigte Bild ist nur ein Ausschnitt aus einem Mosaik, das in voller
Auflösung auf
den Seiten des
JPL Photojournal abrufbar ist.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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