Fachartikel mit ersten Resultaten veröffentlicht
von Stefan Deiters astronews.com
16. Oktober 2015
Nur drei Monate nach dem Vorüberflug der Sonde New Horizons
hat das Team nun die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse in einem Fachartikel
vorgestellt. Sie beschreiben darin die Entdeckungen, die sie bereits
auf Grundlage der ersten Bilder und Daten gemacht haben - über die meisten
Resultate war schon zuvor auf Pressekonferenzen berichtet worden.
New Horizons Blick auf Pluto. Es handelt sich
um ein "erweitertes" Farbbild, das aus
Beobachtungen im Blauen, Roten und Infraroten
zusammengestellt wurde.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
Es gibt kaum etwas grundsätzlich Neues in dem Fachartikel, der heute in der
Wissenschaftszeitschrift Science über den Zwergplaneten Pluto und seine Monde
veröffentlicht wurde. Trotzdem ist er für das Team von New Horizons von
Bedeutung, zählt doch eine, durch andere Forscher zitierbare
Fachveröffentlichung in der Wissenschaft noch immer mehr, als jede gewöhnliche
Pressemitteilung.
Der Artikel erscheint fast genau drei Monate nach dem historischen Vorüberflug
der Sonde New Horizons am Pluto und seinen Monden und fasst die Ergebnisse der
Auswertungen der ersten Daten und Bilder zusammen. Über vieles hatte das Team
bereits auf
Presseveranstaltungen oder auf der Missions-Webseite berichtet.
"Das Pluto-System hat uns auf ganz unterschiedliche Weise überrascht und uns
insbesondere gezeigt, dass auch kleine Planeten noch Milliarden Jahre nach ihrer
Entstehung aktiv bleiben können", so Alan Stern vom Southwest Research Institute,
der verantwortliche Wissenschaftler von New Horizons. "Und auch aus der
Komplexität der geologischen Strukturen auf Pluto und auf seinem größten Mond
Charon haben wir einiges gelernt."
Dabei müssen sich einige der geologischen Prozesse in vergleichsweise junger
Vergangenheit abgespielt haben. An den Prozessen war sowohl hartes
gesteinsähnliches Wassereis beteiligt, als auch andere beweglichere Arten von Eis. Diese Aktivität wirft
allerdings die Frage auf, wie ein so kleines Objekt wie Pluto Milliarden Jahre nach
seiner Entstehung so aktiv bleiben kann. Und sie ist gleichzeitig ein Hinweis
darauf, dass auch andere Objekte im Kuipergürtel wie Eris, Haumea oder Makemake,
eine ähnlich komplexe geologische Geschichte aufweisen könnten.
Die Wissenschaftler des Teams der Mission New Horizons betonen zudem,
dass man bislang Pluto immer mit dem Neptunmond Triton verglichen hätte, bei dem
es sich vermutlich um ein eingefangenes Objekt aus dem Kuipergürtel handelt. Auf Grundlage der neuen Daten dürfte Triton wohl mehr Unterschiede zu
Pluto als Gemeinsamkeiten aufweisen. Noch klarer sollte dies werden, wenn
weitere Daten von New Horizons ausgewertet werden.
Eines der wichtigsten Resultate des ersten wissenschaftlichen Fachartikels ist
aber die genaue Größe von Pluto: Der Zwergplanet hat einen Radius von 1.187 Kilometern. Bislang lagen die Schätzungen für den Plutoradius zwischen 1.150 und 1.200 Kilometern. Der
präzisere Radius erlaubt auch eine
genauere Bestimmung der Dichte des Zwergplaneten, die inzwischen nur noch wenig über der Dichte des Mondes Charon liegt. Dies ist wichtig
für Wissenschaftler, die sich mit der Entstehung des Pluto-Systems beschäftigen.
Die Sonde New Horizons befindet sich aktuell mehr als fünf Milliarden
Kilometer von der Erde entfernt. New Horizons war Mitte Juli an Pluto vorübergeflogen und hatte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden gemacht.
Die Bilddaten und die Messungen anderer Instrumente wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt. Von Ende Juli bis Anfang September wurden
dann hauptsächlich Messwerte und keine neuen Bilddaten übertragen.
Seit rund sechs Wochen übermittelt New Horizons wieder Aufnahmen des
Vorüberflugs und weitere Daten.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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