Flüchtige Stoffe veränderten Oberfläche
von Stefan Deiters astronews.com
24. September 2012
Mithilfe von Daten, die die Sonde Dawn aus ihrem
niedrigen Orbit um den Asteroiden Vesta gewonnen hat, haben Astronomen
hydratisierte Minerale auf Vestas Oberfläche nachweisen können. Plötzlich
verdampfendes Material ließ zudem eigentümliche Löcher entstehen, die in einem
Krater besonders ausgeprägt sind.
Ein Blick in den
Krater Marcia mit seiner eigentümlichen löchrigen
Oberfläche.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR /
IDA / JHUAPL [Großansicht] |
Flüchtige Stoffe, also Materialien, die sehr leicht verdampfen, haben die
Oberfläche des Asteroiden Vesta merklich verändert. So sorgten sie für eine
Verfärbung in der Äquatorregion des Asteroiden und ließen - durch den
Verdampfungsprozess - auch eigentümliche Löcher entstehen. Bei dem verdampften
Material handelte es sich, so die Ansicht der Wissenschaftler, sehr
wahrscheinlich um Wasser, das zuvor in sogenannten hydratisierten Mineralen
gebunden war. Diese gelangten vermutlich durch Meteoriten auf die Oberfläche von
Vesta. Wassereis wurde auf dem Asteroiden nicht gefunden.
Die Resultate, die in der vergangenen Woche in zwei Fachartikeln in der
Zeitschrift Science beschrieben wurden, basieren auf Daten der NASA-Sonde
Dawn,
die den Asteroiden Vesta über ein Jahr lang von einem Orbit aus erkundet hat (astronews.com
berichtete wiederholt). So
wurde mit Hilfe des Gamma Ray and Neutron Detector (GRaND) die Signatur von
Wasserstoff auf der Oberfläche Vestas nachgewiesen. Vermutlich, so die Forscher,
liegt der Wasserstoff in Form von Hydroxyl oder als in Mineralen gebundenes Wasser vor.
"Bei der Quelle von Wasserstoff auf der Oberfläche von Vesta scheint es sich um
hydratisierte Minerale zu handeln, die durch kohlenstoffreiche Meteoriten auf
die Oberfläche gelangt sind, deren Geschwindigkeit bei der Kollision mit Vesta so
gering war, dass ihr flüchtiger Inhalt erhalten geblieben ist", vermutet Thomas Prettyman vom
Planetary Science Institute, der leitende Wissenschaftler des
Instruments GRaND. Prettyman ist auch Erstautor einer der beiden Fachartikel.
Der zweite Artikel beschäftigt sich mit der Entdeckung von eigentümlichen
Löchern in der Oberfläche, die durch das Freiwerden flüchtiger Stoffe entstanden
sein dürften.
Die Wissenschaftler hatten zuvor die Existenz von Wassereis
dicht unter der Oberfläche von Vesta in der Nähe der Polregionen des Asteroiden
für möglich gehalten, obwohl es auf Vesta keine permanent schattigen Regionen gibt wie
auf dem Erdmond. Die stärkste Signatur von Wasserstoff in den Dawn-Daten fand
sich nun aber in der Äquatorregion des Asteroiden, wo Wassereis nicht für
längere Zeit existieren kann.
Die Entstehung der an manchen Stellen entdeckten
löchrigen Oberfläche erklären sich die Wissenschaftler so: In einigen Fällen könnten Meteoriten in Ablagerungen aus hydratisierten
Mineralen gestürzt sein, die durch frühere Einschläge dorthin gelangt waren. Durch die Hitze, die bei der Kollision entstanden ist,
wurde der in den Mineralen gebundene Wasserstoff in Wasser verwandelt, was dann
sofort verdampft ist. Die dadurch entstandenen Löcher auf Vestas Oberfläche
haben einen Durchmesser von bis zu einem Kilometer und eine Tiefe von bis zu 200
Metern. Das beste Beispiel für eine so entstandene Oberfläche fanden die
Forscher auf Bildern des Kraters Marcia.
"Diese Löcher ähneln sehr stark bestimmten Strukturen auf dem Mars", so Brett
Denevi vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University, der
Erstautor des zweiten Fachartikels. "Auf dem Mars war Wasser allerdings einmal
recht verbreitet, auf Vesta ist es überraschend, dass es einmal so viel davon
gab. Unsere Resultate liefern nicht nur Beweise dafür, dass es einmal
hydratisierte Minerale auf dem Asteroiden gegeben hat, sondern dass sie auch eine
wichtige Rolle bei der Entstehung der heutigen Oberfläche gespielt haben."
Durch die GRaND-Daten liegt nun die erste direkte Bestimmung der elementaren
Zusammensetzung von Vestas Oberfläche vor. Mit Hilfe der Daten konnte auch
zweifelsfrei gezeigt werden, dass es eine Verbindung zwischen einer bestimmten
Gruppe von auf der Erde gefundenen Meteoriten und dem Asteroiden gibt. Die Sonde
Dawn befindet sich inzwischen auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel, dem
Zwergplaneten Ceres.
|