Wetterbericht von der Venus
Redaktion /
Pressemitteilung des MPS astronews.com
3. Juni 2008
Neue Bilder der europäischen Sonde Venus Express
zeigen bislang unbekannte Wolkenstrukturen in der Atmosphäre unseres
Nachbarplaneten. Möglich wurden die neuen, detaillierten Beobachtungen durch
eine spezielle Kamera an Bord der Venussonde, die von deutschen Forschern
entwickelt wurde. Die Daten erlauben Rückschlüsse auf das Wetter auf der Venus.
Die südliche
Hemisphäre der Venus aus aus einer Entfernung
von 30.000 Kilometern. Der Äquator befindet sich
oben im Bild, der Südpol unten. Während die
Wolken über dem Äquator löchrig und zerrissen
sind, überdecken sie den Südpol in einer
geschlossenen Decke.
Bild: ESA/MPS/DLR/IDA |
Die europäische Weltraumsonde Venus Express hat bisher
unbekannte Wolkenformationen in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten entdeckt.
Nach Angaben einer Pressenotiz des Max-Planck-Instituts für
Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau zeigen die
neuen Bilder der Venus löchrige Wolkenstrukturen aus Schwefelsäure über dem
Äquator des Planeten und eine dichte Wolkendecke über dem Südpol. Möglich wurden
diese detaillierten Aufnahmen durch Einsatz einer Weltraum-Kamera, die
Wissenschaftler am MPS gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt und dem Braunschweiger Institut für Datentechnik entwickelt haben. Aus
den neuen Bildern können die Forscher nun auf das Wetter auf der Venus
schließen.
Obwohl sich Venus und Erde in ihrer Größe gleichen, sind ihre Atmosphären
sehr verschieden. Denn die meisten der dichten Gase, die die Venus umgeben, sind
lebensfeindlich. Die Wolken etwa, die sich in einer Höhe von 45 bis 70
Kilometern über der Oberfläche erstrecken, bestehen in erster Linie aus winzigen
Tröpfchen giftiger Schwefelsäure. Hinzu kommen Partikel und Tröpfchen anderer,
bisher noch unbekannter Stoffe.
Damit die Wissenschaftler die Wetterphänomene auf der Venus genauer
untersuchen können, beobachtet die Kamera aus Katlenburg-Lindau ununterbrochen
die oberste Wolkenschicht des Planeten. Dabei macht das Spezialgerät nicht nur
Aufnahmen mit sichtbarem, sondern auch mit ultraviolettem Licht. Da die
Tröpfchen in der Venus-Atmosphäre diese kurzwellige Strahlung verschieden stark
absorbieren, werden so Strukturen sichtbar, die das bloße Auge nicht erkennen
kann.
Durch die lang gestreckte, ellipsenförmige Umlaufbahn von Venus Express
ändert sich zudem der Abstand der Kamera zum Planeten ständig. Auf diese Weise
sind sowohl Bilder des gesamten Planeten als auch Nahaufnahmen möglich. Die
neuen Bilder beweisen, dass sich die Wolkenstrukturen am Äquator der Venus stark
von denen am Südpol unterscheiden. Die Aufnahmen der Äquatorregion etwa zeigen
eine zerrissene, löchrige Wolkendecke.
"Wir glauben, dass dies eine Folge heftiger Gasbewegungen ist, die durch die
starke Sonneneinstrahlung ausgelöst werden", sagt Dmitri Titov, Mitglied des
Venus Express-Teams am MPS. Wie die Luft über einer heißen Asphaltfläche im
Sommer wirbeln die aufgeheizten Gase nach oben und zerreißen die Wolkenschicht.
Viel weniger turbulent ist das Venus-Wetter in etwa 40 bis 50 Grad südlicher
Breite. Hier zeigt die Weltraum-Kamera lang gezogene Wolkenbänder, die auf
gleichmäßige, parallele Luftströme hinweisen.
Den Südpol schließlich überdeckt eine lückenlose Wolkenschicht. Wie es zu den
Übergängen zwischen diesen verschiedenen Wetter-Regionen kommt, ist noch immer
nicht geklärt. Die Weltraum-Sonde Venus Express schwenkte vor etwa zwei
Jahren auf eine Umlaufbahn um den Nachbarplaneten der Erde ein. Die Kamera vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sendet seitdem Bilder der Venus
zur Erde.
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