VeRa nimmt Venus unter die Lupe
Redaktion / idw / Universität der
Bundeswehr
astronews.com
11. Oktober 2005
Ende des Monats soll die ESA-Sonde Venus Express ihre Mission zu
unserem Nachbarplaneten Venus beginnen. Die Sonde verwendet Technologien von
Mars Express und wurde in nur wenigen Jahren entwickelt. Mit dabei ist
auch die Universität der Bundeswehr in München: Sie steuert das Experiment
VeRa bei, das Atmosphäre und Ionosphäre der Venus untersuchen soll.
Die Mission Venus Express soll am 26.Oktober starten. Bild: ESA |
Dass die Bundeswehr über eine Universität verfügt, wissen die meisten. Dass
an ihr aber auch Weltraumforschung betrieben, die alles andere als "Krieg der
Sterne" ist, ist wohl nicht so vielen bekannt. Doch das Institut für
Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München ist maßgeblich an der
nächsten Erkundung des Planeten Venus beteiligt. Die Venus Express-Raumsonde
der ESA wird am 26. Oktober 2005 um 06.44 Uhr MEZ von Baikonur, Kasachstan, mit
Hilfe einer russischen Soyus-Fregat Rakete, in Richtung Venus starten.
Nach den beiden Beteiligungen an den Missionen Rosetta und Mars
Express ist dies das dritte Mal, dass sich das Institut für Raumfahrttechnik
unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Häusler an einer interplanetaren Mission
beteiligt. Dieses Mal ist der Leiter des Institutes, Prof. Häusler, von der ESA
mit der wissenschaftlichen Leitung und der Führung des internationalen
Wissenschaftlerteams des VeRa-Experimentes betraut worden.
Das Radio Science Experiment VeRa untersucht die Atmosphäre und
Ionosphäre des Planeten Venus, seine Gravitationsanomalien und die Eigenschaften
seiner Oberfläche. Konkrete Fragestellungen bei der Erforschung der Venus sind
die Ursachen des hohen Treibhauseffektes in der Atmosphäre, der für eine
Temperatur von rund 500 Grad Celsius an der Planetenoberfläche sorgt und der
hohen Windgeschwindigkeiten in der oberen Atmosphäre, die Werte von bis zu 360
Kilometern pro Stunde erreichen.
Außerdem ist man an der Existenz von aktiven
Vulkanismus auf der Venus interessiert. Es wird auch spekuliert, dass eine dünne
Schicht von Halbleitermaterial in großen Höhen auf Vulkankegeln vorhanden sein
soll. Die Erforschung unseres Schwesterplaneten dient auch der Gewinnung von
Erkenntnissen über die vergangene und zukünftige Entwicklung unserer Erde.
Zur Untersuchung der Venusatmosphäre setzen die Wissenschaftler hochstabile
Frequenzen ein und untersuchen entsprechende Veränderungen einer
elektromagnetischen Welle, die vom Satelliten ausgesendet wird und sich auf
ihrem Weg zur Erde durch die Venusatmosphäre ausbreitet. Zur Untersuchung der
Venusoberfläche wird die Antenne des Satelliten auf die Oberfläche der Venus
gerichtet und der reflektierte Radarstrahl von den großen Bodenstationen der ESA
und NASA in Australien aufgezeichnet. Ein wichtiger Bestandteil des Experimentes
ist ein so genannter "ultrastabiler Quarz-Oszillator", der als Referenzfrequenz
in der Raumsonde dient und zum ersten Mal in einer Venus-Mission eingesetzt
wird.
Die ESA hatte die Venus Express-Mission 2002 als besten
Missionsvorschlag ausgewählt. Das Projekt begann sich im selben Jahr zu
formieren, der Beginn der Arbeiten am Experiment war nach anfänglichen
Finanzierungsschwierigkeiten im Jahr 2003. Bei der Herstellung der Raumsonde
konnte auf die Erfahrungen des Mars Express-Projektes zurückgriffen
werden. Damit ist es im internationalem Rahmen eines der bislang am schnellsten
durchgeführten Satellitenprojekte.
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