Teleskope richten
sich auf die Venus
von Stefan Deiters astronews.com
24. Mai 2007
Venus, unser Nachbar im Sonnensystem, ist derzeit am
abendlichen Himmel kaum zu übersehen. Seit gestern ist der strahlend helle
Abendstern auch Ziel von rund einem Dutzend Teleskopen auf der ganzen Welt: In
einer gemeinsamen Aktion sollen an den Observatorien Daten gesammelt werden, die
die Mission der europäischen Venussonde Venus Express unterstützen.
Auch eine NASA-Sonde wird sich beteiligen.
Teleskope auf der ganzen Welt werden noch bis
zum 9. Juni die Venus beobachten.
Bild: ESA / C. Carreau |
Die Beobachtungskampage, an der sich Teleskope wie das Very Large
Telescope in Chile, die Keck-Teleskope auf Hawaii, das Observatoire de Haute
Provence in Frankreich und zahlreiche andere Teleskope beteiligen, begann
gestern und soll bis zum 9. Juni andauern. Bis dahin wollen die Astronomen
unseren Nachbarn im Sonnensystem in den unterschiedlichsten Wellenlängenbereichen studieren -
darunter auch in den Bereichen des Spektrums, für die die Venussonde Venus Express
keine Instrumente an Bord hat.
Ziel der Wissenschaftler ist es, mehr über die Atmosphäre der Venus zu
erfahren, durch die Teleskopdaten die Messungen von Venus Express zu
ergänzen
und so auch deren Interpretation zu vereinfachen. Dabei liegt der Schwerpunkt
auf dem Bereich der Venusatmosphäre, der sich über der Wolkendecke des Planeten
befindet. Diese Messungen werden dann die Daten der Sonde vervollkommnen, die
detaillierte Untersuchungen der Wolkenstruktur sowie der unteren Atmosphäre bis
zur Oberfläche durchführen kann.
Spektroskopische Untersuchungen im sichtbaren Bereich des Lichtes sowie
im Infraroten und Submillimeter-Bereich erlauben den Astronomen Aussagen
beispielsweise über die Winde in der Hochatmosphäre und dürften neue Fakten über
die Mesosphäre und die Thermosphäre der Venus liefern. Venus Express ergänzt
diese Daten durch Ermittlung von Windgeschwindigkeiten aus Beobachtung von
Wolkenbewegungen und Messungen der Verteilung bestimmter Gase und der Temperatur
in dieser Region.
Die Zeit für diese konzertierte Aktion ist günstig: Die Venus ist zur Zeit
von der Erde aus gesehen sehr weit von der Sonne entfernt, was Beobachtungen
sowohl der Tag- als auch der Nachtseite sehr erleichtert. Zudem wird am 6. Juni
die NASA-Sonde Messenger auf ihrem Weg zum Merkur die Venus passieren und kann
so für einen Tag die Messungen von Venus Express und die Beobachtungen von der
Erde mit eigenen Daten ergänzen.
Während der ganzen Mission von Venus Express koordiniert die ESA
auch das Venus Amateur Observing Project, in dessen Rahmen sich auch
Amateurastronomen an den Beobachtungen unseres Nachbarn beteiligen können.
Hinweise zur benötigten Ausrüstung und detailierte Anweisungen dazu finden sich
auf der ESA-Webseite.
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