Kontrollteam bereitet Ankunft vor
Redaktion / ESA
astronews.com
28. März 2006
In genau zwei Wochen, am 11. April, soll die ESA-Sonde
Venus Express ihr Ziel erreichen und in eine Umlaufbahn um unseren
Nachbarplaneten einschwenken. Im Europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESOC)
in Darmstadt bereitet man sich derzeit intensiv auf die erforderlichen und
missionsentscheidenden Manöver vor. Venus Express war im November letzten
Jahres gestartet und ist die erste europäische Mission zur Venus.
Venus Express soll am 11. April 2006 die Venus erreichen.
Bild: ESA
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Bei dem entscheidenden Manöver kommt es auf die richtige Kombination aus
grundlegender Physik, höchst komplexer Raumfahrttechnik und exaktem Timing an.
Das für nächsten Monat geplante Einschwenken in eine Bahn um die Venus
kennzeichnet die Ankunft der ersten ESA-Mission zur Venus, die als einer der
rätselhaftesten Planeten des Sonnensystems gilt.
Das Einschwenken in die Umlaufbahn erfordert eine Reihe von ferngesteuerten
Aktionen, Triebwerkzündungen und Manövern, die Venus Express von ihrer
Geschwindigkeit unmittelbar vor der ersten Zündung (29.000 Kilometer pro Stunde
im Verhältnis zur Venus) auf eine rund 15 Prozent niedrigere
Einschwenkgeschwindigkeit abbremsen müssen, damit die Raumsonde von der
Schwerkraft des Planeten "eingefangen" werden kann.
Um 8.03 Uhr MESZ am 11. April beginnen die Flugkontrolleure, die Raumsonde mit
der Triebwerkdüse in Bewegungsrichtung zu drehen. In dieser Lage wird das
Venus Express-Haupttriebwerk ab 9.19 Uhr MESZ für ungefähr 51 Minuten
gezündet. Um das Risiko einer übermäßigen mechanischen Last während der
Triebwerkzündung herabzusetzen, werden auch die Solarpaneele in eine geeignete
Position gebracht. Im Verlauf der nachfolgenden Tage erfolgen eine Reihe
zusätzlicher Zündungen zum Senken des Apozentrums (planetenfernster Punkt) der
Umlaufbahn und Halten des Perizentrums (planetennächster Punkt). Ziel ist es,
bis Anfang Mai eine 24-stündige Bahn um unseren Nachbarplaneten zu erreichen.
Sämtliche Schritte müssen in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden und
die Raumsonde muss pünktlich zur Haupttriebwerkzündung, die selbst nur zu einem
ganz bestimmten Zeitpunkt stattfinden kann, in die erforderliche Konfiguration
gebracht werden. Das Risiko im Fall von etwaigen Schwierigkeiten besteht darin,
dass die Raumsonde ihr Zeitfenster zum Einschwenken verpasst. Dann wäre es
extrem problematisch, das Vorhaben zu Ende zu bringen.
Während der Triebwerkzündung geht die Raumsonde außerdem in Okkultation. Das
bedeutet, dass sie im Funkschatten des Planeten verschwindet, der Venus
Express aus Sicht der Erde verdecken wird und für einen fast zehnminütigen
Abbruch des Funkkontakts verantwortlich sein wird. Erst mit dem Austritt aus dem
Funkschatten um 9.56 Uhr MESZ werden die Flugkontrolleure wieder eine
Verbindung zur Sonde herstellen können.
"Das Einschwenken in eine Venus-Umlaufbahn ist ein komplexer Schritt. Die
schwierigste Herausforderung besteht in der pünktlichen Durchführung des
Manövers," so Jean-Baptiste Gratadour, der sich als Verantwortlicher für die
Lage- und Orbital-Steuerungssysteme der Venus Express-Sonde im ESOC
gemeinsam mit Dutzenden anderer Ingenieure und Wissenschaftler auf Manöver
vorbereitet.
Die ESA wird bei dem Manöver auch von der NASA Hilfe bekommen: Aufgrund ihrer
günstigen geographischen Lage soll die 70 Meter große NASA-Antenne in Madrid das
Einschwenkmanöver unterstützen. Für Routinevorgänge erfolgt die Kommunikation
mit Venus Express über die neue 35 Meter große Antenne der ESA, die sich
im spanischen Cebreros befindet.
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