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JAMES WEBB
Vier Planeten um HR 8799 direkt abgebildet
von Stefan Deiters
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19. März 2025

Mit dem Weltraumteleskop James Webb ist es gelungen, vier Gasplaneten um den Stern HR 8799 in rund 130 Lichtjahre Entfernung direkt abzubilden. Die Daten verraten etwas über die Entstehungsgeschichte der fernen Welten, die sich offenbar ganz ähnlich gebildet haben wie die Gasriesen in unserem Sonnensystem. Auf den Planeten gibt es zudem überraschend viel Kohlendioxid.

HR 8799

Das System HR 8799 aufgenommen mit der Near-Infrared Camera vom James Webb. Den verschiedenen Filtern der Kamera wurden für diese Darstellung Farben zugeordnet, so dass die Unterschiede zwischen den Planeten sichtbar werden. Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, W. Balmer (JHU), L. Pueyo (STScI), M. Perrin (STScI)  [Großansicht]

Die direkte Beobachtung von extrasolaren Planeten gilt immer noch als Königsdisziplin in der Exoplanetenforschung, lässt sich aus dem Licht der fernen Welten einiges über das Vorhandensein und die Zusammensetzung einer Atmosphäre ableiten. Mithilfe des Weltraumteleskops James Webb ist es nun gelungen, die Planeten um den Stern HR 8799 in 130 Lichtjahre Entfernung direkt abzubilden. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Planeten von HR 8799 reich an Kohlendioxidgas sind. Dies wiederum könnte bedeuten, dass die vier Riesenplaneten des Systems ähnlich wie Jupiter und Saturn entstanden sind, sich also zunächst ein fester Kern gebildet hat, der dann Gas aus dem Inneren der protoplanetaren Scheibe angezogen hat.

"Indem wir diese starken Kohlendioxid-Strukturen entdeckt haben, konnten wir zeigen, dass es einen beträchtlichen Anteil schwererer Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff und Eisen in den Atmosphären dieser Planeten gibt", erläutert William Balmer von der Johns Hopkins University in Baltimore. "Angesichts dessen, was wir über den Stern wissen, den sie umkreisen, deutet das wahrscheinlich darauf hin, dass sie sich durch Kernakkretion gebildet haben, was eine aufregende Schlussfolgerung für Planeten ist, die wir direkt sehen können." Balmer und seinem Team hatten mit James Webb außerdem auch das 97 Lichtjahre entfernten System 51 Eridani ins Visier genommen.

HR 8799 ist ein junges System, das etwa 30 Millionen Jahre alt ist - ein Bruchteil der 4,6 Milliarden Jahre unseres Sonnensystems. Die Planeten in HR 8799, die noch heiß von ihrer turbulenten Entstehung sind, emittieren große Mengen an Infrarotlicht, das der Wissenschaft wertvolle Informationen über ihre Entstehung liefert. Man geht heute davon aus, dass sich Gasplaneten auf zwei verschiedenen Wegen bilden können: indem sie entweder langsam feste Kerne aus schwereren Elementen bilden, die Gas anziehen, genau wie die Gasriesen in unserem Sonnensystem, oder indem Gasteilchen aus der sich langsam abkühlenden Scheibe um einen gerade entstandenen Sterns schnell zu massereichen Objekten verschmelzen. "Wir wollen Bilder von anderen Sonnensystemen machen und uns anschauen, ob sie unserem Sonnensystem gleichen oder wo sie sich unterscheiden", so Balmer. "Dann können wir versuchen, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob unsere Sonnensystem ganz normal ist - oder eher ungewöhnlich."

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Von den fast 6000 bislang entdeckten extrasolaren Planeten konnten bislang nur sehr wenige direkt abgebildet werden. Grund dafür ist, dass selbst Gasriesen viele tausend Mal leuchtschwächer sind als ihre Sterne, so dass diese die Planeten in der Regel überstrahlen. Die Bilder von HR 8799 und 51 Eridani wurden dann auch mithilfe des Koronografen der Near-Infrared Camera von James Webb gewonnen, bei dem das Licht des Sterns mit einer Blende verdeckt wird, um so die Umgebung besser erkennen zu können. So konnte das Team Infrarotlicht detektieren, das von den Planeten in Wellenlängen abgestrahlt wird, die von bestimmten Gasen absorbiert werden. Auf diese Weise stellte sich heraus, dass es in der Atmosphäre der vier Planeten von HR 8799 mehr schwere Elemente gibt als bisher angenommen.

"Die einzigartigen Fähigkeiten von Webb ermöglichen es uns, zum ersten Mal die große Vielfalt dieser direkt abgebildeten Planeten zu erforschen. Das gibt uns wichtige Hinweise darauf, wie solche Planetensysteme entstanden sind," sagte Emily Rickman von der europäischen Weltraumorganisation ESA. "Diese neuen Beobachtungen unterstreichen, wie wertvoll das Mehrplanetensystem HR 8799, um die Entstehung von Exoplanetensystemen und unseres eigenen Sonnensystems zu verstehen."

Die Beobachtungen des Team helfen auch bei der Klärung einer anderen Frage: Handelt es sich bei direkt um andere Sterne beobachtete Objekte wirklich um Riesenplaneten oder sind es vielmehr Braune Zwerge, die sich wie Sterne bilden, aber nicht genug Masse ansammeln können, um die Kernfusionsprozesse in ihrem Inneren dauerhaft zu zünden. "Wir haben andere Beweise, die darauf hindeuten, dass sich diese vier Planeten von HR 8799 ausgehend von einem festen Kern gebildet haben", so Laurent Pueyo vom Space Telescope Science Institute in Baltimore. "Wie häufig dies bei Planeten ist, die wir direkt abbilden können, wissen wir noch nicht, aber wir empfehlen weitere Webb-Beobachtungen, um diese Frage zu beantworten."

"Wir wussten, dass Webb die Farben der äußeren Planeten in direkt abgebildeten Systemen messen kann", ergänzt Rémi Soummer, Direktor des Russell B. Makidon Optics Lab des STScI und früher für Beobachtungen mit dem Koronografen von James Webb verantwortlich. "Wir haben zehn Jahre darauf gewartet, um zeigen zu können, dass wir durch genau abgestimmte Beobachtungen auch die inneren Planeten erreichen können. Jetzt liegen die Ergebnisse vor und wir können damit interessante Wissenschaft betreiben."

Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal erschienen ist.

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Keck & Gemini: Drei Exoplaneten auf einem Bild - 13. November 2008
Ferne Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren Planeten
Links im WWW
Balmer, W. O. et al. (2025): JWST-TST High Contrast: Living on the Wedge, or, NIRCam Bar Coronagraphy Reveals CO2 in the HR 8799 and 51 Eri Exoplanets' Atmospheres, AJ, 169, 209 
ESO
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