Neue Straßenlaternen retten Leben von Insekten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und
Binnenfischerei astronews.com
20. Juni 2024
Lichtverschmutzung galt lange Zeit als ein Problem nur für
die Astronomie. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass künstliche
Beleuchtung auch erheblichen Einfluss auf die Natur hat - etwa auf Insekten. Nun
wurde eine insektenfreundliche Straßenbeleuchtung entwickelt und im Sternenpark
Westhavelland sowie in drei deutschen Kommunen getestet.

Eine der neuen Leuchten, die jetzt an
verschiedenen Orten getestet wurden. Unter der
Lampe hängt eine Insektenfalle.
Foto: Aube-Projekt, IGB [Großansicht] |
Straßenbeleuchtung kann nachts zur Falle für Insekten werden: Fluginsekten
wie Nachtfalter werden wie von Staubsaugern angezogen. Oft umkreisen die
desorientierten Insekten die Lichtquellen, bis sie dort vor Erschöpfung sterben
oder gefressen werden. Um eine insektenfreundliche Straßenbeleuchtung zu testen,
wurde in einem Feldversuch im Sternenpark Westhavelland (Projekt AuBe) und an
Straßen in baden-württembergischen Gemeinden entlang von drei ausgewählten
Naturschutzgebieten in den Landkreisen Rhein-Neckar, Karlsruhe und Freudenstadt
(Projekt NaturLicht) die Straßenbeleuchtung in einem Vorher-Nachher-Vergleich
umgerüstet. Die vier Standorte wurden so ausgewählt, dass sie ein breites
Spektrum an Umweltbedingungen (städtisch, stadtnah, ländlich) und bereits
vorhandener Lichtverschmutzung repräsentieren und sich über ein großes Gebiet in
Deutschland erstrecken.
Die neuen LED-Leuchten strahlen gezielter, reduzieren das Streulicht und sind
nach oben und zur Seite so abgeschirmt, dass die Lichtverschmutzung minimiert
wird. Und sie mindern das Insektensterben: Die Fänge in den Insektenfallen an
den Leuchten zeigten den Forschenden, dass deutlich weniger Fluginsekten
angelockt wurden. Als Vergleich diente die bisherige konventionelle Beleuchtung.
Überraschenderweise hatte das Dimmen der konventionellen Leuchten um den Faktor
5 keinen signifikanten Einfluss auf die Anziehungskraft auf Insekten.
"Wir sind eigentlich von einer allgemeinen Dosis-Wirkungs-Beziehung in Bezug
auf das Flugverhalten der Insekten zum Licht ausgegangen. Es hat sich aber
gezeigt, dass die Reduktion der unerwünschten Lichtemission durch räumliche
Begrenzung und Abschirmung viel wirksamer ist als die Reduktion der
Beleuchtungsstärke", erklärt Manuel Dietenberger, Forscher am Leibniz-Institut
für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Erstautor der Studie.
Der genaue Mechanismus, wie Insekten auf Straßenbeleuchtung reagieren, ist
noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass einige Arten im
Nahbereich nicht direkt auf das Licht zufliegen, sondern ihren Rücken zur
helleren Hemisphäre ausrichten, um die Flugkontrolle zu behalten. "Vor dem
Hintergrund der Ergebnisse empfehlen wir den Einsatz maßgeschneiderter und
abgeschirmter Leuchten, um Insekten zu schützen", sagt auch Prof. Andreas Jechow
von der Technischen Hochschule Brandenburg und Gastwissenschaftler am IGB. "Dies
sollte vor allem in sensiblen Gebieten wie in der Nähe von Naturschutzgebieten,
Süßwasserökosystemen oder anderen Gebieten mit hoher Biodiversität zum Einsatz
kommen", ergänzt Dr. Franz Hölker, Leiter der IGB-Forschungsgruppe
Lichtverschmutzung und Ökophysiologie.
Die Studie ist jetzt in der Fachzeitschrift Communications Biology
erschienen.
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