Der Mond hilft Faltern bei der Partnersuche
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB) astronews.com
8. Juli 2022
Lichtverschmutzung kann nicht nur für die Astronomie ein Problem
sein, sondern auch für die Tierwelt. Ein Team konnte nun erstmals zeigen, dass
der Mond eine Schlüsselrolle für das Fortpflanzungsverhalten männlicher
Nachtfalter spielt: Mit seiner Hilfe finden die Tiere besser und schneller ein
Weibchen und lassen sich dabei zum Glück selbst durch geringe Lichtverschmutzung nicht
ablenken.
Der Mond hilft Nachtfaltern
bei der Suche nach einer Partnerin. Sie lassen
sich dabei sogar von einer geringen
Lichtverschmutzung nicht beirren.
Foto: NASA [Großansicht] |
Im Rahmen des allgemeinen Insektenrückgangs sind auch die Nachtfalter weniger
geworden. Sie sind wichtige nächtliche Bestäuber. Ein möglicher Grund für den
Insektenschwund ist die Lichtverschmutzung, von der vor allem nachtaktive Arten
betroffen sind, die sich an den Gestirnen orientieren und durch künstliche
Lichtquellen abgelenkt werden können. "Nachtaktive Insekten haben sich unter
natürlichen nächtlichen Lichtverhältnissen entwickelt und können daher schwaches
Licht, einschließlich Sternenlicht, zur Orientierung nutzen. Mistkäfer zum
Beispiel können sich an der Milchstraße orientieren und auch Polarisationsmuster
des Mondlichts wahrnehmen", erläutert IGB-Forscher Dr. Franz Hölker, ein
Mitautor der jetzt vorgestellten Studie.
Deshalb untersuchte das Forschungsteam das Fortpflanzungsverhalten von
Mottenmännchen der Art Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri) unter verschiedenen
Lichtbedingungen in einer dunklen, von Lichtverschmutzung weitgehend verschonten
Nachtlandschaft. Sie kombinierten Verhaltensexperimente mit detaillierten
Lichtmessungen mit einer All-Sky-Kamera. "Damit ist es möglich, die nächtliche
Lichtumgebung komplett zu erfassen und natürliche Lichtquellen beispielsweise
von 'Skyglow' – eine Art indirekter Lichtverschmutzung – zu unterscheiden", so
Physiker und Mitautor Dr. Andreas Jechow.
Das Team konnte so erstmalig zeigen, dass männliche Motten den Mond als
Orientierung nutzen, um Weibchen zu finden. Bei den Verhaltensexperimenten
fanden die freigelassenen männlichen Falter die Weibchen in den Käfigen mit
höherer Wahrscheinlichkeit und deutlich schneller, wenn der Mond über dem
Horizont stand. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Mond durch Wolken verdeckt
war. Auch die Mondphase war kein Einflussfaktor. Allerdings spielte die Position
des Mondes eine Rolle für die Flugrichtung: Je südlicher der Mond stand, desto
eher flogen die Männchen zu den nach Süden ausgerichteten Käfigen mit den
Weibchen – sie nutzen ihn quasi als Kompass.
Mottenmännchen lassen sich von geringer Lichtverschmutzung nicht beirren:
Entfernte künstliche Lichtquellen – wie etwa eine Lichtglocke am Horizont –
lockten die Männchen nicht an. "Sobald der Mond über dem Horizont erscheint und
sich von der allgemeinen Beleuchtung durch Lichtverschmutzung in Horizontnähe
abhebt, fliegen die männlichen Falter dorthin und nicht weg", sagt die Leiterin
der Studie Dr. Jaqueline Degen von der Universität Würzburg. "Wir müssen noch
herausfinden, wie das bei stärkerer Lichtverschmutzung durch eine oder mehrere
starke Lichtquellen aussieht. Aber tatsächlich ist das jetzt erst mal eine gute
Nachricht."
Über die Studie berichtet das Team in der Fachzeitschrift Communications
Biology.
|