Neue Bilder und erste wissenschaftliche Ergebnisse
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik astronews.com
24. Mai 2024
Gestern hat das Team des ESA-Weltraumteleskops Euclid
fünf neue, spektakuläre Ansichten des Universums und zudem erste, auf
Euclid-Daten basierende Studien vorgestellt. Dabei stand unter anderem der
Perseus-Galaxienhaufen im Fokus und das schwache Licht innerhalb des
Galaxienhaufens. Außerdem wurden im Haufen über 50000 frei fliegende
Kugelsternhaufen entdeckt.
In diesem Bild wurde die schwache diffuse
Emission um das Zentrum des Perseus-Galaxienhaufens in
Schwarz-Weiß hervorgehoben. Obwohl dieses Licht innerhalb des
Galaxienhaufens viel schwächer ist als die hellen Galaxien des
Haufens, trägt es 20% zur Gesamthelligkeit bei.
Bild:
Euclid consortium, MPE [Großansicht] |
Im Vorfeld der anstehenden Euclid-Hauptdurchmusterung beobachtete das
Weltraumteleskop 17 astronomische Objekte, von nahen Gas- und Staubwolken bis
hin zu weit entfernten Galaxienhaufen. Euclid wird die verborgenen,
netzartigen Strukturen des Kosmos aufzeichnen, Milliarden von Galaxien in mehr
als einem Drittel des Himmels kartieren, erforschen, wie sich unser Universum im
Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat, und die geheimnisvollsten seiner
grundlegenden Bestandteile untersuchen: dunkle Energie und dunkle Materie.
Die gestern veröffentlichten Bilder sind weit mehr als nur schöne
Schnappschüsse. Dank der neuartigen Beobachtungsmöglichkeiten von Euclid
enthüllen sie neue physikalische Eigenschaften des Universums, die in einer
Reihe von Veröffentlichungen der Euclid-Kollaboration näher erläutert werden.
Euclid erstellte den neuen Katalog an nur einem einzigen Tag und entdeckte dabei
mehr als elf Millionen Objekte im sichtbaren Licht und weitere fünf Millionen im
Infrarotlicht. Daneben werden in fünf weiteren Arbeiten wichtige Aspekte der
Euclid-Mission näher beschrieben.
Euclids Bild des Perseus-Galaxienhaufens wurde vor nur sechs Monaten
als eines der ersten Bilder des Weltraumteleskops veröffentlicht. Der
Perseus-Galaxienhaufen ist eines der spektakulärsten Objekte in unserer
kosmischen Nachbarschaft: Er befindet sich in einer Entfernung von "nur" 240
Millionen Lichtjahren (bei einer Rotverschiebung von z = 0,018) und ist der
hellste Röntgenhaufen. Mit seiner hohen Gesamtmasse von 650 Billionen
Sonnenmassen bindet seine Schwerkraft Tausende von Galaxien aneinander.
Zum ersten Mal konnte ein Team, angeführt vom Max-Planck-Institut für
Extraterrestrische Physik, nun auch das diffuse Licht aus dem
Perseus-Galaxienhaufen bis in die Randbereiche des Haufens analysieren. "Euclid
bietet sowohl die nötige Empfindlichkeit als auch ein großes Gesichtsfeld, um
das schwache Licht im Perseus-Haufen aufzufangen," sagt Matthias Kluge,
Hauptautor der Studie, die nun zusammen mit 14 anderen Arbeiten veröffentlicht
wird. "Dieses Licht ist etwa 100.000-mal schwächer im Infraroten als der
dunkelste Nachthimmel auf der Erde. Trotzdem macht es aufgrund seiner großen
Ausdehnung rund 20 Prozent der Gesamt-Leuchtkraft des Haufens aus."
Darüber hinaus nutzte das Team die hervorragenden Abbildungseigenschaften von
Euclid im sichtbaren Licht - vergleichbar mit denen des
Hubble-Weltraumteleskops - um 50.000 frei fliegende Kugelsternhaufen zu
entdecken. Die Eigenschaften der Kugelsternhaufen und die bläuliche Farbe des
diffusen Lichts deuten auf einen gemeinsamen Ursprung hin: Zum einen stammen sie
aus den metallarmen Außenbereichen massereicher Haufengalaxien, die durch die
Gezeitenkräfte des Haufens abgestreift wurden. Zum anderen steigt mit
zunehmender Entfernung vom Haufenzentrum der Anteil der Zwerggalaxien, die
ebenfalls durch die starken Gezeitenkräfte vollständig zerrissen wurden.
In einer weiteren Studie wurden zahlreiche noch existierende Zwerggalaxien im
Perseus-Haufen nachgewiesen. Raphael Zöller vom MPE und der LMU war maßgeblich
an den Messungen beteiligt: "Euclid befindet sich am zweiten
Lagrange-Punkt weit außerhalb der Erdatmosphäre. Dank des dunklen
Bildhintergrundes, der exzellenten Bildauflösung und des großen Gesichtsfeldes
konnten wir 1100 Zwerggalaxien nachweisen, darunter Hunderte mit viel
schwächerer Leuchtkraft als jemals zuvor im Perseus-Galaxienhaufen."
Über ihre Ergebnisse berichten die Forschenden in zahlreichen Fachartikeln,
die in einer Sonderausgabe
der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erscheinen sollen. Ein
weiteres, gestern veröffentlichtes Bild ist als unser heutiges Bild des Tages zu
sehen.
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