Satellit bekam Besuch von seinem Wissenschafts-Team
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik astronews.com
14. März 2023
Mit dem Satelliten Euclid sollen ab dem Sommer zwei
entscheidende Probleme der Physik ins Visier genommen werden: die Eigenschaften
von Dunkler Materie und Energie. Nun erhielt der Satellit, der in Cannes gerade
letzte Tests absolviert, Besuch von seinem Wissenschafts-Team aus München. In
Kürze wird der Satellit zum Startplatz nach Florida verschifft.
Der Euclid Satellit unterläuft in Cannes
letzte Integrationen und Tests.
Foto:
ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA / TAS [Großansicht] |
Ende Februar besuchte das Euclid-Projektteam den fast kompletten
Euclid-Satelliten in Cannes bei Thales Alenia Space. Die 80 Teammitglieder
konnten dort dem Raumschiff vor seiner Verschiffung einen letzten Besuch auf
europäischem Boden abstatten. Mitte April wird der Satellit per Schiff zum
Kennedy Space Center in Florida gebracht und von dort auf seine 1,5
Millionen Kilometer lange Reise zum Lagrangepunkt L2 starten.
Euclid wird mindestens fünf Jahre lang die größte und bislang mit Abstand
genaueste dreidimensionale Karte der Galaxienverteilung am Himmel erstellen,
sowie deren Form kartieren. Mithilfe dieses einmaligen Datensatzes werden zwei
der brennendsten Fragen der modernen Physik untersucht werden: die Eigenschaften
der Dunklen Materie und der Dunklen Energie. Diese beiden weitgehend unbekannten
Komponenten unseres Universums – die jedoch zusammen mehr als 95% des
Energiegehaltes des Weltalls ausmachen – entziehen sich bislang der direkten
Beobachtung.
Das Team am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) ist seit
den frühen Projektphasen in die Planung und Realisierung dieses
wissenschaftlichen Großprojektes eingebunden. "Nach über 14 Jahren Arbeit an
Euclid, von den ersten Design-Skizzen bis heute, vor dem fast fertig
integrierten Raumschiff in Cannes, bin ich glücklich und berührt zugleich meinen
Teil zu diesem Projekt beizutragen, sagt der deutsche Projektmanager Dr. Frank
Grupp vom MPE in Garching. Neben der Koordinierung der deutschen Beteiligung an
Euclid war das Team am MPE auch für die Optik des Instruments NISP (Near
Infrared Spectrometer and Photometer) verantwortlich.
"Mit Euclid bin ich sozusagen durch Dick und Dünn gegangen; gerade
in den ersten Projektjahren war nicht jeder davon überzeugt, ob die am MPE
gebaute Nah-Infrarot Optik herstellbar und justierbar ist", erinnert sich Grupp.
"Dies ist das bis dato größte und anspruchsvollste Linsensystem das je für eine
Weltraumanwendung gebaut wurde – und es übertraf in den Tests am Boden alle
Erwartungen. Wir können heute mit Stolz sagen, dass unser Team am MPE, zusammen
mit unseren Partnern in der Industrie, einen zentralen Teil zu Euclid
beigetragen hat." Auch in der wissenschaftlichen Auswertung sowie in der
Überwachung der Optik im Flug wird das MPE weiter eine wesentliche Rolle
spielen.
Voraussichtlich im Juli wird Euclid auf einer Falcon-9-Rakete von
SpaceX zu seiner Mission aufbrechen. "Dann wird es noch einmal spannend. Wenn
Euclid die Augen öffnet und die ersten Bilder zur Erde sendet werden
wir sehen ob das Gesamtsystem so funktioniert wie erwartet und alle Komponenten
den Start und die Abkühlung auf unter minus 140 Grad Celsius gut überstanden
haben", erläutert Grupp. "Wir freuen uns auf faszinierende neue Einblicke in die
Entstehung und Entwicklung des Universums."
Euclid wird vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt DLR
gefördert. Neben dem MPE sind das Max-Planck-Institut für Astronomie in
Heidelberg, sowie das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn,
die Ruhr Universität Bochum und die Universitäts-Sternwarte der LMU in München
die deutschen Projektpartner bei der wissenschaftlichen Definition und
Ausarbeitung von Euclid.
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