Dunkle
Mission nimmt wichtige Hürde
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik astronews.com
6. Januar 2016
Unser Universum besteht hauptsächlich aus Dunkler Materie
und Dunkler Energie. Um was es sich dabei allerdings handelt, weiß man bis heute
nicht. Die Mission Euclid der europäischen Weltraumagentur ESA soll
dies ändern und detaillierte Daten über beide Komponenten liefern. Vor
Weihnachten bestand die Mission wichtige Tests.
Die ESA-Mission Euclid soll die Dunkle
Materie und die Dunkle Energie erforschen. Bild:
ESA/C. Carreau [Großansicht] |
Ein Großteil des Universums besteht aus "dunklen" Komponenten, über die die
Astronomen bisher nur über ihre Wirkung auf die sichtbare Materie etwas in
Erfahrung bringen können: die "dunkle Materie" hält aufgrund ihrer zusätzlichen
Schwerkraft Galaxien und Galaxienhaufen zusammen und ist mit dafür
verantwortlich, dass sich die Strukturen im Universum überhaupt so entwickeln
konnten, wie wir sie heute sehen. Die "dunkle Energie" hingegen sorgt dafür,
dass sich das Universum heute beschleunigt ausdehnt.
Zusammen tragen diese beiden Komponenten rund 95 Prozent zur gesamten Dichte
im Universum bei, allerdings ist über ihre Natur bisher nur wenig bekannt. Ziel
der Euclid-Mission der ESA ist es genau diese beiden Unbekannten zu
erforschen und zwar insbesondere deren Verteilung im All und ihre Entwicklung
über kosmische Zeitskalen hinweg. Hierfür wird Euclid den Weltraum und
insbesondere die Galaxien und Galaxienhaufen darin genauer vermessen und
kartographieren als je zuvor.
Möglich werden soll dies mithilfe von zwei hochmodernen Instrumenten, die
dank ihres großen Sichtfelds wertvolle Daten hierfür liefern werden: einer
abbildenden Kamera für den sichtbaren Teil des Lichts (VIS) und einem
nah-infrarot Spektrographen samt Photometer (NISP). Das Max-Planck-Institut für
Extraterrestrische Physik (MPE) ist für die komplexe Optik für das nah-infrarot
Instrument an Bord des Euclid-Weltraumteleskopes verantwortlich.
Die Optik besteht aus vier Linsen von rund 17 Zentimetern Durchmesser und
wurde in den vergangenen Jahren von einem Team am MPE entwickelt. Sie wird in
Zusammenarbeit mit OHB München und der Carl-Zeiss Jena GmbH realisiert. Im vor
Weihnachten bestandenen Critical Design Review wurden der Optik selbst
sowie den Konzepten zur Justierung und zum Nachweis ihrer Bildqualität beste
Noten bescheinigt. Somit kann das Projekt nun in die Bauphase eintreten.
"Wir sind schon ein wenig stolz, dass wir als erstes Subsystem für das
Instrument erfolgreich unseren Critical Design Review abgeschlossen
haben", sagt Dr. Frank Grupp, der verantwortliche optische Architekt des
Instruments und deutsche Projektleiter. "Das heißt aber nicht, dass wir schon am
Ende stehen - die Herausforderungen, die dieses sehr komplexe System mit sich
bringt, sind enorm. In seiner Größe und Genauigkeit ist es einzigartig; so ein
System ist bisher noch nie geflogen."
Das optische System besteht aus einer Korrektur-Optik sowie der eigentlichen
Kamera-Linsen-Anordnung. Dazu kommen Baugruppen für Filter und Gitterprismen,
eine Kalibrationseinheit sowie eine Einheit zur thermischen Kontrolle, die dafür
sorgt, dass das optische System eine Temperatur von konstant 140 Kelvin hat. Ein
festes Team mit acht Mitarbeitern am MPE und zum Teil erheblich größere Gruppen
bei den Industriepartnern arbeiten seit bis zu sechs Jahren an dem Projekt, das
nunmehr seiner Realisierung einen großen Schritt näher gekommen ist.
"Es ist uns gelungen, die Fachleute bei den Raumfahrtagenturen in Frankreich,
Italien, Spanien und bei der Europäischen Weltraum Agentur ESA zu überzeugen,
dass unser Vorgehen das Richtige ist", resümiert Frank Grupp. "Unsere bisherigen
Versuche haben den Weg für Euclid und das Instrument geebnet und somit
können wir jetzt mit dem tatsächlichen Bau des Systems beginnen."
Auch die gesamte Euclid-Mission nahm vor Weihnachten eine
entscheidende Hürde und bestand den sogenannten Preliminary Design Review.
"Das ist ein wirklich wichtiger Schritt für die Mission", so Guiseppe Racca,
Euclid-Projektmanager bei der ESA. "Alle Elemente wurden genau untersucht.
Wir wissen nun, dass die Mission durchführbar ist und wir damit Wissenschaft
machen können." Bis zum Critical Design Review der Gesamtmission in
zwei Jahren müssen nun alle Komponenten gebaut werden. Anschließend wird das
Teleskop dann montiert und soll im Dezember 2020 starten.
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