Der deutsch-französische Rover IDEFIX reist nach Japan und wird dort Ende
Januar erwartet. Er ist Teil der Mission Martian Moons eXploration
(MMX), die unter der Leitung der japanischen Raumfahrtagentur JAXA beide
Marsmonde erkunden soll. Ziel ist es, das Rätsel um die Entstehung von
Phobos und Deimos zu entschlüsseln. IDEFIX wird im Rahmen der Mission als
erste Sonde überhaupt auf Phobos landen, um dessen Oberfläche direkt zu
erkunden. Die japanische Muttersonde wird Proben von Phobos nehmen und diese
zurück zur Erde bringen. Bereits 2022 lieferte das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) den teilmontierten Rover und zwei Instrumente.
Zuletzt wurde IDEFIX bei der französischen Raumfahrtagentur CNES in Toulouse
fertiggestellt. Ab Februar 2024 beginnt in Japan die Integration des Rovers
in die MMX-Muttersonde. Der Start der Mission ist nach aktueller Planung für
2026 vorgesehen.
"Wir freuen uns gemeinsam mit unseren französischen Partnern der CNES,
dass IDEFIX nun den Weg nach Japan antritt, um in enger Kooperation mit der
JAXA an Bord der MMX-Mission zum Marsmond Phobos zu reisen", sagt die
DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla. "Japan und
Frankreich sind wichtige strategische Partnerländer für das DLR in fast
allen unseren Forschungsbereichen, und die gemeinsame Arbeit von JAXA, CNES
und DLR im Rahmen der MMX-Mission ist ein besonderes Beispiel dafür, was wir
gemeinsam erreichen können." Und Dr. Philippe Baptiste, CEO von CNES,
ergänzt: "Wir freuen uns sehr, dass IDEFIX nun nach Japan reist. Dies ist
ein weiterer wichtiger Meilenstein in der fruchtbaren Zusammenarbeit
zwischen CNES, JAXA und DLR bei der MMX-Mission. Diese Mission wird zu
großen Fortschritten bei der Erforschung unseres Sonnensystems führen, und
wir sind stolz darauf, diese Partnerschaft mit Japan und Deutschland
aufgebaut zu haben."
Nach der Fertigstellung im Juli 2023 absolvierte IDEFIX erfolgreich
umfangreiche Tests zur Weltraumqualifikation, unter anderem hinsichtlich
seiner Funktionen und Beständigkeit gegenüber den Vibrationen während des
Raketenstarts sowie hinsichtlich der extremen Temperaturschwankungen auf
Phobos. Nun gilt es, den Transport des Rovers optimal zu meistern. Aus
Sicherheitsgründen ist dieser mit fast entladenen Akkus auf Reisen. Die
erste Aufgabe des Empfangsteams von DLR und CNES in Japan wird dann das
Laden der Akkus sein, um deren Leistungsfähigkeit zu erhalten. Anschließend
folgt ein umfangreicher Funktionscheck und schließlich die Übergabe an die
JAXA.
Das deutsch-französische IDEFIX-Team ist stolz auf das Erreichte: "Das
Besondere an diesem Rover für die MMX-Mission ist seine enorm kompakte
Bauart. IDEFIX hat im Wesentlichen alle Elemente eines vollwertigen
Wissenschafts-Rovers, kommt mit seiner hochintegrierten Konstruktion aber
nur auf ein Gewicht von 25 Kilogramm. Das ist entscheidend, damit er den
Aufprall auf Phobos unbeschadet übersteht", erklärt Prof. Markus Grebenstein,
DLR-Projektleiter IDEFIX.
Mit der Integration des Rovers in das MMX-Mutterschiff beginnt im
japanischen Kamakura die finale Vorbereitung auf den Flug zum Mars und
seinen beiden Monden. "Ich habe IDEFIX mehrmals persönlich in Europa
'getroffen' und wir als JAXA freuen uns sehr, ihn in Japan begrüßen zu
dürfen, dort, wo das MMX-Raumschiff derzeit entwickelt und für den Start
vorbreitet wird", sagt MMX-Projektleiter Dr. Yasuhiro Kawakatsu. "Auch wenn
der Start von 2024 auf 2026 verschoben wurde, ändert dies nichts an der
Bedeutung der Mission oder an der Wirkung, die sie mit der weltweit ersten
Probenrückführung aus dem Marssystem haben wird. Wir werden weiter mit
Hochdruck an der Fertigstellung der MMX-Raumsonde arbeiten, um unseren neuen
Starttermin 2026 zu erreichen. Und wir werden sicherstellen, dass IDEFIX als
Erster die Oberfläche von Phobos erreicht, noch bevor das MMX-Raumschiff für
die Probennahme landet."
Nach rund einjähriger Flugzeit wird die MMX-Sonde, bestehend aus
Erkundungsmodul, Rückkehrmodul und Probenrückholkapsel, 2027 den Mars
erreichen und in seine Umlaufbahn einschwenken. Dann beginnen die acht
wissenschaftlichen Instrumente des Explorationsmoduls mit der Kartierung und
Charakterisierung der Oberflächen von Phobos und Deimos. Im Laufe der
Mission wird der Rover aus einer Höhe von 40 bis 100 Metern über der
Oberfläche im freien Fall auf Phobos landen. Einmal gelandet, richtet er
sich selbständig auf und ist so einsatzbereit für die rund dreimonatige
Missionsphase.
"Die größte Herausforderung für IDEFIX ist, dass er viele Operationen –
insbesondere das Aufrichten nach der Landung auf Phobos – vollautonom
durchführen muss, um zu überleben", erklärt Stéphane Mary,
CNES-Projektleiter IDEFIX. "Er würde nicht überleben bis die Kommandos von
der Erde eingetroffen sind." Auf der Oberfläche sucht und analysiert er
gezielt wissenschaftlich interessante Bereiche des Phobos. Dabei betritt
IDEFIX technisches Neuland, denn noch nie ist ein Erkundungsfahrzeug mit
Rädern auf einem Himmelskörper gefahren, der nur über weniger als ein
Tausendstel der Erdanziehungskraft verfügt. Zum Abschluss der MMX-Mission
werden durch die Muttersonde Bodenproben gesammelt und zurück zur Erde
geschickt.
Die Marsmonde Phobos und Deimos sind neben dem Mond der Erde die beiden
einzigen Trabanten im inneren Sonnensystem. Sie sind viel kleiner als der
Erdmond und aufgrund der geringen Gravitationskräfte nicht kugelförmig,
sondern von unregelmäßiger Gestalt. Der größte Durchmesser von Phobos
beträgt knapp 27 Kilometer, bei Deimos sind es sogar nur 15 Kilometer.