Europas erste ISS-Kommandantin startet 2022
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
31. Mai 2021
Mit der ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti wird im
kommenden Jahr erstmals eine Frau aus Europa das Kommando auf der
Internationalen Raumstation ISS übernehmen. Die Ernennung Cristoforetti zur
Kommandantin der Expedition 68a kommt für die europäische Weltraumagentur ESA
zur rechten Zeit, hofft sie doch auf zahlreiche Frauen, die sich für eine
Karriere als Astronautin bewerben.
ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti beim
Training für ihren zweiten Flug zur ISS am
Johnson Space Center der NASA in Houston.
Foto: NASA
[Großansicht] |
Die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti soll während der Expedition
68a Kommandantin der Internationalen Raumstation ISS werden. Darauf
einigten sich die internationalen Partner am 19. Mai, vorbehaltlich der
Einhaltung der operativen ISS-Planung und der zukünftigen Starts. Als Mitglied
der so genannten Crew-4 wird Cristoforetti 2022 zusammen mit den
NASA-Astronauten Kjell Lindgren und Bob Hines an Bord eines SpaceX-Crew-Dragon-Raumschiffs
von Florida aus in Richtung ISS starten.
Diese Weltraummission ist bereits die zweite für Cristoforetti, sie bringt
also genug Erfahrung mit, um als erste europäische Frau das Kommando über die
ISS zu übernehmen. "Als Vertreterin Europas erneut zur Internationalen
Raumstation fliegen zu dürfen, ist an sich schon eine große Ehre", sagt
Cristoforetti. „Zusätzlich zur Kommandantin ernannt zu werden, erfüllt mich mit
Demut. Ich freue mich darauf, meine im All und auf der Erde gesammelten
Erfahrungen einzubringen und das äußerst fachkundige Team im Orbit zu leiten."
ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher fügt hinzu: "Cristoforettis Nominierung
als ISS-Kommandantin ist einen Inspiration für all diejenigen, die sich derzeit
für die Aufnahme in das ESA-Astronautenteam bewerben. Ich freue mich schon sehr
auf die finalen Kandidatinnen und Kandidaten und nutze diese Gelegenheit gerne
erneut, um Frauen ausdrücklich zur Bewerbung zu ermutigen."
Cristoforetti wird die fünfte ISS-Kommandantin aus den Reihen der ESA und die
vierte Kommandantin aus der ESA-Astronautenklasse von 2009. Wer zur Crew gehört
und welche Astronautin bzw. welcher Astronaut welche Rolle in der Station
übernimmt, wird vom Multilateral Crew Operations Panel (MCOP)
entschieden. In diesem Gremium sitzen Vertreter aller fünf internationalen
Partner: der US-Raumfahrtbehörde NASA, der russischen Weltraumagentur Roskosmos,
der japanischen Raumfahrtagentur JAXA, der Europäischen Weltraumorganisation ESA
und der kanadischen Weltraumagentur CSA.
Der ESA-Astronaut Frank de Winne war der erste europäische Kommandant der
Internationalen Raumstation ISS. Mittlerweile ist er Leiter des
ESA-Astronautenzentrums in Köln und vertritt die Weltraumorganisation im MCOP.
Cristoforettis Ernennung zeige, wie sehr die internationalen Partner die
ESA-Astronautinnen und -Astronauten wertschätzen, sagte de Winne. "Die
Gesamtsteuerung der Station obliegt zwar den Flugdirektorinnen und -direktoren
am Boden, trotzdem spielt der ISS-Kommandant eine überaus wichtige Rolle: Sie
oder er muss dafür sorgen, dass die Crew zusammenhält und dass die Kolleginnen
und Kollegen auf der Erde und im All gut zusammenarbeiten, sodass alle
Astronautinnen und Astronauten ihre Aufgaben bestmöglich erledigen können",
erklärt de Winne. "Cristoforetti hat bewiesen, dass sie überaus kompetent und
eine vertrauenswürdige Führungsperson ist, unter anderem bei der NASA-Mission
NEEMO23. Ihre Erfahrung und ihre Einstellung machen sie zu einer unersetzlichen
Mitarbeiterin für ESA und unsere Partner und ich bin mir sicher, dass sie uns
alle sehr stolz machen wird, wenn sie in den Weltraum zurückkehrt."
Cristoforettis Nominierung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt für europäische
Staatsbürger jeden Geschlechts, da die ESA derzeit neue Astronautinnen und
Astronauten rekrutiert – was nur selten vorkommt. Die Bewerbungsfrist wurde
kürzlich bis zum 18. Juni 2021 verlängert, da die Organisation in der
Zwischenzeit Litauen als neues assoziiertes Mitglied aufgenommen hat und
Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sich damit auch bewerben können.
Cristoforetti wurde 2008/2009 im Rahmen der letzten Auswahl ins
ESA-Astronautenteam aufgenommen. Für David Parker, ESA-Direktor für bemannte
Raumfahrt und robotische Exploration, ist Cristoforettis Laufbahn ein
herausragendes Beispiel für die Möglichkeiten, die auch den derzeitigen
Bewerberinnen und Bewerbern offenstehen: "Cristoforetti ist vor etwas mehr als
zehn Jahren als Rekrutin mit wahnsinnigem Potenzial zu uns gestoßen.
Mittlerweile ist sie eine erfahrene Astronautin, die Führungsrollen übernimmt.
Dabei managt Cristoforetti, wie viele unserer aktiven Astronautinnen und
Astronauten, ihre herausfordernde Karriere mit der Erziehung von Kindern und dem
Familienleben. Sie nimmt sich diesen beiden Herausforderungen gerne an und kann
dabei auf die volle Unterstützung von ESA zählen. Darüber hinaus hat sie schon
immer alle Interessentinnen und Interessenten, die über eine Astronautenlaufbahn
nachgedacht haben, dazu motiviert, diesen Schritt zu wagen und sich zu
bewerben."
|