Russischkurs für neue Astronauten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilungen der Ruhr-Universität Bochum astronews.com
30. September 2009
Im September traten sechs neue Astronauten in das europäische
Astronautenkorps ein und begannen mit einer umfangreichen Ausbildung. Und
diese ist manchmal weniger spektakulär, als sich das mancher vielleicht
vorstellt. Nur weniger anspruchsvoll dürfte sie nicht sein: Zur Zeit etwa
büffeln die angehenden Astronauten an der Ruhr-Universität in Bochum
intensiv die russische Sprache.
Internationaler Arbeitsplatz: Auf der ISS
spricht man auch Russisch.
Foto: NASA |
Weltraumprojekte sind heutzutage international besetzt. Zur
Kommunikation der Astronauten untereinander und mit den Mitarbeitern der
verschiedenen Raumfahrtprogramme ist neben Englisch deshalb auch
Russisch unerlässlich. Um für kommende Einsätze der europäischen
Weltraumagentur (ESA) sprachlich gerüstet zu sein, absolvieren die neuen
Mitglieder des europäischen Astronautenkorps deshalb ab sofort einen
Intensivkurs Russisch am Landesspracheninstitut in der Ruhr-Universität
Bochum (LSI). Der Sprachkurs für die sechs Astronauten aus Italien,
Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Deutschland ist Teil des
achtzehnmonatigen Basistrainings der ESA zur Vorbereitung auf künftige
Raumflüge zur Internationalen Raumstation.
Das Intensivtraining setzt sich aus drei intensiven vierwöchigen
Studienabschnitten zusammen. In den kommenden vier Wochen und in einer zweiten
Periode ab Ende November erlernen die zukünftigen Astronauten die grundlegenden
Russischkenntnisse am LSI in Bochum. Zum Abschluss folgt im Februar 2010 ein
ebenfalls vierwöchiger Aufenthalt in St. Petersburg, der Hörverständnis und
Sprechfertigkeiten weiter verbessern soll. Zwischen den Studienabschnitten
bietet das LSI zudem Lerneinheiten per Videokonferenz an, um das eigenständige
Weiterlernen der Teilnehmer zu unterstützen. Ziel des Kurses sind
Sprachfähigkeiten vergleichbar mit dem internationalen B2-Niveau des Gemeinsamen
Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.
Um dieses hohe Niveau in der kurzen Laufzeit des Kurses zu erreichen,
absolvieren die zukünftigen Astronauten sechs Unterrichtsstunden pro Tag.
Zusätzlich sind mindestens zwei Stunden eigenständiges Lernen eingeplant.
"Vermutlich wird das nicht immer ausreichen, wir haben ein wirklich
anspruchsvolles Programm zusammengestellt", erklärt der Leiter des LSI, Dr.
Jochen Pleines. Um den unterschiedlichen Vorkenntnissen der Teilnehmer gerecht
zu werden, ist der Kurs in zwei Gruppen eingeteilt.
Die Italienerin Samantha Cristoforetti, einzige Frau unter den Astronauten,
verfügt durch einen Studienaufenthalt in Moskau bereits über fundierte
Russischkenntnisse. Deshalb wird sie am LSI allein von zwei Muttersprachlern
unterrichtet. Ihre männlichen Kollegen Alexander Gerst (Deutschland), Andreas
Mogensen (Dänemark), Luca Parmitano (Italien), Timothy Peake (Großbritannien)
und Thomas Pesquet (Frankreich) arbeiten dagegen mit einem deutschen Dozenten
und einem Muttersprachler zusammen. Nach den offiziellen Unterrichtsstunden
stehen für alle sechs Astronauten russische Muttersprachler bereit, die die
Absolventen zu einem umfangreichen Freizeitprogramm begleiten und dabei Sprach-
und Hörverständnis der Teilnehmer weitertrainieren.
Der Sprachkurs am LSI ist Teil des achtzehnmonatigen Basistrainings, das die
sechs neuen Mitglieder des europäischen Astronautenteams Anfang September am
European Astronaut Centre (EAC) in Köln begonnen haben. In dieser machen
sich die Kandidaten mit der ESA und ihren Industriepartnern vertraut, erlernen
Grundlagen der Elektrik und Raumflugtechnik und studieren die Raumflugsysteme
Columbus, ATV und Sojus. Zudem trainieren sie im
Tauchbecken für künftige Außenbordarbeiten und nehmen an Überlebenstrainings
teil. Nach Abschluss dieser Grundlagenausbildung werden die Kandidaten weiter
für spezifische Aufgaben trainiert.
|