ESA sucht neue Astronauten
Redaktion /
Pressemitteilung der ESA astronews.com
11. April 2008
Nun da europäische Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) im
Columbus-Labor arbeiten und der erste europäische Raumfrachter die Station gerade mit Nachschub versorgt hat, beginnt für die europäische bemannte Raumfahrt eine neue Ära.
Die europäische Raumfahrtagentur ESA sucht daher neue Talente für ihr Astronautenkorps,
die in den kommenden Jahren zur ISS, zum Mond und vielleicht zu noch anderen
Zielen fliegen sollen.
Der deutsche Astronaut Hans Schlegel, bei seinem
Arbeitseinsatz im All im Februar 2008.
Foto: ESA/NASA |
1978 stieß die Europäische Weltraumorganisation mit ihrer ersten Astronautenauswahl auf das Gebiet der bemannten Raumfahrt vor; damals ging es um die Vorbereitung der ersten
Spacelab-Mission im Jahr 1983. 1992 fand im Hinblick auf das Columbus-Weltraumlaborprojekt der ESA ein zweites Auswahlverfahren statt.
Das neue Auswahlverfahren beginnt am Montag, den 19. Mai und wird nach einem mittlerweile bewährten Schema verlaufen:
Zunächst werden die Bewerbungsunterlagen geprüft, die online auf der
ESA-Webseite eingereicht werden können. Die Bewerber müssen dabei die gleichen ärztlichen Atteste wie Privatpiloten vorlegen,
wobei die Untersuchung von einem vom jeweiligen nationalen Luftfahrtgesundheitsamt zugelassenen Fliegerarzt vorgenommen werden
muss.
Anschließend durchlaufen die Kandidaten zwei psychologische und fachliche Eignungsprüfungen,
die etwas Verhaltenstests und eine Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten
beinhalten. Es schließt sich eine ärztliche Beurteilung an, die Untersuchungen durch Flieger- und andere Fachärzte, Laboruntersuchungen und weitere spezifische Verfahren
umfasst.
Wer diese Hürden alle genommen hat, wird zu einem förmlichen Einstellungsgespräch
eingeladen: Als potenzielle ESA-Bedienstete werden die Bewerber dabei auch von einem Auswahlausschuss der ESA befragt.
2009 dann werden die endgültigen Einstellungen offiziell bekanntgegeben.
Die ausgewählten Bewerber werden ins Europäische Astronautenkorps eingegliedert und beginnen im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln mit ihrer Grundausbildung.
"Wir wollen erstklassige Frauen und Männer in Europa finden, mit denen wir die Herausforderungen des ISS-Einsatzes und der bemannten Exploration unseres Sonnensystems im 21. Jahrhundert meistern können", erklärt der ehemalige Astronaut und heutige Leiter des Europäischen Astronautenzentrums, Michel Tognini.
"Ab Mai 2008 wird die ESA in ihren 17 Mitgliedstaaten nach den besten Kandidaten suchen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen."
Das Sonnensystem ist das nächste Ziel der bemannten Erkundung des Weltraums, und die Industrienationen in aller Welt treffen Maßnahmen, um dieses gewaltige Vorhaben in die Wege zu leiten. Ein einsatzbereites Astronautenkorps ist von grundlegendem strategischen Vorteil, wenn Europa mit von der Partie sein will,
heißt es in einer ESA-Presseerklärung. "Europa hat schon vor der Ära von Christoph Kolumbus Entdeckungsreisen unternommen", meint Daniel Sacotte, der Direktor der ESA für Programme für Bemannte Raumfahrt, Schwerelosigkeitsforschung und Exploration.
"Nach der Erforschung der Erde ist der Weltraum der logische nächste Schritt
- und wir brauchen eine neue Generation von Entdeckern, die in die Fußstapfen ihres berühmten Vorgängers Kolumbus treten und zu diesen neuen Welten aufbrechen. Ich freue mich daher, dass Anfang 2009 eine neue Gruppe von Frauen und Männern zum Europäischen Astronautenkorps stoßen und an Missionen zur ISS und darüber hinaus teilnehmen wird."
Die ESA muss das Europäische Astronautenkorps verjüngen und im Hinblick auf eine erfolgreiche Durchführung ihrer laufenden und künftigen Programme vergrößern. Aus diesem Grund hat sie beschlossen, dieses Verfahren zur Auswahl neuer Astronauten einzuleiten. Das Verfahren steht Bewerbern aus allen 17 Mitgliedstaaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und Vereinigtes Königreich) offen.
"Der ideale Bewerber für die Stelle eines europäischen Astronauten sollte auf einem wissenschaftlichen Gebiet wie Lebenswissenschaften, Physik, Chemie oder Medizin beschlagen sein oder Erfahrungen als Ingenieur oder Pilot mitbringen und außerdem herausragende Fähigkeiten in Forschung, Anwendungen oder im Bildungsbereich besitzen, vorzugsweise kombiniert mit betrieblicher Kompetenz", erklärt Gerhard Thiele, ehemaliger Astronaut und nun Leiter der Europäischen Astronautenabteilung.
"Darüber hinaus werden von allen Bewerbern Eigenschaften wie ein gutes Gedächtnis, die Fähigkeit zu logischem Denken, Konzentration und räumlicher Orientierung sowie Fingerfertigkeit erwartet". Die Kandidaten sollten fließend Englisch sprechen (Russisch ist ebenfalls von Vorteil) und außerdem hoch motiviert, flexibel, teamfähig, einfühlsam und emotional gefestigt sein.
Die bevorzugt angesprochene Altersgruppe liegt zwischen 27 und 37 Jahren.
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