Verstärkung für Europäisches Astronautenkorps
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
22. Mai 2009
Die ESA hat in dieser Woche die sechs neuen Astronauten vorgestellt, die im
kommenden Jahrzehnt Europa im All repräsentieren sollen. Nach einer
gründlichen Ausbildung am Europäischen Astronautenzentrum in Köln können die
fünf Männer und eine Frau auf einen Einsatz an Bord der ISS oder gar eine
Mission zum Mond hoffen. Unter den neuen ESA-Astronauten ist auch ein
Deutscher.
Die neuen ESA-Astronauten bei der Vorstellung im
ESA-Hauptquartier in Paris: Alexander Gerst (von
links), Andreas Mogensen, Samantha Cristoforetti,
und Timothy Peake.
Foto:
ESA / S. Corvaja [Gesamtansicht] |
Am Mittwoch hat die ESA die sechs neuen europäischen Astronauten vorgestellt.
Sie werden sich dem Europäischen Astronautenkorps anschließen und ihr Training
für die Vorbereitung künftiger Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS)
und in fernere Gefilde beginnen. Bei den neuen Astronauten handelt es sich um
die Italienerin Samantha Cristoforetti, den Deutschen Alexander Gerst, den Dänen
Andreas Mogensen, den Italiener Luca Parmitano, den Briten Timothy Peake und den
Franzosen Thomas Pesquet.
Die sechs Astronauten wurden im Rahmen eines europaweiten Verfahrens, das im
vergangenen Jahr begonnen hatte, aus 8 413 zugelassenen Bewerbungen ausgewählt
(astronews.com berichtete). Nach intensiver psychologischer, medizinischer und
fachlicher Prüfung sind sie nun beim zweiten von der ESA durchgeführten
Auswahlverfahren die ersten Neuzugänge des Europäischen Astronautenkorps seit
1992. Die Entscheidung für sechs Kandidaten fiel unter Berücksichtigung nicht
nur der im Rahmen der ESA-Programme und -Tätigkeiten, sondern auch der
Vereinbarung zwischen der italienischen Raumfahrtagentur ASI und der NASA
geplanten Fluggelegenheiten. Dies erfolgte in Abstimmung mit den italienischen
Behörden und im Einklang mit dem Beschluss des ESA-Rates aus dem Jahr 2002 zur
Einrichtung eines einzigen Astronautenkorps in Europa.
"Wir stehen an einem Wendepunkt der bemannten Raumfahrttätigkeiten der ESA.
Im vergangenen Jahr wurde die ESA mit dem Start des Columbus-Labors und
des automatischen Transferfahrzeugs Jules Verne ein Vollmitglied der
ISS-Partnerschaft. Jetzt treten wir in eine neue Phase ein, in der die
einzigartigen Möglichkeiten, die uns die ISS bietet, genutzt und die
internationale Exploration des Mondes und darüber hinaus vorbereitet werden", so
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.
"Für diese neue Etappe war die Rekrutierung junger Talente vonnöten, die in
der Lage sind, die Erfahrung bereits aktiver Astronauten zu nutzen und nach und
nach in die Rolle der Vertreter Europas im Weltraum hineinzuwachsen. Gemeinsam
mit ihren internationalen Kollegen werden die europäischen Astronauten ihre
Kompetenzen in den Dienst der Exploration stellen und ihre einzigartigen
Erlebnisse und Leistungen sowie ihr Vertrauen in die Zukunft zurück zur Erde und
ihren Bewohnern bringen. Sie stehen für eine Generation, die den Schritt von der
erdnahen Umlaufbahn zum Mond machen wird", fügte Dordain hinzu.
"Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis dieses Auswahlverfahrens", sagte die
Direktorin der ESA für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo. "Stolz als
Europäerin angesichts des Niveaus der Bewerber und stolz auf die
organisatorische Leistung der ESA und insbesondere des EAC. Dieses Ergebnis
übertrifft unsere kühnsten Erwartungen. Wir haben nicht nur eine Gruppe
herausragender Kandidaten, sondern auch eine Repräsentation europäischer Länder,
die die Unterstützung der bemannten Raumfahrt und der Exploration in Europa
stärkt. Nun, da eine Verlängerung der Einsatzdauer der ISS bis 2020 und darüber
hinaus ins Auge gefasst wird, bin ich der Überzeugung, dass die heutige
Vorstellung sechs neuer Astronauten zeigt, wo Europa steht. Der heutige Tag ist
für die europäische bemannte Raumfahrt ein ganz besonderer. Diese jungen
Menschen sind die nächste Generation europäischer Weltraumforscher. Ihnen steht
eine phantastische Karriere bevor, in der sie bei einer der größten
Herausforderungen unserer Zeit, der Rückkehr zum Mond und dem Vorstoß zu
ferneren Zielen als Teil der weltweiten Explorationsbemühungen, ganz vorn dabei
sein werden."
Europas neue Astronauten werden ihre Grundausbildung im Europäischen
Astronautenzentrum (EAC) in Köln in Angriff nehmen. Da die Einstellungskampagnen
der ISS-Partner der ESA ebenfalls abgeschlossen sind bzw. sich im Endstadium
befinden, werden die neuen Astronauten der ESA zu einer neuen Gruppe
internationaler Astronauten hinzustoßen, die auf künftige Missionen zur ISS ab
2013 vorbereitet werden.
Der Deutsche unter den neuen europäischen Astronauten Alexander Gerst wurde
1976 geboren, hat an der Universität Karlsruhe Geophysik studiert und stammt
ursprünglich aus der baden-württembergischen Stadt Künzelsau. Seit 1976 wurden
13 Deutsche für die Ausbildung zum Astronauten oder Kosmonauten ausgewählt. Zehn
der Ausgewählten waren seither auf 14 Missionen in der Erdumlaufbahn. Der erste
Deutsche im All war Sigmund Jähn, der - als Bürger der DDR - im August 1978 mit
der Mission Sojus 31 zur sowjetischen Raumstation Saljut 6
flog.
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