Beobachtungsflüge von Köln-Bonn aus
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
5. Februar 2021
Das Flugzeugobservatorium SOFIA von DLR und NASA ist ein
einmaliges Teleskop: Mit der fliegenden Sternwarte lassen sich Beobachtungen
oberhalb störender Atmosphärenschichten machen. Nach einem Wartungsaufenthalt in
Hamburg ist SOFIA nun am Flughafen Köln-Bonn eingetroffen. Von hier aus sollen
in den kommenden sechs Wochen Beobachtungsflüge durchgeführt werden.
SOFIA vor Flughafen-Kulisse: Am 4. Februar
2021 ist die fliegende Sternwarte SOFIA um 15:33
Uhr am Köln Bonn Airport gelandet. Von dort sind
nun 20 Forschungsflüge geplant.
Foto: Flughafen Köln /Bonn CGN [Großansicht] |
Am 4. Februar 2021 um 15:33 Uhr landete die fliegende Sternwarte des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der US-amerikanischen
Raumfahrtbehörde NASA auf dem Flughafen Köln-Bonn. Von dort aus wird sie bis zum
16. März den Nachthimmel über Europa erkunden. "Das Infrarot-Observatorium SOFIA
ist eines der größten deutsch-amerikanischen Projekte zur Erforschung des
Weltraums und unterstreicht, wie wichtig die Zusammenarbeit mit der NASA für uns
ist", erläutert Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Leiter der Deutschen
Raumfahrtagentur. "Wir freuen uns riesig, dass nun erstmals seit der Aufnahme
des wissenschaftlichen Betriebs eine vollständige wissenschaftliche Flugkampagne
von Deutschland aus stattfindet. SOFIA soll bis Mitte März 20 Flüge mit dem
deutschen Instrument GREAT, einem hochauflösenden Spektrometer, absolvieren und
dabei vor allem über Westeuropa im Einsatz sein."
"Wir nutzen SOFIAs Fähigkeit, von nahezu jedem Ort der Welt aus zu
beobachten, um überzeugende astronomische Untersuchungen durchzuführen", ergänzt
Dr. Paul Hertz, Leiter der Abteilung Astrophysik im Wissenschafts-Direktorat der
NASA. "Die Beobachtungskampagne aus Deutschland ist ein hervorragendes Beispiel
für die Zusammenarbeit zwischen der NASA und dem DLR, die seit mehr als 25
Jahren die Stärke des SOFIA-Projektes ausmacht."
SOFIA ist seit 2014 im vollen wissenschaftlichen Betrieb und wird
bislang von etwa 50 internationalen Forschergruppen genutzt. Einzigartig ist das
in den Rumpf des Flugzeugs integrierte 2,7-Meter-Teleskop für astronomische
Beobachtungen im Infrarot- und Submillimeter-Wellenlängenbereich. Diese
Wellenlängen sind aufgrund des Wasserdampfes in der Troposphäre vom Boden aus
nicht sichtbar. Daher fliegt SOFIA oberhalb von zwölf Kilometer Höhe. Das
Teleskop wurde von deutschen Fachleuten entwickelt und gebaut. Die NASA bringt
das Flugzeug in das Kooperationsprojekt ein. SOFIA erforscht die Entwicklung von
Milchstraßensystemen sowie die Entstehung und Entwicklung von Sternen und
Planetensystemen aus interstellaren Molekül- und Staubwolken.
Die fliegende Sternwarte beherbergt regelmäßig auch zwei deutsche
Fern-Infrarot-Instrumente, das hochauflösende Spektrometer GREAT (German
Receiver at Terahertz Frequencies), und das abbildende Linienspektrometer
FIFI-LS (Far Infrared Field Imaging Line Spectrometer). Während des Aufenthaltes
in Köln/Bonn wird ein internationales Team mit GREAT astronomische Beobachtungen
durchführen. Im Fokus liegen dabei Hinweise auf den Ursprung der sogenannten
kosmischen Strahlung und Erkenntnisse über die Prozesse bei der Entstehung
massereicher junger Sterne. Vor Beginn der Kampagne hatte SOFIA einen
mehrmonatigen Routinecheck bei Lufthansa Technik in Hamburg erfolgreich
absolviert. Auch das Teleskop wurde dabei auf Herz und Nieren überprüft (astronews.com
berichtete).
SOFIA, das einzige fliegende Infrarot-Observatorium der Welt, wird rund sechs
Wochen lang am Konrad-Adenauer-Flughafen in Köln-Bonn stationiert sein. Während
dieser Zeit soll die mobile Sternwarte insgesamt 20 Forschungsflüge mit dem
Instrument GREAT des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn
und des I. Physikalischen Instituts der Universität zu Köln absolvieren. Die
Flugrouten gehen von Deutschland bis über den Atlantik, über Skandinavien bis
zum Mittelmeer.
"Wir planen, viermal wöchentlich zu fliegen und können somit deutlich mehr
Untersuchungen und damit auch wissenschaftliche Ergebnisse liefern", erklärt Dr.
Alessandra Roy, SOFIA-Projektwissenschaftlerin in der Deutschen Raumfahrtagentur
im DLR. "Darunter befinden sich auch zwei große sogenannte Legacy-Projekte.
Diese Projekte sollen große Datensätze zu Themen von aktueller Relevanz
bereitstellen und ein Vermächtnis für die nächsten Jahre hinterlassen."
Das erste dieser Projekte beinhaltet die Suche nach Gasen, in denen sich ein
Wasserstoffatom mit einem anderen Element wie Argon oder Sauerstoff zu einfachen
Molekülen, sogenannten Hydriden, verbunden hat. Das Projekt soll Hinweise auf
Dichteschwankungen der kosmischen Strahlung liefern. Diese hochenergetisch
geladenen Teilchen strömen durch unsere Milchstraße. Das zweite Legacy-Projekt
widmet sich der Untersuchung der Wechselwirkung massereicher Sterne mit ihrer
Umgebung. Hierdurch wollen die Wissenschaftler versuchen zu verstehen, wie
massereiche junge Sterne die Wolken zerstören, in denen sie geboren wurden.
"Für mich als gebürtigen Kölner ist es besonders schön, SOFIA einmal
sozusagen 'vor der eigenen Haustüre' zu haben", sagt Heinz Hammes,
SOFIA-Projektleiter in der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. "Der Köln/Bonn
Airport wurde ausgewählt, weil dort die notwendige Infrastruktur zur Verfügung
steht und das üblicherweise milde Winterwetter in der Kölner Bucht mit hoher
Wahrscheinlichkeit einen ungestörten Flugbetrieb zulässt." Köln/Bonn habe zudem
alle Anforderungen des deutsch-amerikanischen SOFIA-Teams erfüllt - von den
Arbeits- und Labor-Plätzen bis hin zur erforderlichen behördlichen
Nachtflugerlaubnis.
Am Nachmittag des 4. Februar 2021 war SOFIA von Hamburg aus gestartet, wo das
Flugzeug bei Lufthansa Technik seit Ende September einen sogenannten C-Check
durchlaufen hatte. Diese große Wartung findet ungefähr alle drei Jahre statt.
Dabei werden Struktur, technische Systeme, Kabine und die Außenhaut eingehend
inspiziert und falls nötig repariert. Neben den routinemäßigen Test- und
Wartungsarbeiten wurde dieses Mal auch die Leistungsfähigkeit der Klimaanlage
erhöht, um die Umgebungstemperaturen für die empfindlichen Forschungsinstrumente
zu optimieren.
"Wir sind mit dem Verlauf der Arbeiten sehr zufrieden und erwarten nun
gespannt die neuen Wissenschaftsflüge", sagt SOFIA-Projektleiter Hammes. Nach
Abschluss der Kampagne wird SOFIA wieder nach Kalifornien zurückkehren, wo
bereits die nächste Flugkampagne vorbereitet wird.
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