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Die fliegende Sternwarte SOFIA befindet sich seit dem Wochenende in Deutschland: Die modifizierte Boeing 747SP mit einem 17 Tonnen schweren Infrarotteleskop an Bord landete am Sonnabend in Hamburg, wo in den kommenden viereinhalb Monaten umfangreiche Wartungsarbeiten durchgeführt werden sollen. Für die Zukunft des deutsch-amerikanischen Projekts sieht es inzwischen wieder deutlich besser aus.
Am Sonnabendmorgen um 8.44 Uhr MESZ war es endlich soweit: Die fliegende Sternwarte SOFIA, die normalerweise am Armstrong Flight Research Center der NASA in Kalifornien stationiert ist, landete auf dem Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel. Hier soll die modifizierte Boeing 747SP bis November in einer Halle von Lufthansa Technik überprüft und für kommende Beobachtungsflüge fit gemacht werden. Wie jedes Flugzeug, muss auch SOFIA regelmäßig eine gründliche Generalüberholung durchlaufen. SOFIA, was für "Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie" steht, ist ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR trägt 20 Prozent der Kosten für die fliegende Sternwarte, dafür erhalten deutsche Astronomen auch einen entsprechenden Anteil an der zur Verfügung stehenden Beobachtungszeit mit dem Teleskop. Die umfangreiche Wartung von SOFIA in Hamburg stellt einen Teil des DLR-Beitrags zur Finanzierung des Projekts dar. Die Freude bei DLR und NASA, dass SOFIA nun in Hamburg ihre schon seit langem geplante Generalüberholung antreten kann, dürfte in diesen Tagen noch größer gewesen sein, als die Beteiligten vielleicht noch vor einigen Monaten gedacht hatten: Im Frühjahr hatte es nämlich - trotz bereits vieler erfolgreich durchgeführter Beobachtungsflüge - für die Zukunft des Flugzeugteleskops eher düster ausgesehen (astronews.com berichtete): Im vom US-Präsidenten vorgelegten Haushaltsplan fehlten die Mittel zum Betrieb von SOFIA.
Die mögliche Folge: Das einmalige Teleskop, dessen Entwicklungsphase offiziell erst Ende Mai 2014 endete, hätte ab 2015 eingemottet werden müssen. Inzwischen jedoch haben sich die Aussichten für SOFIA deutlich gebessert. Beide Häuser des amerikanischen Kongresses unterstützen Änderungen beim NASA-Haushalt, die auch einen Weiterbetrieb von SOFIA im geplanten Umfang erlauben würden. Dass diese Änderungen im Spätsommer oder Herbst Gesetz werden, gilt nur noch als Formsache. Ohne die Zuversicht, dass es mit dem Projekt noch mindestens einige Jahre weitergeht, so war bei einem Pressetermin am Sonnabend einmütig von Vertretern von NASA und DLR zu hören, hätte man die jetzt begonnene Generalüberholung gar nicht begonnen. Die Arbeiten werden zwischen acht und elf Millionen Euro kosten. Insgesamt ist SOFIA auf eine Nutzungsdauer von 20 Jahren ausgelegt. Bei SOFIA handelt es sich um eine Boeing 747SP, wobei "SP" für "Special Performance" steht. Sie hat einen wesentlich kürzeren Rumpf, aber die gleiche Leistung wie normale Jumbojets und kann daher eine deutlich größere Flughöhe erreichen. SOFIA macht ihre Beobachtungen in einer Höhe von zwölf bis 14 Kilometern und fliegt damit einige Kilometer höher als normale Verkehrsflugzeuge und oberhalb des Wasserdampfs in der Atmosphäre. Auf diese Weise kann mit dem Teleskop an Bord die Infrarotstrahlung nahezu verlustfrei beobachtet werden. Zudem gibt es in dieser Höhe weniger Luftunruhen. Für Lufthansa Technik in Hamburg ist die Wartung von SOFIA keine alltägliche Aufgabe. Zwar hat man hier regelmäßig mit riesigen Privatmaschinen und den ausgefallenen Wünschen von Superreichen und Regierungen zu tun, doch ist ein Jumbojet mit einem 17 Tonnen schweren und über zwei Meter durchmessenden Teleskop an Bord doch schon etwas Besonderes. Im Rumpf befindet sich dafür zudem eine vier mal sechs Meter große Luke, die sich für die Beobachtungen während des Flugs öffnet. Insgesamt hätte man in den kommenden viereinhalb Monaten 2.100 verschiedene "Events" geplant und wolle zudem 30 Modifikationen durchführen, erläutert Andreas Britz von Lufthansa Technik. Eine Herausforderung seien dabei vor allem die vielen Kabel zur Steuerung von Teleskop und Instrumenten, die SOFIA von anderen normalen Flugzeugen unterscheiden würden. Man werde sich aber bemühen, so Britz, aus diesem "Oldtimer" wieder ein fast neues Flugzeug zu machen. Mit viereinhalb Monaten seien dabei etwa eineinhalb Monate mehr eingeplant als bei anderen Flugzeugen dieses Typs. SOFIA wurde 1977 von der amerikanischen Fluglinie PanAm als "Clipper Lindbergh" in Dienst gestellt. Die Boeing 747SP wurde von 1975 bis 1986 produziert. Der Typ wird von Boeing selbst nicht mehr gewartet. Lufthansa Technik in Hamburg verfügt über umfassende Erfahrung mit der Instandsetzung und Wartung dieses Flugzeugtyps, so dass SOFIA bei den Hanseaten in den besten Händen sein dürfte. Auch Eddie Zavala, der SOFIA-Projektleiter bei der NASA, war am Sonnabend froh, dass das Flugzeugteleskop nun in Hamburg ist und für die kommenden Forschungsflüge fit gemacht wird. Rund 90 solcher Flüge gab es bereits, auf denen unter anderem entstehende Sterne und Planetensysteme untersucht wurden. Ab November 2014 soll es dann weitergehen - mit rund 100 Beobachtungsflügen pro Jahr. Der große Vorteil von SOFIA ist, so erläutert DLR-Projektleiter Alois Himmes, dass im Unterschied zu Weltraumteleskopen "bei SOFIA ständig verbesserte oder sogar neu entwickelte Instrumente mit aktueller Technologie eingesetzt werden. SOFIA ähnelt einem Weltraumobservatorium, das allerdings nach jedem Flug wieder zur Erde zurückkehrt." Das DLR war bei der Entwicklung von SOFIA unter anderem für den Bau des Teleskops verantwortlich. Ohne diese Zusammenarbeit, so Zavala am Sonnabend, wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. An die Tage im Frühjahr, in denen er und seine Mitarbeiter von den geplanten Budgetkürzungen überrascht wurden, erinnert sich Zavala noch ganz genau. Er hätte seinem Team gesagt, dass man sich weiter auf die Arbeit konzentrieren solle, um jedem zu beweisen, was für ein wissenschaftlich wertvolles Projekt SOFIA ist. Er blickt auf das große weiße Flugzeug vor der riesigen Halle und sagt: "Es ist doch mein Baby. Ich weiß, dass sie gut ist."
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