Erster Wissenschaftsflug der fliegenden Sternwarte
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
2. Dezember 2010
Das deutsch-amerikanische Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie
(SOFIA) hat den wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen. Am Montag startete das
Teleskop im Jumbojet zu einem ersten wissenschaftlichen Beobachtungsflug. Dabei
nahmen die Astronomen das Sternbild Orion mit seinen Sternentstehungsgebieten
ins Visier. Mit Ablauf und Ergebnissen des Beobachtungsflugs zeigten sich die
Forscher zufrieden.
Das Stratosphären-Observatorium SOFIA. In der
Öffnung im Rumpf der Boeing 747SP ist das in
Deutschland gebaute 2,5 Meter-Teleskop zu
erkennen.
Foto: NASA / Carla Thomas |
Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) der
amerikanischen Weltraumbehörde NASA und des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) hat den wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen. Am
30. November 2010 um 19.34 Uhr Ortszeit startete SOFIA von der NASA
Dryden Aircraft Operations Facility in Palmdale im US-Bundesstaat
Kalifornien zu ihrem ersten wissenschaftlichen Beobachtungsflug. Ziel
der nächtlichen Beobachtungen war das Sternbild Orion mit seinen
Sternentstehungsgebieten, deren Infrarotinformationen von der Erde aus
aufgrund des Wasserdampfs in der Atmosphäre praktisch nicht beobachtbar
sind. SOFIA landete am 1. Dezember 2010 um 5.28 Uhr Ortszeit (14.28 Uhr
MEZ) wieder in Palmdale.
Mit an Bord waren Terry Herter als leitender Wissenschaftler und seine
Kollegen von der Cornell University mit ihrer hochempfindlichen
Infrarotkamera FORCAST (Faint Object InfraRed-CAmera for the SOFIA
Telescope), die Daten im spektralen Bereich von 5 bis 40
Mikrometern erfassen kann. Das erste Bild des ersten Wissenschaftsflugs
zeigt das Sternbild Orion, wie es mit FORCAST beobachtet wurde. "Der
erste Wissenschaftsflug hat gezeigt, dass das SOFIA-Observatorium sehr
gut funktioniert. Die Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen und
deutschen Projektpartnern läuft hervorragend", sagt Alois Himmes,
SOFIA-Projektleiter des DLR.
"Diese ersten wissenschaftlichen Flüge dienen dazu, die Potentiale von
SOFIA zu überprüfen und die Leistungsfähigkeit dieser weltweit
einzigartigen fliegenden Sternwarte zu demonstrieren", erklärt Prof.
Alfred Krabbe, Leiter des Deutschen SOFIA-Instituts der Universität
Stuttgart. In dieser ersten wissenschaftlichen Beobachtungsnacht konnte
Herter Orion etwa 35 Minuten lang beobachten. Nach weiteren zwei Flügen,
die in den nächsten Tagen stattfinden sollen, wird er sich mit seinen
Kollegen der Datenauswertung widmen und bald die ersten
wissenschaftlichen Ergebnisse von SOFIA präsentieren können. Schon jetzt
steht für Terry Herter fest: "SOFIA ist ein großartiges
Infrarot-Teleskop."
Der Beginn der wissenschaftlichen Beobachtungen markiert den Übergang
von SOFIA als Testplattform hin zu einem fliegenden Observatorium. "Von
nun an steht den Astronomen aus aller Welt ein einmaliges und
vielseitiges Werkzeug zur Untersuchung des Universums zur Verfügung",
sagt Alois Himmes. Die Phase des wissenschaftlichen Betriebs ist für
eine Dauer von 20 Jahren geplant. Anfang März 2011 soll das deutsche
Fern-Infrarot-Spektrometer GREAT (German REceiver for Astronomy at
Terahertz Frequencies) unter der Leitung von Rolf Güsten vom
Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn seinen ersten Einsatz an
Bord von SOFIA haben, dem ebenfalls nach kurzer Zeit zwei weitere Flüge
folgen sollen.
Die SOFIA-Beobachtungen demonstrieren die Stärken dieses Observatoriums
wie etwa die Möglichkeit, einen sehr weiten Bereich des
elektromagnetischen Spektrums zu detektieren. "Mit SOFIA und GREAT
können wir anhand von Moleküllinien zum Beispiel die astrochemischen
Bedingungen im interstellaren Medium heller Sternentstehungsregionen
studieren", erklärt Hans Zinnecker, stellvertretender Direktor des
Wissenschaftlichen Zentrums am NASA Ames Research Center in Mountain
View.
Mit dem in eine modifizierte Boeing 747SP integrierten 2,5
Meter-Teleskop werden astronomische Beobachtungen im Infrarot- und
Submillimeter-Wellenlängenbereich weitgehend oberhalb der hierfür
störenden irdischen Lufthülle durchgeführt. Schwerpunkt der
wissenschaftlichen Zielsetzung ist die Erforschung der Entwicklung von
Milchstraßensystemen sowie die Entstehung und Entwicklung von Sternen
und Sonnensystemen aus interstellaren Molekül- und Staubwolken. SOFIA
ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) und der NASA.
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