"First Light" für Teleskop im Jumbojet
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
28. Mai 2010
Das deutsch-amerikanische Stratosphären-Observatorium für
Infrarot-Astronomie (SOFIA) erreichte in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai
2010 mit dem "First Light" einen wichtigen Meilenstein. Zum ersten Mal hat
diese weltweit einzige fliegende Sternwarte, die gemeinsam von der NASA und
dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben wird,
astronomische Infrarotobjekte im Flug beobachtet.
Ein zusammengesetztes Infrarotbild vom
Jupiter aus Aufnahmen, die SOFIA während des
"First Light"-Flugs bei Wellenlängen von 5,4
(blau), 24 (grün) and 37 Mikrometer (rot) mit der
FORCAST-Kamera der Cornell University gemacht
hat. Der weiße Streifen zeigt einen Blick durch
eine vergleichsweise transparente Wolke in den
wärmeren Innenbereich vom Jupiter.
Bild: NASA / DLR / Cornell
University
Infrarotbild vom zentralen Bereich der Galaxie
M82.
Bild: NASA / DLR / Cornell
University sowie N. A. Sharp / NOAO / AURA / NSF
(optische Aufnahme) [Großansicht] |
Die stark modifizierte Boeing 747SP, die mit einem unter DLR-Leitung in
Deutschland gebauten 2,70-Meter-Spiegelteleskop ausgestattet ist, startete am
25. Mai 2010 um 21.45 Uhr Ortszeit von seiner Heimatbasis, der NASA Dryden
Aircraft Operations Facility im kalifornischen Palmdale. Während des
achtstündigen Flugs in einer Höhe von bis zu elf Kilometern hat die 18-köpfige,
aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern bestehende Besatzung die
Leistungsfähigkeit des Teleskops ausgiebig getestet und erste Infrarotaufnahmen
von Testobjekten am Nachthimmel gemacht.
Als krönenden Abschluss der Nacht machte die FORCAST-Kamera Aufnahmen von der
Galaxie M82 und dem Planeten Jupiter bei verschiedenen Infrarotwellenlängen. Für
erdgebundene Teleskope sowie für die gegenwärtig betriebenen Weltraumteleskope
sind solche Daten absolut unzugänglich. Das "Dreifarbenbild" vom Jupiter zeigt
die Hitze, die durch Lücken in seiner Wolkendecke entweicht, mit den Aufnahmen
von M82 späht FORCAST in die interstellaren Staubwolken hinein und zeigt mehrere
Knoten, in denen jeweils zehntausende von Sternen entstehen.
"SOFIA vereinigt die Effektivität von satellitengestützten Teleskopen mit der
vergleichsweise leichten Wartung von erdgebundenen Sternwarten", fasst Alois
Himmes, SOFIA-Projektleiter des DLR, die Vorteile der fliegenden
Infrarotsternwarte zusammen. "SOFIA ist vergleichbar einem
Weltraumobservatorium, das jeden Morgen nach Hause kommt", so Himmes weiter.
"Bei maximaler Beobachtungshöhe lässt SOFIA mehr als 99 Prozent des Wasserdampfs
in der Erdatmosphäre unter sich und kann somit einen Großteil der kosmischen
Infrarotstrahlung empfangen", ergänzt Paul Hertz, Programmwissenschaftler der
NASA.
Das Team, das die "First Light"-Beobachtungen durchgeführt hat, bestand aus
einer internationalen Crew von NASA, der Universities Space Research
Association (USRA) und dem Deutschen SOFIA-Institut (DSI). Mit an Bord
waren auch Terry Herter und seine Kollegen von der Cornell University
in Ithaca im US-Bundesstaat New York, die ihre hoch empfindliche Infrarotkamera
FORCAST (Faint Object InfraRed-CAmera for the SOFIA Telescope) erstmals
im Flug ausprobierten. "Mit FORCAST an Bord von SOFIA können wir in wenigen
Minuten beobachten, was vom Erdboden aus entweder ganz unmöglich ist oder nur
mit vielen Stunden Belichtungszeit erreicht werden kann", erläutert Herter.
Das Teleskop selbst ist allen Erwartungen mehr als gerecht geworden. "Die nur
durch sehr aufwändige Regelungstechnik erreichbare Bildstabilität und Präzision
der Teleskopausrichtung haben unsere Vorgaben voll erfüllt und sogar
übertroffen. Eine außerordentliche Ingenieursleistung, insbesondere wenn man
bedenkt, dass diese astronomischen Beobachtungen mit einem Großteleskop aus
einem Flugzeug mit geöffneter Luke heraus bei 800 Kilometern pro Stunde (500
Meilen pro Stunde) erfolgten", freut sich Thomas Keilig, als DSI-Chefingenieur
für den Testbetrieb des SOFIA Teleskops verantwortlich.
"Ein erster Blick auf die 'First Light'-Daten zeigt, dass die Aufnahmen in
der Tat scharf genug sind, um damit Astronomie an der vordersten Forschungsfront
betreiben zu können. Jetzt geht es endlich los", bestätigt Alfred Krabbe,
Direktor und wissenschaftlicher Leiter des DSI. USRA und DSI leiten den
wissenschaftlichen Betrieb von SOFIA im Auftrag von NASA und DLR.
Für Bob Meyer, SOFIA-Programm-Manager der NASA, ist dieser erfolgreiche
First-Light-Flug "der Lohn vieler Jahre harter Arbeit. Hunderte von motivierten
und engagierten Menschen haben dazu beigetragen, diese fantastische
Beobachtungsplattform der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zur
Verfügung zu stellen".
"Für mich persönlich geht ein Traum in Erfüllung, auf den ich seit nahezu 25
Jahre warte", strahlt Hans-Peter Röser, Direktor des Instituts für
Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart, an dem das DSI angesiedelt ist und
der seinerseits ab 1985 die deutsch-amerikanische Kooperation zu SOFIA mit in
die Wege leitete. "Dies ist ein enormer Schritt in die Richtung
spektroskopischer Beobachtungen des kalten Universums", ergänzt DSI-Direktor
Alfred Krabbe. "Wir warten nun mit Spannung auf die kommenden Beobachtungen mit
dem deutschen Fern-Infrarot-Spektrometer GREAT (German REceiver for
Astronomy at Terahertz Frequencies) unter der Leitung von Rolf Güsten am
Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.
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