Das bislang masseärmste Schwarze-Loch-Paar
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
16. November 2017
In den Daten der beiden LIGO-Detektoren
wurden jetzt die Gravitationswellen der Verschmelzung des bislang masseärmsten
Schwarze-Loch-Duos nachgewiesen. Die Kräuselungen der Raumzeit hatten in den
frühen Morgenstunden des 8. Juni 2017 die Erde erreicht. Die Verschmelzung
ereignete sich in einer Entfernung von rund einer Milliarde Lichtjahre.
Mit LIGO wurden erneut Gravitationswellen
von der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher
nachgewiesen.
Bild: LIGO/T. Pyle [Großansicht] |
Am 8. Juni 2017 um 4:01 Uhr MESZ haben die beiden LIGO-Detektoren ein fünftes
Gravitationswellensignal von der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher
beobachtet. Das Ereignis hat die Bezeichnung GW170608 erhalten. Die kosmische
Kollision ereignete sich rund eine Milliarde Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die beiden Schwarzen Löcher hatten die 12- bzw. 7-fache Masse unserer Sonne.
Damit ist dies das bislang leichteste von LIGO beobachtete Doppelsystem
Schwarzer Löcher.
Wie schon bei den vorherigen Nachweisen haben Forschende am
Albert-Einstein-Institut in Potsdam und Hannover und an der Leibniz Universität
Hannover wichtige Beiträge zur Entdeckung geleistet. Die LIGO Scientific
und die Virgo-Kollaborationen gaben die Entdeckung gestern bekannt.
Weil es das bislang leichteste Doppelsystem Schwarzer Löcher ist, stellt
GW170608 eine Verbindung zu anderen astrophysikalischen Systemen dar, die
Schwarze Löcher enthalten, beispielsweise zu Röntgendoppelsternen geringer
Masse. Es deutet außerdem darauf hin, dass die Schwarzen Löcher aus einer
jüngeren Sterngeneration stammen könnten. Diese Sterne enthalten einen höheren
Anteil an schwereren Elementen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten zudem fest, dass
GW170608 mit den Vorhersagen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie
übereinstimmt. Sie leiteten außerdem Obergrenzen für die Masse des Gravitons ab,
die mit den Obergrenzen aus vorherigen Beobachtungen vereinbar sind. Als
Graviton bezeichnen die Physiker ein hypothetisches Austauschteilchen in der
Quantentheorie der Gravitation. Es übernimmt eine ähnliche Rolle wie das Photon
in der Beschreibung elektromagnetischer Wellen.
Die LIGO Scientific und die Virgo-Kollaborationen bereiten
derzeit einen vollständigen Katalog von Gravitationswellenereignissen von der
Verschmelzung von Doppelsystemen vor, die sie im zweiten Beobachtungslauf "O2",
der am 25. August 2017 endete, detektiert haben. Der Katalog wird außerdem
Kandidatensignale mit geringer statistischer Signifikanz und andere Systeme als
Doppelsysteme stellarer Schwarzer Löcher enthalten.
Gravitationswellen sind "Kräuselungen" in der Raumzeit, die vor hundert
Jahren von Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie
vorhergesagt wurden. Einstein selbst glaubte nicht daran, dass
Gravitationswellen einmal irgendwann tatsächlich nachzuweisen sein könnten - zu
gering sind die Veränderungen, die diese in der sogenannten Raumzeit bewirken.
Der erste direkte Nachweis von Gravitationswellen wurde in diesem Jahr mit dem
Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Der aktuellen Fund wird in einem Fachartikel beschrieben, der in der
Zeitschrift Astrophysical Journal Letters erscheinen soll.
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